Das Maedchen aus der Feenwelt | Page 8

Ferdinand Raimund
uns gesagt ich bin was. Erstens bin ich ein Schwabe, und
dann bin ich noch was, und wenn binne zwei Tagen nicht Hochzeit
wird, so könnts mir was antun. Verlaßts euch nur auf mich, ich werd
den Bauer schon herumkriegen und sagt er nein so ist bis heute abend
doch die ganze Pastete in Ordnung. (Zu Karl.) Gehen Sie nur getrost
nach Haus und warte Sie auf mich in Ihrer Hütte.
Lottchen (springt vor Freude). Ists möglich? Ach Karl, wir wollen ihm
vertrauen--
Wurzel (von innen). Aufdecken lassen!
Lottchen. Himmel! Der Vater kömmt zurück! Ach, wenn er dich sieht,
so ist alles verloren.
Karl. Leb wohl, ich entspringe. (Will abgehen.)

Lottchen. Du läufst ihm ja entgegen. Ich will sehen, ob er nach dem
Garten geht, dann schnell hinab, sonst sind wir verloren. (Eilt schnell
ab.)
Ajaxerle (ihr nachrufend). Fürchte Sie sich nicht! Bleibe Sie da!
Karl. Verdammte Geschichte, der Alte kommt herauf.
Ajaxerle. Das macht nichts, er wird uns nicht beiße. Aber weil ich das
Ding gar fein anstelle will, so schlupfe Sie derweile in den Kasten
hinein.
Karl (probiert am Kasten). Er ist verschlossen!
Ajaxerle. Warte Sie, er wird gleich offen sein! Ich hab ja mein
Werkzeugle bei mir. (Er zieht schnell einen Zauberkreis, ein kleines
Buch und ein kurzes Stäbchen aus der Tasche, stellt sich in den Kreis
und schnattert die Worte.) Pitschill! Putschill! Frisill! sauf! Kästerle!
Kasterle! tu dich doch auf! (Schlägt mit dem Stab auf das Buch. Der
Kasten springt auf und verwandelt sich dadurch in eine transparente
Laube mit einem Rasensitz. Karl springt erstaunt hinein, die Flügel
schließen sich, und der Kasten steht wieder wie vor da. Ajaxerle steckt
seine Zauberrequisiten ein.)
Lottchen (stürzt herein). Es ist umsonst, er folgt mir auf dem Fuß! Wo
ist Karl?
Ajaxerle (deutet auf den Kasten). Den hab ich aufghoben, im Kasten da
drin.
Lottchen. Unter der alten Wäsche?
Ajaxerle. Ja wohl, bei die alten Strümpf, damit doch ein neuer auch
dabei ist.
Lottchen. Still, der Vater kommt.

Elfter Auftritt
Wurzel. Vorige.
Wurzel. Nun, was ist denn für ein Gejage über die Stiegen? (Sieht
Ajaxerle.) Was ist das für eine Figur? Wer hat denn das Gsicht
hereingelassen? Nu, was gibts? Sind wir was? Wollen Sie was? mit
Ihrer dreieckigten Physiognomie?
Ajaxerle. Könnt ich nicht die Ehre haben, mit Ihnen zu sprechen?
Wurzel. Nun, die Ehr hat Er ja schon. Nur heraus mit der Katz aus dem
Sack.
Ajaxerle. Sie werden mich wahrscheinlich schon kenne?
Wurzel. Ich? woher denn?
Ajaxerle. Ich bin der Martin Haugerle und bin Schneckenhändler aus
dem Reich.
Wurzel. Und wegen den soll ich Ihn kennen? Vielleicht weil Er so
schlampicht ist wie ein Schneck? Hinaus mit Ihm, oder Er wird mich
kennenlernen.
Ajaxerle. Oh, ich habs schon ghört, Sie sind ein Tiger, mir hats mein
Vetter gschrieben, der arme Fischerkarl, daß Sie so unbarmherzig mit
ihm umgehen, und darum bin ich herabgereist.
Wurzel. Auf der Schneckenpost?
Ajaxerle. Und will für ihn um das Mädle anhalte. Sie haben ihm vor
drei Jahren Ihr Ehrenwort gegeben, und das müssen Sie halten.
Wurzel. Was sind das für Keckheiten? Ich werd unsinnig. Erstlich
untersteht Er sich, dem Taugenichts sein miserablicher Vetter zu sein,
und zweitens wagt Ers und halt um meine Tochter an, für den
liederlichen Fischer?

Ajaxerle. Schimpfe Sie nicht, er ist ein bravs Männle, und ein Bürschle
wie die gute Stund.
Lottchen. Ach ja Vater, er trübt kein Wasser.
Wurzel. Ein Fischer--und trübt kein Wasser? und pritschelt den ganzen
Tag darin herum. (Streng zu Lottchen.) Du schweigst! und wenn du
dich nicht in meinen Willen fügst und immer vom Wald phantasierst,
du melancholische Wildanten, und mir noch einmal dein Bauerngwand
heimlich anziehst, was dadrin in einem Pünkel versteckt hast, und
nichts als Fisch und Wasser im Kopf hast, so gib acht, wie ich dich
durchwassern werde, einen Wolkenbruch laß ich auf deinen Buckel
niedergehen, wannst nicht den alten Millioneur heuratst.
Lottchen. Ach, was bin ich für eine arme Närrin!
Wurzel. Just, wenn man eine arme Närrin ist, muß man suchen, auch
Millioneurin zu werden, so verzeihen einem doch die Leut die Narrheit
leichter. Ein Fischer heiraten wollen--dieses unsichere Metier, bis er
einen Fisch fangt, kommen ihm hundert aus. Da heirat lieber einen von
den seinen Schnecken, so kriegst doch einen Hausherrn.
Lottchen. Vater, bringen Sie mich nicht auf das äußerste. Hören Sie
meinen Schwur: Ich verachte alle Reichtümer Ihrer Stadt und werde nie,
nie von meinem armen Karl lassen.
(Es donnert sehr stark.)
Ajaxerle. Haben Sie ghört, den Pumperer?
Wurzel. War das ein Donner? desto besser, vielleicht schlagt der
Donner drein, so darf ichs nicht tun. (Zu Lottchen.) Du willst also nicht
von den Fischer lassen?
Ajaxerle. Nein, und recht hat s'! wissen Sie das? Und wenn Sie ihr den
Burschen nicht geben, so wirds Ihnen reuen, so viel Haarle Haar Sie
auf Ihren Strobelkopf haben, auf Ihren bockbeinigen.

Wurzel. Nun gut,
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