geht, und ruft mir
meinen Narren her--ha--Sir! kommt ihr hieher, Sir? wer bin ich, Sir?
(Der Haushofmeister kömmt.)
Hofmeister.
Milady's Vater.
Lear.
Milady's Vater? Mylords Schurke! ihr Hurensohn von einem
Hund, ihr Sclave, ihr Kettenhund!
Hofmeister.
Ich bin nichts dergleichen, Mylord, ich bitte mir's aus.
Lear.
Darfst du solche Blike auf mich schiessen, du
Galgenschwengel?
(Er giebt ihm eine Ohrfeige.)
Hofmeister.
Ich will nicht geschlagen seyn, Mylord.
Kent.
Und gestürzt auch nicht, du nichtswürdiger Ballspieler, du?
(Er unterschlägt ihm ein Bein.)
Lear.
Ich danke dir, Camerad. Du dienst mir, und ich will dich lieben.
Kent.
Kommt, Sir, steht auf, fort! Ich will euch einen Unterschied
machen lehren. Fort, fort! wenn ihr euern grossen Wanst noch einmal
messen wollt, so versucht es noch einmal; aber fort, pakt euch! Seyd ihr
gescheidt? So--
(Er schmeißt den Hofmeister hinaus.)
Lear.
Ich danke dir, mein gutwilliger Bursche! es ist Ernst in deinem
Dienst. * In Königin Elisabeths Zeiten wurden die Papisten mit gutem
Grund für Feinde der Regierung gehalten. Daher kam die Redensart:
(Er ist ein ehrlicher Mann, und ißt keine Fische,) um einen Freund der
Regierung und Protestanten zu bezeichnen.
Fletcher zielet hierauf in
seinem Weiberfeind, wo er, da Lazarillo von der Wache vor der
Courtisane Haus gefangen genommen, diese leztere sagen läßt: Meine
Herren, es freut mich daß ihr ihn entdekt habt. Er sollte vor zwanzig
Pfund unter meinem Dach nichts zu essen gekriegt haben; und
wahrhaftig er gefiel mir gleich nicht, da er Fische verlangte. Und
Marstons Niederländische Courtisane--Ich versichre, ich bin keine von
den gottlosen Leuten, die am Freytag Fische essen.
Dreyzehnter Auftritt.
(Der Narr kömmt zu ihnen.)
Narr.
Ich will ihn auch miethen--Hier ist meine Kappe. --
(Er giebt ihm seine Kappe.)
Lear.
Wie, mein artiger Schurke! was thust du?
Narr.
Ihr Esel, ihr thätet am besten, wenn ihr meine Kappe--nähmet.
Kent.
Warum, Junge?
Narr.
Warum? Weil sich jemands anzunehmen, gefährlich ist; wenn
du nicht lächeln kanst wie der Wind geht, so wirst du bald den
Schnuppen kriegen. Hier, nimm meine Schellen-Kappe--Wie, dieser
Bursche hier hat zwo von seinen Töchtern verbannt, und der dritten
einen Segen wider seinen Willen gegeben; wenn du ihm folgst, so must
du nothwendig meine Kappe tragen. Wie gehts, Onkel? Ich wollt, ich
hätte zwo Kappen und zwo Töchter.
Lear.
Warum das, Junge?
Narr.
Wenn ich ihnen alle meine Haab und Gut gebe, so will ich
meine Kappe für mich selbst behalten. Hier ist meine, bettle du eine
von deinen Töchtern.
Lear.
Nimm dich in Acht, Schurke! Die Peitsche--
Narr.
Die Wahrheit ist ein Hund, sie muß in den Hundsstall; muß
hinausgepeitscht werden, wenn der Lady ihre Brake beym Feuer sizen
und stinken darf.
Lear.
Das ist ein verdammter Stich!
Narr (zu Kent.)
Kerl, ich will dich reden lehren.
Lear.
Thu es.
Narr.
Gieb Acht, Nonkel!
Hab mehr dann du zeigst,
Sprich
minder als du verschweigst,
Leyh minder als du hast,
Reit mehr als
du gehst,
Lern mehr als du glaubst,
Seze minder als du wirfst,
Laß
deinen Wein und dein Mensch,
Und bleib fein zu Hause,
So wirst
du mehr haben als zwey
Zehner zu zwanzig.
Kent.
Das ist nichts, Narr.
Narr.
So ist es wie der Athem eines unbezahlten Advocaten; ihr gebet
mir nichts davor; könnt ihr nichts zu nichts gebrauchen, Nonkel?
Lear.
Wie? Nein, Junge; man kan nichts aus nichts machen.
Narr (zu Kent.)
Ich bitte dich, sag ihm, so hoch belauffen sich just die
Einkünfte von seinen Ländern; er würd' es einem Narren nicht glauben.
Lear.
Ein bittrer Narr!
Narr.
Junge, weist du den Unterschied zwischen einem bittern Narren,
und einem süssen?
Lear.
Nein; sag ihn dann.
Narr.
Der Lord, der dir rieth dein Land wegzugeben, komm, laß ihn
hier zu mir hersizen, und du steh vor ihn hin; so wird man den bittern
und den süßen Narren nicht lange suchen müssen; der ist persönlich
hier, und der andere dort.
Lear.
Nennst du mich einen Narren, Junge?
Narr.
Alle deine andre Titel, mit denen du gebohren warst, hast du
weggegeben.
Kent.
Diß ist nicht so ganz und gar närrisch, Mylord.
Narr.
Nein, mein Treu! Lords und grosse Herren wollen mir's nicht
lassen; wenn ich ein Monopolium dafür hätte, so würden sie auch einen
Antheil daran haben wollen; ja die Damen noch dazu, sie würden nicht
leiden wollen, daß ich alles Närrische für mich allein hätte, sie würden
mich bemausen. Gieb mir ein Ey, Nonkel, so will ich dir zwo Kronen
geben.
Lear.
Was für zwo Kronen sollen das seyn?
Narr.
Was? Wenn ich das Ey mitten in zwey geschnitten, und was
darinn ist, aufgegessen habe, so geb ich dir die zwo Kronen von den
Schaalen. Wie du deine Krone mitten in zwey gespalten, und beyde
Theile weggegeben hast, da trugst du deinen Esel auf dem Rüken durch
den Koth; du hattest wenig Wiz in deiner kahlen Krone, wie du deine
göldne weg gabst; wenn ich hierinn mir selbst gleich rede, so laß den
peitschen, der es zuerst wahr findet.
(Der Narr singt ein Liedchen.)
Lear.
Seit wenn seyd ihr so liederreich, Herr Bengel?
Narr.
Schon lange vorher, eh du deine Töchter zu deinen Müttern
machtest; denn wie du ihnen die Ruthe gabst, und deine eigne Hosen
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