herunter liessest, da--
(Er singt wieder ein Liedchen.)
0. Ich bitte dich, Nonkel, halt einen Schulmeister, der den Narren lügen
lehre; ich habe eine rechte Lust lügen zu lernen.
{ed.-* Der Übersetzer bekennt, daß er sich ausser Stand sieht, diese, so
wie künftig, noch manche andre Lieder von gleicher Art zu übersezen;
denn mit dem Reim verliehren sie alles. Er hat sie inzwischen hieher
sezen wollen, damit andre, wenn sie Lust haben, mit mehrerm Erfolg,
sich daran versuchen können.
(1.) Fools ne'er had less grace in a Year
for wise Men art grown
foppish;
And Know not how their Wits to wear
their Manners are
so apish.
(2.) Then they for sudden joy did weep
And I for sorrow
sung,
That such a King should play bo-peep
And go the fools
among.}
Lear.
Wenn du liegst, Schurke, so wirst du gepeitscht.
Narr.
Mich wundert, von was für einer Art Geschöpfe du und deine
Töchter sind; sie wollen mich peitschen lassen, wenn ich die Wahrheit
sage; du willt mich peitschen lassen, wenn ich lüge; und zuweilen werd'
ich gepeitscht, weil ich gar nichts sage; ich wollte lieber irgend etwas
anders seyn als ein Narr; und doch wollte ich nicht Du seyn, Nonkel!
Du hast deinen Wiz an beyden Enden abgeschnitten, und nichts in der
Mitte gelassen. Hier kömmt eines von den Stüken.
Vierzehnter Auftritt.
(Die Vorigen. Gonerill.)
Lear.
Wie nun, Tochter? was will diß Stirnband hier? Ihr rumpft seit
kurzem die Stirne ein wenig zu viel.
Narr.
Du warest ein ganz hübscher Kerl, wie du nicht nöthig hattest,
dich um ihre Falten zu bekümmern--Nun bist du ein 0 ohne Zahl; ich
bin besser als du izt bist; ich bin ein Narr, und du bist nichts.--Doch, ja,
mein Treu! ich will mein Maul halten--
(zu Gonerill)
so befiehlt mir euer Gesicht, ob ihr gleich nichts sagt.
(Er singt wieder.)
(Zu Lear.) Du bist eine gescheelte Bohne.
Gonerill.
Nicht allein, Sir, dieser euer zaumloser Narr, sondern auch
andre von euerm übermüthigen Gefolge, fangen hier stündlich Zank
und Händel an, und brechen in ganz ausgelassene und unerträgliche
Unordnungen aus. Ich dachte, wenn euch dieses nur bekannt gemacht
würde unfehlbare Hülfe zu finden; aber nun muß ich allerdings aus dem
was ihr erst kürzlich gesagt und gethan habt besorgen, daß ihr diese
Ausschweiffungen in euern Schuz nehmet, und sogar selbst aufmuntert;
thut ihr's, so wird der Fehler dem Tadel nicht entgehen, noch wird es an
Mitteln fehlen, Einhalt zu thun; die, obgleich zu euerm Besten
abgesehen, doch die unangenehme Folge haben möchten, daß ihr, nicht
ohne Schaam, von der Nothwendigkeit eine
vorsichtigere Aufführung
lernen müßtet.
Narr.
Denn ihr wißt, Nonkel, der Sperling nährte den Kukuk so lang,
bis seine Jungen ihm den Kopf abbissen; So löscht das Licht aus, und
wir sizen im Finstern.
Lear.
Seyd ihr unsre Tochter?
Gonerill.
Ich wünschte, ihr möchtet einen Gebrauch von dem guten
Verstand machen, womit ihr, wie ich weiß, so wol versehen seyd; und
diese Dispositionen von euch thun, die euch seit kurzem zu etwas ganz
anderm machen, als ihr ordentlicher Weise seyd.
Narr.
Kan ein Esel nicht wissen, wenn der Karren das Pferd zieht?
Schrey, Nachtigall, ich liebe dich.
Lear.
Kennt mich hier jemand? Diß ist nicht Lear! Geht Lear so?
spricht er so? wo sind seine Augen? Entweder ist sein Hirn geschwächt,
sein Verstand in Todesschlaf versunken--Ha! wach ich?-- Es ist nicht
so! wer ist hier, der mir sagen kan, wer ich bin? Lear's Schatten? Ich
möcht' es gern erfahren; denn nach den Kennzeichen der untrüglichen
Vernunft zu schliessen, stand ich in einem falschen Wahn, da ich
Töchter zu haben glaubte. Euer Name, schönes Frauenzimmer?
Gonerill.
Diese Verwundrung, Sir, ist sehr im Geschmak eurer
übrigen neuen Grillen. Ich bitte euch, meine Absichten recht zu
verstehen. So wie ihr alt und ehrwürdig seyd, solltet ihr auch weise
seyn. Ihr haltet hier hundert Ritter und Schildknappen, so ausgelassenes,
verwegenes und schwelgerisches Volk, daß dieser unser Hof, von ihren
Sitten angestekt, einer liederlichen Schenke gleich sieht; Epicurisches
Wesen und Unzucht machen ihn mehr einem Weinhaus und Bordel, als
einem fürstlichen Palast ähnlich. Die Schaam selbst spricht für
ungesäumte Hülfe. Lasset euch von einer erbitten, die sonst das was sie
bittet nehmen wird, euer Gefolge um fünfzig zu vermindern; und die
übrig bleibenden solche Leute seyn zu lassen, die sich für eure Jahre
schiken, und sich selbst und euch kennen.
Lear.
Finsterniß und Teufels! Sattelt meine Pferde! Ruft meine Leute
zusammen--Ausgearteter Bastard! Ich will dich nicht beunruhigen. Ich
habe noch eine Tochter übrig.
Gonerill.
Ihr schlagt meine Leute; und euer zügelloses Gesindel will
von Leuten bedient seyn, die besser als sie sind.
Fünfzehnter Auftritt.
(Zu ihnen, der Herzog von Albanien.)
Lear.
Weh dem, den zu spät die Reue trift! O Sir! seyd ihr gekommen?
Ist es euer Wille, sprecht, Sir? laßt meine Pferde bereit halten--
Undankbarkeit! du marmorherziger Teufel; scheußlicher wenn du dich
in einem Kind zeigst, als in einem Meer-Ungeheuer.
Albanien.
Ich bitte, Sir, seyn Sie geduldig.
Lear
(zu Gonerill).)
Verdammter Habicht! Du lügst! Mein Gefolge sind
ausgesuchte
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