Das hohe Ziel der Erkenntnis (Aranada Upanishad) | Page 3

Omar Al Raschid Bey
aussprach: "Es wurde eine Heimat, ein Ruheplatz, wohin ich stets zur��ckkehren werde, wo ich mich hingeh?rig empfinde, es wurde mir ein ureigenster Besitz." Auch die Einheit dieses Werkes ist auf dem schweren Weg durch die Vielheit enstanden. Seine K��rze ist die Tat langer Jahre eines Lebens. Ich kenne den weiten Weg, ich durfte ihn mitgehen, der zur��ckgelegt werden mu?te, um solches Ineinandergreifen aller Teile zu schaffen, um solche einheitliche Zusammenfassung aus dem Ganzen herauswachsen zu lassen. Ich erlebte es mit, welch starke Verbindung sch?rfster Verstandest?tigkeit mit den Kr?ften seelischen Schauens dazu geh?rt, um die schwierigsten Gedankeng?nge und ihre anf?nglich unm?glich erscheinenden Ergebnisse zu solcher Einfachheit der Vorstellung, zu solcher Selbstverst?ndlichkeit des Ausdrucks auszugestalten. Es war ein langsames Schaffen; aber ein sicheres Wachsen, immer aus dem Lebenszentrum, dem Ich-Punkt heraus. So entsteht ein Naturgebilde. Alles von der Natur Geschaffene stellt sich uns mit so sicherer Selbstverst?ndlichkeit dar, da? wir nur schwer dazu gelangen, seine Bedingtheit aus unendlicher Zusammensetzung zu begreifen. Alles Vereinheitlichte und darum Einfache ist schwer zu ergr��nden. Das gilt auch f��r diese Schrift: sie lesen zu k?nnen--das ist eines schwere Kunst und Wenige werden sich dazu hinringen. Paracelsus sagt: "Was unm?glich gesagt wird, was unverhofflich und gar verzweiflich ist, wird wunderlich wahr werden und soll sich niemand verwundern ��ber den kurzen Weg und kurzen Begriff, denn das Viele ist die Quelle von vielem Irrtum." Wir lernten "das sich dazu hinringen" durch ihn selbst. Er war uns der Pf?rtner, der uns das schwere Tor auftat. Durch ihn empfanden wir, wie wenig alle Worte sagen, selbst seine Worte, die nicht mehr nur Worte der Sprache sind, die zu tiefen Bildern fast unsagbarer Dinge wachsen. An der Bildung der Worte, der Enstehung der Sprache, waren, wie bei allem Schaffen, die h?chsten Ahnungen lebendig mit am Werke. Diese urspr��nglichen Ahnungen tiefster Wahrheiten scheinen gleichsam durch die viel gebrauchten Worte hindurch, wachen wieder auf, sprechen sich im Worte selber wieder aus, sobald die Sprache sch?pferisch behandelt wird. Die k��hnste Anwendung der Sprache deckt sich hier mit ihrem urpr��nglich einfachsten Sinn. Es ist, als ob nicht ein einzelner Mensch spr?che, sondern als ob der Geist der Sprache sein wissen von sich selbst offenbarte. Der, der diese tief lebendige, wissende Sprache sprach, ging den Weg seines Werkes. "Wortlos das Letzte" ist dort das Schlu?wort. Er hat auch davon uns noch ein St��ck erfassen lassen durch seinen gro?en Tod. In Schweigen versank die Sinnenwelt, das unaussprechliche leuchtete auf, das gesucht, in sich und in allen Dingen, lebenslang; verkl?rt f��hlte er es nahen. Dieses Buch ist seine Wegspur dorthin.--Zu Ende der Weg; erreicht das Ziel;--wortlos das letzte. F��r mich ist es eine Notwendigkeit, ebenso gewollt wie schmerzlich und doch freudig, den innig beh��teten Besitz, der bisher nur still und verehrt Nahestehenden dargeboten wurde, ?ffentlich hinauswirken zu lassen in die gro?e, dieser Lehre so fremde Welt, damit sie die Wenigen finde, denen sie ihre Leuchtkraft mitteilen soll, die ein inneres Recht auf sie haben. Solche wird sie finden; ich wei? es, weil nicht ich allein die heilsame Kl?rung im Wirrsal des Lebens daraus empfing. Ein Kreis von Sch��lern und Verehrern hatte sich langsam um den zur��ckgezogenen Denker versammelt. Es lag mir nahe, Ausspr��che der kleinen Gemeinde dem Werke mitzugeben, eine w?rmende H��lle von Liebe, die sich bereits darum gebildet hatte;--scheint doch dies Werk auf den ersten Eindruck dem gegenw?rtigen Leben so fern, als sei es aus dem Weltenraum auf die Erde gefallen; denn was aus Sehnsuchtsglut, die nie am Verg?nglichen Gen��gen fand, geboren wurde, ist wie von der Unendlichkeit, die f��r uns nicht irdische Lebenw?rme birgt, angehaucht.--Ich tat es nicht und gab ihm nur meine gro?e Liebe mit, die ihm durch ein Leben geh?rte.
Helene B?hlau al Raschid Bey.

DAS HOHEZIEL DER ERKENNTNIS -- aranada-upanishad --

I. IRDISCHE ZIELE -- samsara --
So lautet die Upanishad: om! Auf das Gehei? des Verehrungsw��rdigen! Diese Unterweisung niedergeschrieben zu Stambul, im indischen Kloster auf Akssarai, begonnen am f��nfzehnten Tag des Monats rebi ��l evel im Jahre dreizehnhundertundvier.
*
Der Verehrungsw��rdige spricht: "Frieden sei aller Erscheinung!" "Du hast, o Teurer, deinen Wissensweg fern von uns gesucht; hast du, im Abendlande belehrt, des Wissens Ziel--: 'Befriedigung' erreicht? Welches Begehren f��hrt dich hierher?" --"Verehrungsw��rdiger..."-- "Suchst du weitere Gelehrsamkeit oder verlangt dich, aus Nichtigkeit hinaus, nach letzter Erkenntnis?--Erfasse es wohl! denn unerme?lich ist, in allen Ewigkeiten und Unendlichkeiten unerme?lich, was du--erkennend--erringst." --"Verehrungsw��rdiger! Ein Sch��ler steht vor dir, das Holz zum Opfer in der Hand..."-- "Nun wohl!... Was von gro?en Fragen bewegt dich?" --"Das Leid auf Erden, o Herr! Die Unabwendbarkeit des Verderbens, das Grauen und die Qualen der Gesch?pfe--Woher ist der Ursprung des ��bels in unserer Welt?"-- "Ursprung des ��bels? Hast du, o Teurer, was du so nennst, wohl erfa?t und verm?chtest mit klaren Worten zu antworten?" --"Keine Antwort, Verehrungsw��rdiger!"-- "Hat dich, o Teurer, dein Lehrer ��ber den Sinn der Fragebelehrt?" --"Verlangend war ich, o Herr..."-- "So hast du im Abendlande Wissen
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