Der Alpenkonig und der Menschenfeind | Page 3

Ferdinand Raimund
Italien, und die Frauenzimmer sollen dort sehr sch?n sein.
Lischen. Hahaha, warum nicht gar! Ich kenne in der Welt nur ein sch?nes Frauenzimmer. Sie werden mich verstehen, Fr?ulein.
Malchen (nimmt es auf sich). Du bist zu galant, Lischen, das verdien ich nicht.
Lischen (beiseite). Die glaubt, ich mein sie, wie man nur so eitel sein kann--und ich meine mich.
Malchen. So, Lischen, jetzt sind die Locken alle offen--jetzt halt nur gut, der Alpenk?nig tut uns nichts.
Lischen. Ach ums Himmels willen, nennen Sie doch den abscheulichen Alpenf��rsten nicht--(erschrickt) es rauscht ja etwas im Geb��sche, Himmel, ich la? den Spiegel fallen. (Ein Auerhahn fliegt aus dem Geb��sche auf. Sie schreit.) Ach der Alpenk?nig! (L?uft mit dem Spiegel fort.)
Malchen (nachrufend). Lischen, Lischen, was schreiest du denn, es ist ja nur ein Vogel. Ach du lieber Himmel, sie hat ja den Spiegel mitgenommen, die l?uft ganz sicher nach Hause. Lischen, so h?re doch! Entsetzlich, meine Locken, wenn jetzt August k?mmt und mich so erblickt. Das ��berleb ich nicht. Ach du lieber Himmel, wie h?tt ich mir das vorstellen k?nnen, das ist doch das gr??te Ungl��ck, das einem Menschen begegnen kann. (Besinnt sich.) Aber pfui, Malchen, was ist das f��r eine Eitelkeit, August wird dich doch nicht deiner Locken wegen lieben? (?rgerlich.) Aber die Locken tragen dazu bei, wenn die M?nner nun einmal so sind, was kann denn ich daf��r? Und warum hei?en sie denn Locken, wenn sie nicht bestimmt w?ren, die M?nner anzulocken? (Sieht in die Szene.) Ach, dort eilt er schon den H��gel herauf. O welche Freude (h��pft), welche Freude! (Pl?tzlich stille.) Wenn nur die fatalen Locken nicht w?ren! Ich will mich hinter den Rosenbusch verstecken, vielleicht bring ich sie doch ein wenig zurechte. (Verbirgt sich hinter das Rosengeb��sche.)

F��nfter Auftritt
August im einfachen Reiseanzug, eine Mappe unter dem Arme.
August. Von dem meerumwogten Strande, Aus dem wunderholden Lande, Wo die goldnen ?hrenfelder Wechseln mit Orangenw?lder, Wo die stolzen Apenninen ��ber alte Gr??e sinnen, Wo die Kunst mit Geisteswaffen Das Vollendetste erschaffen, Wo die ungeheuren Reste Der zerfallenen Pal?ste An die Kraft der Zeit uns mahnen Und wir bebend Hohes ahnen: Aus dem Tempel der Natur Kehr ich heim zur stillen Flur. Denn im biedern Vaterlande Ketten mich die teuern Bande Zarter Liebe, fester Treue, Und der Riesenbilder Reihe, Die wie Tr?ume mich umwehen, Schlie?t ein frohes Wiedersehen.
Seid mir gegr��?t, ihr heimatlichen Berge! O Erinnerung, wie nah trittst du an mich und reichst mir einen sch?nen Kranz, geflochten aus vergangnen Freuden. Und doch mu? ich bei all dem Sch?nen hier das Sch?nste noch vermissen, bei all dem Lieben fehlt mein Liebstes mir. Wo bist du, teures Malchen? Warum erwartest du mich nicht? Sollte sie meinen Brief nicht empfangen haben? Ist sie krank? Vielleicht kann sie so fr��h vom Haus nicht fort. Sie k?mmt gewi?. Ich will indes die Gegend zeichnen hier, die sie so liebt, und zum Geschenk ihrs bieten, wenn sie naht. (Er setzt sich auf den Baumstamm und zeichnet.) Wie herrlich dort die Alpe gl?nzt im Sonnenstrahl, die heitre Luft, und hier--der dunkle Fels, der ��ppge Rosenstrauch--nur eins gef?llt mir nicht, die bleichen Rosen machen sich nicht gut, ich w��?te sch?nere, die auf ihren Wangen bl��hn. W?r nur Malchen hier, sie sagte mir gewi?, was ich f��r Farben w?hlen soll.
Malchen (?ffnet mit beiden H?nden den Rosenstrauch und blickt liebevoll hervor, so da? sie mit halbem Leibe sichtbar ist und sagt z?rtlich). La? sie blau sein wie Best?ndigkeit.
August (h?chst entz��ckt). Amalie!
(Sie st��rzen sich in die Arme.)
Malchen. August, lieber August!
Astragalus (erscheint auf dem Fels im Vordergrunde und ruft). Heisa he! da gehts ja lustig zu im Alpentale. (Er st��tzt sich auf sein Gewehr und behorcht das folgende Gespr?ch.)
August. Liebes, sch?nes, gutes Malchen--(pl?tzlich scherzhaft) b?ses Malchen, warum hast du mich auch nur einen Augenblick geneckt?
Malchen. Sei nicht b?se, lieber August!
August. Daf��r r?ch ich mich durch diesen Ku?. (K��?t sie.)
Malchen. O du rachs��chtiger Mensch!
August (sanft). Bist du ungehalten dar��ber?
Malchen (unschuldig). Gott bewahre, r?che dich nur. B?se Leute sagen, die Rache sei s��?, und auf diese Weise m?cht ich es beinahe glauben.
August. Gutes Malchen! Wie gl��cklich f��hl ich mich, dich wieder zu sehen, nichts soll uns trennen als der Tod
Malchen. Und mein Vater, August, der ist noch weit ��ber den Tod. Wenn der gute Vater nur nicht gar so b?se auf mich w?re!
August. Sorge nicht, Malchen, wenn er die Fortschritte meiner Kunst erfahren wird, wenn er sich von der Best?ndigkeit meiner Liebe ��berzeugt, so kann uns seine Einwilligung nicht entgehen. Ich will noch heute zu ihm.
Malchen. Ach, das ist vergebens. Mein Vater spricht niemand au?er seiner Familie, nur selten die Dienerschaft. Er ist zum Menschenfeind geworden.
August. Unm?glich, und du r��hmtest mir sein Herz, seine Rechtlichkeit.
Malchen. Er besitzt beides. Doch du wei?t, da? mein Vater, als er in der Stadt noch den ausgebreiteten Buchhandel hatte, um gro?e Summen betrogen wurde, die er aus Gutm��tigkeit an falsche Freunde verlieh. Undank und Niedertr?chtigkeit brachten ihn zu
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