Das Maedchen aus der Feenwelt | Page 6

Ferdinand Raimund
manchmal in mir, da
wird mir so wohl ums Herz, so gut, daß ich alles zusammprügeln möcht,
so seelenfroh bin ich. Und Geld hab ich, daß mir angst und bang dabei
wird. Jetzt hab ich das Haus gekauft, und jetzt kauf ich mir noch einen
saubern Weltteil, wo ein kleiner Garten dabei ist, das wird ein Leben
werden. Lenzl!

Achter Auftritt
Lorenz. Voriger.
Lorenz. Was schaffen S'?
Wurzel. Wo steckst denn, daß dich um mich nicht umschaust?
Lorenz. Grad bin ich hinausgangen. Die Fräulein Lottel war vorher da
und hat mit Ihnen reden wollen.
Wurzel. Untersteh dich nicht, daß du ein Wort von ihr redst, ich will
nichts wissen von der Wasserprinzessin. Ist das ein Betragen für ein
Haus wie das meinige? Statt daß ein vampirenes Kleid anleget und mit
ihren Vatern auf d' Promenad ging', bleibt s' das ganze Jahr zu Haus
hocken und geht in einem spinatfarben Überrock herum.
Lorenz. Sie taugt halt nur aufs Land. Sie will halt eine niedrige Person
sein.
Wurzel. Und doch redt s' hochdeutsch, und hat ihrs kein Mensch glernt.
Was ist denn heut für ein Tag?
Lorenz. Freitag.
Wurzel. Da freu ich mich wieder, da ist Fischmarkt, da kommt der
Bursch wieder vom Land herein. Und wenn er seine Fisch verkauft hat,
ist er nicht zufrieden, da setzt er sich da drüben auf den Stein und hat
Maulaffen auch noch feil, schaut immer auf ihr Fenster herüber wie ein
Aff--Mit der Wacht laß ich ihn noch wegführen.
Lorenz. Das Sitzen kann man keinen Menschen verbieten.
Wurzel. So laßt ihn sitzen, auf d' Letzt sitzt er doch zwischen zwei
Stühl auf der Erde. Aber 's Madel wird mir ganz verwirrt. Ich laß ihr
Zeichnen lernen und Sticken, nutzt nichts. Statt daß sie schöne Blumen
macht, Vasen und solche Sachen, was zeichnet s'? was stickt sie? lauter
Fisch. Zu meinen Namenstag stickt sie mir ein Polster--was ist drauf ?
ein großmächtiger Backfisch, aber ohne Kopf,--wie ich meinen

drauflegen ist der ganze fertig.--Sie muß den reichen Juwelier heiraten.
Lorenz. Warum soll s' denn aber just ein Juwelier heiraten? Sie sind ja
so ein steinreicher Mann.
Wurzel. Eben. Damit ich das bleib, darf sie den Burschen nie nehmen.
Lorenz. Ich bin ein gscheider Mensch, aber das versteh ich nicht. So
wenig als ich weiß, wo Sie auf einmal das viele Geld hergnommen
haben damals, wie mir den Tag drauf die Hütten stehn haben lassen,
das Vieh verschenkt, und sein über Hals und Kopf in die Stadt gezogen.
Wurzel. Das werd ich dir jetzt alles erklären, weil ich durch so lange
Zeit gfunden hab, daß du ein treuer Kerl bist, der mich nie betrügen
wird, (gutmütig) nicht wahr, Lenzl?
Lorenz (heuchlerisch). Hören Euer Gnaden auf, oder mir kommen die
Tränen in die Augen.
Wurzel. Es war so: Vor zwei Jahren, da geh ich so in der Dämmerung
zwischen acht und neun ganz verdrüßlich von meinen Krautacker nach
Haus. Auf einmal machts was: Pst! Pst! Ich schau mich um, so sieh ich
quer übern Acker einen magern Mann auf mich zueilen, ein gelblicht
grünes Gwand an mit goldenen Borten, so, daß ich ihn anfangs hab für
einen Leibhusaren von einer Herrschaft ghalten, er aber bitt mich, ich
möchte niemand etwas davon sagen, und er wär ein Geist, und durch
die Borten wollt er mir andeuten, wie außerordentlich er für mich
bordiert wär, kurz, er wär der Neid und wollt mich glücklich machen.
Lorenz. Das ist eine schöne Bekanntschaft.
Wurzel. Nur still. Er sagt, er hätte einen alten Schatz, den er gern los
sein möcht, und den wollt er mir schenken, ich müßte aber in die Stadt
ziehen und recht aufhauen damit, was ich nur kann, und besonders das
Mädel soll ich recht herausstaffieren und solls nur ja nicht zugeben, daß
sie den Fischer heirat, soll mich aber nie unterstehen zu sagen, daß ich
mein Glück verwünsche, sonst verschwindet alles, und ich müßt betteln
gehn. Jetzt möcht ich aber gleich nach Haus gehn, der Schatz wird

schon zu Haus sein. Darauf ist er unter die Krauthappeln verschwunden,
und ich hab ihn nimmer gesehen.
Lorenz. Nun, und wo war denn der Schatz?
Wurzel. Ich geh nach Haus, such 's ganze Haus aus--find nichts.
Endlich kommt mir der Gedanke, schau auf den Treitboden hinauf.
Hörst, ist dir der ganze Boden voll, und mit was? Mit lauter Galläpfel.
Jetzt gschieht mir recht, denk ich mir, was kann man vom Neid anders
erwarten als Gall und Verdruß, komm in Zorn und beiß einen auf. Was
ist drinn? Ein Dukaten! Ich nimm noch einen--noch einen--lauter
Dukaten! Lenzl, jetzt hättest du die Beißerei sehen sollen. Ich kann
sagen, ich hab mir mein Vermögen bitter erworben. Vierzehn Tag
nichts als Galläpfel aufreißen, das wird doch eine hantige Arbeit sein.
Mordsakerlot!
Lorenz. Ah, das ist ein Unterhaltung. Nu, jetzt werd ich den Fischer
jagen, wenn sich der noch einmal sehen
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