Das Kloster bei Sendomir | Page 7

Franz Grillparzer
und atemlos ihn einzuholen sich bestrebte und mit Rufen und H?ndewinken anzuhalten und ihn zu erwarten bat. Der Graf zog den Z��gel seines Rosses an und hielt. Angelangt, dr?ngte der Alte sich hart an seinen Herrn und stammelte ihm keuchend seine Kunde ins Ohr. Der Veranlasser jener Besorgnisse, der r?tselhafte Unbekannte war wieder in der N?he des Schlosses gesehen worden. Der Graf wandte sein Ro?, und eines Laufes sprengten sie den Weg zur��ck, heimw?rts, mit M��he von den Dienern gefolgt. Eine gute Strecke vom Schlosse stiegen beide ab und gaben die Pferde dem Diener, der angewiesen wurde, ihrer an einem bezeichneten Platze zu harren. Durch Gestr��pp und Dickicht gingen sie jener Warte zu, wo der Fremde sich am ?ftesten zeigen sollte. Es war indes dunkel geworden, und der Mond z?gerte noch aufzugehen, obschon bereits durch eine d?mmernde Helle am Saum des Horizontes angek��ndigt. Da fiel pl?tzlich durch die dicht verschlungenen Zweige ein Licht in ihre Augen, in derselben Richtung, in der jene Warte liegen mu?te. Sie beeilten sich, den Rand des Waldes zu erreichen, und waren nun am Fu?e des von B?umen entbl??tem H��gels angekommen, auf dem die Warte stand. Aber kein Licht blickte durch die ausgebr?ckelten Schu?scharten; keine Spur eines menschlichen Wesens. Zwar wollte der alte Verwalter bei dem Schein des eben aufgehenden Mondes frische Fu?tritte am Boden bemerken, auch war es keineswegs in der Ordnung, die T��re unverschlossen zu finden; aber das erste Anzeichen konnte t?uschen, das andere lie? sich so leicht aus einer Nachl?ssigkeit des Schlo?warts erkl?ren.
Leichter atmend, ging der Graf mit seinem Begleiter den H��gel herab, dem Schlosse zu. Der Mond warf sein Silber ��ber die ruhig schlummernde Gegend und verwandelte das vor ihnen liegende Schlo? in einen schimmernden Feenpalast. In der Seele Starschenskys ging, reizender als je, das Bild seiner Gattin auf. Jetzt erst gestand er sichs, da? ein Teil des in ihm auf keimenden Verdachtes ihr gegolten hatte, und nun, im Gef��hle seines Unrechts, ihr Bild, wie sie sorglos schlummernd im jungfr?ulichen Bette lag, vor den Augen seiner Seele, entstand eine Sehnsucht nach ihr in seinem Innern, wie er sie seit den Tagen des ersten Begegnens, der br?utlichen Bewerbung kaum je empfunden hatte.
So tr?umte er, so ging er. Da f��hlte er sich pl?tzlich angesto?en. Sein Begleiter wars; der zeigte mit dem Finger vor sich hin in das hellerleuchtete Feld. Starschensky folgte der Richtung und sah eine Mannsgestalt, welche, die vom Monde unerleuchtete, dunkle Seite ihnen zugekehrt, ��bers Feld dem Schlosse zuschlich. Der Graf war sein selbst nicht m?chtig. Mit einem lauten Ausruf, den gez��ckten S?bel in der Faust, st��rzte er auf die Gestalt los. Der Fremde, fr��hzeitig gewarnt, floh, vom Schlosse ab, den B?umen zu. Schon im Begriffe, ihn dahin zu verfolgen, ward der Graf durch eine zweite Erscheinung davon abgehalten, die dicht an der Mauer des Schlosses sich hinschob. Diese zweite ward bald erreicht und gab sich zitternd und bebend als Dortka, der Gr?fin Kammerm?dchen, kund. Auf die erste Frage: Was sie hier gemacht? stotterte sie unzusammenh?ngende Entschuldigungen; die zweite: wie sie hierher gekommen? beantwortete an ihrer Statt das ge?ffnete Ausfallpf?rtchen, das, gew?hnlich versperrt und verriegelt, nur auf des Grafen Befehl mit einem Schl��ssel, den er selbst verwahrte, ge?ffnet werden konnte.
Alle Versuche, von dem M?dchen ein Gest?ndnis zu erpressen, waren vergeblich. Da ergriff sie der Graf hocherz��rnt bei der Hand und f��hrte sie gewaltsam durch die mannigfach verschlungenen G?nge bis zu den Zimmern seiner Gemahlin, die er noch erleuchtet und unverschlossen fand. Elga selbst war wach und in Kleidern. Der Graf, stotternd vor Wut, erz?hlte das Geschehene und verlangte, da? das M?dchen entweder augenblicklich bekenne, oder auf der Stelle aus Dienst und Hause entfernt werde. Dortka war auf die Kniee gefallen und zitterte und weinte.
Starschensky hatte sich seine Gattin verlegen oder seinem gerechten Zorne beistimmend gedacht. Keines von beiden geschah. Kalt und teilnahmslos bat sie ihn anfangs, die Ruhe des Hauses nicht durch sein lautes Schelten zu st?ren, und als er fortfuhr und die Entfernung des M?dchens begehrte, da erkl?rte sie mit steigender W?rme: Ihr geb��hre, ��ber das Verhalten ihrer Dienerinnen zu richten, sie selbst werde untersuchen und entscheiden. Der Graf, au?er sich, zog das M?dchen vom Boden auf, sie gewaltsam aus dem Zimmer zu bringen, aber Elga sprang hinzu, ergriff des M?dchens andere Hand, ri? sie zu sich, indem sie ausrief: Nun denn, so sto? auch mich aus dem Hause, denn darauf ist es doch wohl abgesehen! da? ich fr��her dich so gekannt! Ungl��ckliche, die ich bin! fuhr sie laut weinend fort; gekr?nkt, mi?handelt! Aber schuldlose Diener sollen nicht um meinetwillen leiden! Dabei zeigte sie dem M?dchen mit dem Finger auf die T��re ihres Schlafgemaches; diese verstand den stummen Befehl und ging eilig hinein. Elga folgte und schlo? die T��re hinter sich ab.
Starschensky stand wie vom Donner getroffen. Einmal raffte er sich empor und ging auf das Zimmer seiner Frau zu; halben
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