Das Maedchen aus der Feenwelt | Page 4

Ferdinand Raimund
sie.) Nit wahr, meine Freunde, wollen wir ihr
alle helfen?
Alle. Alle! Alle!
Bustorius. Was wollen Sie mehr, sein das nicht rare Geister? Verlassen
Sie sich auf ungarischen Zauberer. Was Ungar verspricht, das halt er.
Hat er festes Blut in sich wie Eisenbad in Mehadia. Wir wollen schon
einheizen den vertrackten Purzel oder Wurzel, wie der Kerl heißt.
Ajaxerle. Ja, das wollen wir, und ich will die ganze Sache dirigieren.
Jetzt lauf ich gleich ins Wirtshaus und laß mir was immer für a
Vieherle sattle und reit in die Stadt hinunter und werd alles
auskundschafte, und außer der Stadt draußen steht ein verrufenes
Bergle, das heißt der Geisterscheckel, da kommen wir in zwei Stunden
in dem alten Schloß oben alle zusammen und machen den ganzen Plan
aus, und die Nacht da (auf die Nacht zeigend), die muß vor uns
herfliegen, damit die Sach kein Aufsehen macht, und heut abend müsse
Sie schon Ihr Töchterle habe, und wenn sie auf den Blocksbergle
vermählt werde soll.
Alle. Ja, heute noch, Hurra!

Lakrimosa. So sind Sie, wie ich Sie haben wollte, jetzt ist mein
Mutterherz getröstet. Ich verlasse mich ganz auf Sie. (Im
Konversationstone.) Darf ich Ihnen gschwind noch mit ein Glaserl
Punsch aufwarten?
Bustorius. Was Ponsch? Nichts Ponsch, ist schon Tag. Lassen Sie
Wagen vorfahren. Wo ist mein Fiaker 243?
Zenobius. Die Wägen herbei. Die Mäntel! Es ist ja noch stockfinster in
den Wolken, es muß ein Wetter am Himmel sein.
(Alles bricht auf, nimmt die Mäntel um. Der mittlere Vorhang geht auf,
man sieht in eine Wolkenstraße. In der Ferne sind die beleuchteten
Fenster einiger Feenschlösser zu sehen. Die Wolkenwagen fahren vor
und gerade in die Kulisse ab, nicht durch die Luft. Zwei Diener mit
Fackeln leuchten.)
Ein Feendiener (ruft). Fiaker 243, vorfahren!
Fiaker (schreit). Ja! (Fährt vor.)
(Bustorius steigt ein, sein)
Diener (springt hinten auf und ruft). Nach Haus!
(Ein anderer Wagen mit zwei Laternen folgt. Antimonia steigt ein und
fährt fort. Zuletzt erscheint eine Wurst, mehrere Zauberer und Feen
setzen sich auf und fahren fort.)
Lakrimosa (nachrufend). Kommen S' gut nach Haus! Vergessen S'
nicht auf mich! Sie Herr Vetter, ich laß Ihnen einspannen und in den
Gasthof führen.
Ajaxerle. Ei bewahr! ich hab ja mein Laternbüble da. (Ruft.) He, rufts
ihn doch!
Feendiener. He, Laternbub!
Ein kleiner Genius (mit einer Laterne springt herein). Hier, Euer

Gnaden!
Ajaxerle. Voraus, Spitzbüble!
Genius (ihn nachäffend). Voraus, Spitzbüble!
(Unter allgemeinem Lärm und Empfehlungen: Kommen Sie gut nach
Haus! usw. fällt der Vorhang vor.)

Vierter Auftritt
Verwandlung
Nobles Gemach in Fortunatus Wurzels Haus, an der Seite ein
bronzierter Kleiderschrank. Rechts ein Fenster neben dem
Schlafgemach Wurzels. Auf der entgegengesetzten Seite der Eingang.
Lorenz mit zwei Bedienten. Habakuk.
Lorenz läuft zum Fenster und sieht hinaus.
Stimme von unten. Herr Lorenz, der Wein ist da. Gehts einer herunter!
Lorenz (ruft hinab). Gleich, gleich, nur nicht so schreien, da ist den
Herrn sein Schlafzimmer! (Zu den Bedienten.) Gehts hinunter zun
Wagen, der echte Champagner ist kommen. Tragts die Flaschen in Saal
hinauf. Morgen ist Punschgesellschaft, da muß er austrunken werden,
aller, sonst wird er hin, er halt sich nur ein paar Tage. (Zwei Bediente
gehen ab. Zum dritten.) Und du nimmst ein zehn Flaschen weg und
stellst mir s' auf die Seite, ich brauch s' für eine arme Familie, die gern
trinkt.
Habakuk. Schon recht, Mußi Lorenz. (Geht ab.)
Lorenz (allein). Was man alles zu tun hat, wenn man erster
Kammerdiener in ein Haus ist! Wie ich noch Halter bei ihm war, hab
ich lang nicht so viel zu tun ghabt als jetzt. Ja, wenn wir auch von Land

sein, deswegen sind wir doch nicht auf den Kopf gfallen. Wie ich
Bedienter worden bin, hab ich nicht gwußt, warum die Schneider so
große Säck in die Livreen machen, jetzt weiß ichs schon: weil die
Bedienten von ihre Herrschaften so viel einstecken müssen. (Sieht
durchs Schlüsselloch.) Mir scheint, er steht schon auf. Das war wieder
ein Spektakel heut nacht, mit ihm und seine guten Freund. Bis um drei
haben s' trunken und gsungen, über achtzig Gläser zusammgschlagen,
und so gehts alle Wochen viermal. Mich wundert nur, daß ers
aushalt--Und seine guten Freund halten ihn für ein Narren, sie sagen, er
wär der gscheideste Mensch von ganz Mamelukien oder wie das Land
heißt. Jetzt will er gar ein heimlicher Gelehrter werden, und ich hab
schon was wispern ghört, ein Philosoph auch noch. Ein Bauer, es ist
schrecklich! und er laßt nicht nach, auf die Wochen gehts schon los, da
lernt er 's Lesen, und aufs Jahr schreiben, und da hat er recht. Wenn ein
dummer Mensch nur wenigstens schreibt, so kann er sichs doch selber
zuschreiben, daß er nichts glernt hat. Da kommt die Lottel, die därf ich
gar nimmer zu ihm lassen, wenn die den Fischerkarl nicht laßt, das
wird noch eine schöne Metten absetzen.

Fünfter Auftritt
Lottchen.
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