Das kleine Dummerle | Page 5

Agnes Sapper
denn das Haus??
?Einem Seifensieder.?
?Riecht's da nicht den ganzen Tag nach dem Seifenbrei??
?Es riecht wohl ein wenig, das kann nicht anders sein.?
?Da ist wohl auch kein G?rtchen oder Hof dabei, und das Haus ist n?rdlich gelegen, ein Sonnenstrahl dringt kaum in diese engen Gassen,? sagte Pf?ffling seufzend. ?Es k?nnen nicht alle auf der Sonnenseite wohnen,? erwiderte Frau Pf?ffling, ?wie viele müssen im Schatten vorlieb nehmen!?
?Wollen wir morgen noch einmal suchen, und dann, wenn wir gar nichts Besseres finden, nun, dann müssen wir uns eben begnügen.?
Am n?chsten Tag fand sich nichts Besseres und mit schwerem Herzen wurde der Beschlu? gefa?t, in der Hintern Katzengasse Nr. 13 einzumieten.
Inzwischen war in der sch?nen Wohnung, die Frieder in der Kaiserstra?e angesehen hatte, eine kleine Teegesellschaft versammelt. Die Dame des Hauses erz?hlte von dem kleinen Pf?ffling, der mit dem R?nzchen auf dem Rücken nach einer Wohnung bei ihr gesucht habe. Wie gro? mu?te die Verlegenheit der Familie sein, wenn sie alle Kinder bis herunter zum sechsj?hrigen ausschickte auf Suche nach Wohnung! Ein ?lteres Fr?ulein aus der Gesellschaft, das ein warmes Herz für die Not anderer Leute hatte, erkl?rte, da müsse geholfen werden. Gleich am n?chsten Morgen wolle sie zu Herrn B. gehen, der kenne alle Wohnungen der Stadt, der müsse Rat schaffen. So ging Fr?ulein A. zu Herrn B. und dieser wieder zu Frau C., und als die Sache noch ein Stück weiter durchs Alphabet gelaufen war, kam eines Morgens der Schreinermeister Hartwig, fragte nach dem Musiklehrer Pf?ffling und sagte dem Dienstm?dchen, er habe eine Wohnung anzubieten. Herr Pf?ffling gab eben in seinem Zimmer Geigstunde, w?hrend am andern Ende der Wohnung einer seiner Jungen Klavier übte, und zwischen darin sa?en die Zwillinge und sangen so laut sie konnten darauf los, weil sie die zweierlei Musik übert?nen wollten.
Frau Pf?ffling hatte in der Küche die Frage wegen der Wohnung vernommen und h?tte sie nur gekonnt, sie h?tte heimlich alle Musik zum Schweigen gebracht; aber da führte ihr das M?dchen schon den Herrn her und weil auch gerade die andern Kinder über den Gang sprangen, so konnte man kaum das eigene Wort verstehen. Die Mutter führte Herrn Hartwig ins Zimmer und im Vorbeigehen fa?te sie einen ihrer Jungen und flüsterte ihm zu: ?Es ist ein Hausherr da, rufe den Vater, und mache, da? man euch nicht so h?rt.?
Das wirkte; die Kinder wu?ten ja, um was es sich handelte. ?Ein Hausherr,? so ging's von Mund zu Mund; alle Musik, aller L?rm verstummte, auf den Zehen schlichen sich die Kinder hinaus, lautlos wurden die Türen geschlossen, eine ungewohnte Stille herrschte im Haus. Herr und Frau Pf?ffling waren allein mit dem Schreinermeister Hartwig. ?Wenn Sie noch keine Wohnung gefunden haben,? sagte dieser, ?so m?chte ich Ihnen eine in meinem Hause anbieten, drau?en in der Frühlingsstra?e. Platz genug g?be es da, und es schadet auch nichts, da? Sie zehn Kinder haben.?
?Sieben, sieben, blo? sieben,? riefen die beiden Eltern wie aus einem Mund.
?Um so besser, uns hat man von zehn gesagt; es hat sich halt so herumgesprochen in der Stadt und darüber haben sich die Kinder vermehrt. Es ist ein gro?er Holzplatz am Haus, da k?nnen sich die Kinder tummeln. Und was den Mietzins betrifft, da werden wir uns schon einigen. Bei uns ist's n?mlich so: Mich hat noch nie ein L?rm gest?rt, und meine Frau, die hat die Liebhaberei Gutes zu tun, wie eben jeder Mensch so seine Liebhaberei hat. Darum sagt sie: Eine gute Mietpartei nehmen ist keine Kunst, aber eine schlechte Mietpartei aufsuchen, das ist christlich.?
Der ?schlechten Mietpartei? klangen diese Worte wie Musik, und nach fünf Minuten schon war Pf?ffling mit dem freundlichen Hausherrn unterwegs in die Frühlingsstra?e und lie? sich von der Hausfrau mit der christlichen Liebhaberei, Gutes zu tun, die sonnige Wohnung zeigen und ohne Schriftstück, mit freundlichem Handschlag wurde der Mietvertrag zu billigem Preis abgeschlossen. Fr?hlichen Herzens ging unser Musiklehrer von der Frühlingsstra?e in die Hintere Katzengasse, freute sich, als er schon von ferne den Seifengeruch in die Nase bekam, und teilte dem Seifensieder mit, da? er sich zu einer andern Wohnung entschlossen habe. Dann vorbei an der Buchhandlung, wo er zum zweitenmal die Karte vom Fichtelgebirge verlangte, und nun heim zur begeisterten Schilderung der künftigen Wohnung in der Frühlingsstra?e.
Die ganze Familie teilte seine Freude; nur der Frieder h?rte zuf?llig nichts davon, weil er eben mit seiner Harmonika im Hof war, und niemand dachte daran, da? er die Neuigkeit nicht erfahren hatte. Er wunderte sich im stillen, als beim Mittagstisch alle so vergnügt vom nahen Umzug sprachen und sogar sagten, sie bek?men es viel sch?ner als jetzt; denn er dachte, es handle sich noch um die Hintere Katzengasse. ?Mir gef?llt's besser da,? sagte er, ?weil wir doch einen Hof haben.? ?Der elende Hof voll W?schepfosten,? sagte einer der Brüder, ?da will ich doch lieber einen Holzplatz.?
?Schau, schau, dem Frieder allein ist die neue Wohnung nicht gut genug, der
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