Kind und
da kämen nicht so fatale Sachen vor wie z. B. gestern, wo die jungen
Pfäfflings durch den Hof gesprungen seien und die Stangen
umgestoßen hätten, die das Waschseil hielten, so daß die frisch
gewaschene Wäsche auf den Hof gefallen sei und die Hausfrau alles
noch einmal habe waschen müssen.
»So etwas habt ihr getan, Kinder?« rief Vater Pfäffling und wandte sich
nach den Angeschuldigten um; aber merkwürdigerweise standen bloß
noch die Mädchen da, die Knaben hatten sich einer nach dem andern
beim Erscheinen des Hausherrn hinausgedrückt. Doch nicht alle,
Frieder, der kleine Dicke, stand noch beim Vater.
»Glauben Sie nicht, daß ich solche Unarten unbestraft lasse,« sagte
Herr Pfäffling zum Hausherrn. »Sie dürfen ja nur klagen, dann werden
die Jungen bestraft. Kommt nur gleich her, ihr Schlingel,« rief der
Vater und faßte den Kleinen, der ihm zunächst stand. »Wo sind denn
aber die andern, sie waren doch eben noch da? Wegen dir allein ist
mir's gar nicht der Mühe wert anzufangen, schnell hole deine Brüder.«
Der Frieder ging und rief mit weinerlichem Stimmchen die Brüder; von
denen war aber nichts zu sehen und nichts zu hören, er kam allein
zurück und sagte: »Sie sind alle fort.«
Da lachte der Hausherr und sagte: »Die sind nicht so dumm wie du,
spring doch nur auch davon, du brauchst nicht für die andern die
Schläge zu kriegen, du bist ja gar nicht einmal dabei gewesen.« Und
dann wandte der Hausherr sich zu Herrn Pfäffling: »Es ist nicht nur
wegen der Kinder,« sagte er, »die sind ja gut in Zucht, aber ich kann's
meinen Verwandten nicht abschlagen, daß sie zu mir ins Haus ziehen.«
Der Hausherr ging, die Eltern sahen sich bestürzt an. So billig wie sie
hier seit zehn Jahren gewohnt hatten, würden sie jetzt nirgends
unterkommen, und schon der Auszug kostet Geld. Herr Pfäffling ging
mit langen Schritten hin und her und schalt bald über die Kinder, bald
über den Hausherrn. »Wäre ich nur schon fort gewesen,« rief er endlich,
»hätte ich nur meine Reise schon in Sicherheit gebracht, jetzt wird
nichts mehr daraus oder meinst du, es ginge doch?« fragte er, hielt mit
seinem raschen Gang inne vor seiner Frau, die ganz betroffen am Tisch
stand und in Gedanken verloren auf die Karte niedersah.
»Meinst du, es reicht vielleicht doch zur Reise?« wiederholte Herr
Pfäffling. Sie sah ihn traurig an: »Wenn's nur zum Leben reicht,« sagte
sie, »wer weiß, wieviel Miete wir künftig zahlen müssen!« Da ging er
wieder auf und ab, der Ärger wich und die Sorge kam; immer
langsamer und nachdenklicher wanderte er durch das Zimmer und als
er wieder am Tisch vorbeikam, faltete er sorgfältig die Karte vom
Fichtelgebirge, reichte sie einem der Kinder und sagte traurig: »Tragt
sie nur wieder in die Buchhandlung zurück und sagt, der Vater brauche
keine Reisekarte.«
* * * * *
»An Wohnungen fehlt's wenigstens nicht,« sagte Herr Pfäffling, als er
am nächsten Tag den Anzeiger mit heimbrachte, in dem ganze Reihen
Wohnungen zur Miete angeboten waren. Und er machte sich auf den
Weg, um solche anzusehen, die ihm passend erschienen. In der
Langenstraße waren zwei ausgeschrieben. Die erste war zu teuer, die
zweite noch viel teurer. Unser Musiklehrer erschrak ordentlich. »Wenn
ich so viel Miete zahlen müßte, dann bliebe uns kein Geld mehr übrig
fürs tägliche Brot,« sagte er und wanderte weiter hinaus, der Vorstadt
zu, eine endlose Straße entlang, bis er Nr. 80 erreicht hatte, wo eine
Wohnung frei war. Ja, da war es nicht mehr so schrecklich teuer, da
konnte man sich doch auf Unterhandlung einlassen. Der Hausherr
führte ihn durch die Zimmer. Ein wenig klein waren diese. Herr
Pfäffling stellte im Geist die Bettstellen und sprach so halblaut vor sich
hin: »Hier mein Bett und das von meiner Frau, hier Karl, Wilhelm und
Otto, hier Marianne, da Frieder --«
»Ja, erlauben Sie einmal,« unterbrach ihn jetzt der Hausherr, »wieviel
haben Sie eigentlich Kinder?«
»Wir haben sieben.«
»Sieben. Bei sieben tut's mir leid, daß ich Ihnen sagen muß, sieben
nehme ich nicht in meine Wohnung. Ich habe meist so Parteien mit
einem Kind, auch zwei und drei lasse ich mir gefallen, aber vier sind
mir schon zu viel und gar sieben, nein, da ist mir's doch zu leid um
meine neuen Fußböden, lieber lasse ich die Wohnung leerstehen.«
»So,« entgegnete Herr Pfäffling, »dann will ich auch nicht länger auf
Ihren kostbaren Fußböden herumtreten,« und ärgerlich verließ er das
Haus.
Nun hinaus in die Sonnenstraße, dort gibt es auch einfache Häuser. Ein
großer, weißer Zettel am Fenster des dritten Stocks zeigte schon von
weitem, daß hier etwas zu hoffen war. Der Werkmeister Schall war der
Besitzer. Er stand unter der Haustüre und zeigte bereitwillig die
Wohnung. Diesmal überlegte Pfäffling nur ganz in der Stille, wie sich
die Betten stellen ließen. Von seinen sieben Kindern ließ er nichts
verlauten. Die Wohnung
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