Das kleine Dummerle

Agnes Sapper
Das kleine Dummerle, by Agnes
Sapper

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Title: Das kleine Dummerle und andere Erzählungen
Author: Agnes Sapper
Release Date: November 7, 2006 [EBook #19733]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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KLEINE DUMMERLE ***

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Das kleine Dummerle
und andere Erzählungen

Zum Vorlesen im Familienkreise von Agnes Sapper

Vierte Auflage 13.-16. Tausend
Stuttgart 1915 Verlag von D. Gundert

Druck: Christliches Verlagshaus, Stuttgart.

Vorwort zur dritten Auflage.
Die Titelgeschichte des vorliegenden Buches hat sich im Laufe der
Jahre weiter entwickelt. Das kleine Dummerle ist groß geworden. Wer
über seine Kindheit und Jugend noch mehr hören möchte, findet in den
beiden Büchern: »Die Familie Pfäffling« und »Werden und Wachsen«
die weiteren Erlebnisse des kleinen Frieder und der ganzen
Pfäfflings-Familie.
Würzburg, Dezember 1912. Die Verfasserin.

Inhalt.
Seite 1. Das kleine Dummerle 5 2. Hoch droben 32 3. Im Thüringer
Wald 36 4. Der Akazienbaum 104 5. Wie Johannes Ruhn Kaufmann
wurde 107 6. Ein geplagter Mann 118 7. Helf, wer helfen kann 144 8.
Ein Wunderkind 150 9. Mutter und Tochter 161 10. Die Feuerschau
187 11. In der Adlerapotheke 193 12. Bei der Patin 228 13. Regine
Lenz 294

Das kleine Dummerle.
Am 1. Juli, mittags um 12 Uhr, kam Herr Musiklehrer Pfäffling in

bester Laune aus der Musikschule. Er hatte heute seinen Gehalt
eingenommen und außerdem noch eine ganz nette Summe für
Hausunterricht. Ja, er hatte sich mit allerlei fleißigen und faulen
Schülern redlich geplagt, das ganze Jahr hindurch, hatte Violin- und
Flöten-, Klavier- und Zitherstunden gegeben von frühmorgens bis spät
abends. Nun winkte die Ferienzeit; in 14 Tagen sollte sie beginnen, und
zum erstenmal seit vielen Jahren hatte Herr Pfäffling so viel erspart,
daß er eine Ferienreise unternehmen konnte. Fast unerlaubt kam es ihm
vor, sich solchen Aufwand zu gestatten, denn er war Familienvater und
hatte sieben Kinder. Aber seine Frau war vor Jahren auch einmal
verreist gewesen, seitdem galt es für ausgemacht, daß nun er an der
Reihe sei. So wollte er denn fort; nicht weit, nur nach Bayreuth, wo so
herrliche Musik zu hören war, und von dort noch ein wenig ins
Fichtelgebirge, um Wald- und Bergluft zu genießen, solange eben das
Geld reichte. So ging Herr Pfäffling gleich von der Schule aus in die
Buchhandlung, erwarb sich dort eine Karte vom Fichtelgebirge, und
weil er sie schon auf dem Weg nach Hause studierte, so kam er später
heim als sonst und fand die ganze Familie um den gedeckten Tisch
versammelt. Da war seine getreue Hausfrau, die einstweilen die Suppe
ausschöpfte; auf der einen Seite des Tisches saßen die ältesten, drei
große Lateinschüler, und ihnen gegenüber die Zwillingsschwestern,
zwei zehnjährige Mädchen. Neben der Mutter hatte das Jüngste seinen
Platz, das dreijährige Töchterchen. Diese sechs saßen schon um den
Tisch. Der siebente aber, der Frieder, ein kleiner Abcschütz mit einem
gutmütigen Gesichtchen, stand am Fenster und spielte auf einer
Ziehharmonika.
In solchem Familienkreis geht es lebhaft zu und die Hausfrau findet oft
kaum Zeit zum Essen, bis sie den Kindern vorgelegt hat, und es ist ein
Glück, wenn für sie noch etwas auf der Platte bleibt, nachdem alle
Teller voll sind. Sie sah auch ein wenig mager aus, die gute Frau
Pfäffling, aber ihr Mann war auch nicht dicker, ebenso waren die drei
Jungen lang aufgeschossen, die Zwillingsschwestern schmal und das
jüngste, das Elschen, gar ein zartes Geschöpf. Nur der Frieder war
rundlich und hatte frische rote Backen. Das Essen ging rasch vorüber,
übrig blieb nichts und es waren alle so gerade zur Not satt geworden.
Vater Pfäffling nahm gleich wieder seine Karte vom Fichtelgebirge vor,

breitete sie aus, und so viel Köpfe darüber Platz hatten, so viele
steckten sich zusammen, um des Vaters Finger zu folgen, der den
geplanten Reiseweg bezeichnete.
Es gibt nichts Schöneres als so im Geist zu reisen; da geht alles so
leicht und glatt, ohne Hindernis; und doch können auch die Reisen im
Geist jäh unterbrochen werden -- es klopfte jemand an der Türe, alle
Köpfe hoben sich, der Hausherr trat ein.
Ein paar Reden wurden gewechselt über das Wetter und die bald
beginnenden Ferien, und dann, ja dann kam es eben heraus, daß der
Hausherr leider die Wohnung kündigen, und daß die Familie Pfäffling
ausziehen müsse. Ein Verwandter wollte die Wohnung mieten und fast
doppelt so viel Miete zahlen wie Herr Pfäffling, der ja die Wohnung
halb umsonst gehabt habe; der Verwandte habe auch nur ein
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