zur Sache; wer mich verhindert, mich zu verteidigen, t?tet mich so gut, als wenn er mich angriffe.
Danton. Wo die Notwehr aufh?rt, f?ngt der Mord an; ich sehe keinen Grund, der uns l?nger zum T?ten zw?nge.
Robespierre. Die soziale Revolution ist noch nicht fertig; wer eine Revolution zur H?lfte vollendet, gr?bt sich selbst sein Grab. Die gute Gesellschaft ist noch nicht tot, die gesunde Volkskraft mu? sich an die Stelle dieser nach allen Richtungen abgekitzelten Klasse setzen. Das Laster mu? bestraft werden, die Tugend mu? durch den Schrecken herrschen.
Danton. Ich verstehe das Wort Strafe nicht. - Mit deiner Tugend, Robespierre! Du hast kein Geld genommen, du hast keine Schulden gemacht, du hast bei keinem Weibe geschlafen, du hast immer einen anst?ndigen Rock getragen und dich nie betrunken. Robespierre, du bist emp?rend rechtschaffen. Ich w��rde mich sch?men, drei?ig Jahre lang mit der n?mlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, blo? um des elenden Vergn��gens willen, andre schlechter zu finden als mich. - Ist denn nichts in dir, was dir nicht manchmal ganz leise, heimlich sagte: du l��gst, du l��gst!?
Robespierre. Mein Gewissen ist rein.
Danton. Das Gewissen ist ein Spiegel, vor dem ein Affe sich qu?lt; jeder putzt sich, wie er kann, und geht auf seine eigne Art auf seinen Spa? dabei aus. Das ist der M��he wert, sich dar��ber in den Haaren zu liegen! Jeder mag sich wehren, wenn ein andrer ihm den Spa? verdirbt. Hast du das Recht, aus der Guillotine einen Waschzuber f��r die unreine W?sche anderer Leute und aus ihren abgeschlagenen K?pfen Fleckkugeln f��r ihre schmutzigen Kleider zu machen, weil du immer einen sauber geb��rsteten Rock tr?gst? Ja, du kannst dich wehren, wenn sie dir drauf spucken oder L?cher hineinrei?en; aber was geht es dich an, solang sie dich in Ruhe lassen? Wenn sie sich nicht genieren, so herumzugehn, hast du deswegen das Recht, sie ins Grabloch zu sperren? Bist du der Polizeisoldat des Himmels? Und kannst du es nicht ebensogut mitansehn als dein lieber Herrgott, so halte dir dein Schnupftuch vor die Augen.
Robespierre. Du leugnest die Tugend?
Danton. Und das Laster. Es gibt nur Epikureer, und zwar grobe und feine, Christus war der feinste; das ist der einzige Unterschied, den ich zwischen den Menschen herausbringen kann. Jeder handelt seiner Natur gem??, d. h. er tut, was ihm wohltut. - Nicht wahr, Unbestechlicher, es ist grausam, dir die Abs?tze so von den Schuhen zu treten?
Robespierre. Danton, das Laster ist zu gewissen Zeiten Hochverrat.
Danton. Du darfst es nicht proskribieren, ums Himmels willen nicht, das w?re undankbar; du bist ihm zu viel schuldig, durch den Kontrast n?mlich. - ��brigens, um bei deinen Begriffen zu bleiben, unsere Streiche m��ssen der Republik n��tzlich sein, man darf die Unschuldigen nicht mit den Schuldigen treffen.
Robespierre. Wer sagt dir denn, da? ein Unschuldiger getroffen worden sei?
Danton. H?rst du, Fabricius? Es starb kein Unschuldiger! (Er geht; im Hinausgehn zu Paris:) Wir d��rfen keinen Augenblick verlieren, wir m��ssen uns zeigen! (Danton und Paris ab.)
Robespierre. (allein). Geh nur! Er will die Rosse der Revolution am Bordell halten machen, wie ein Kutscher seine dressierten G?ule; sie werden Kraft genug haben, ihn zum Revolutionsplatz zu schleifen.
Mir die Abs?tze von den Schuhen treten! Um bei deinen Begriffen zu bleiben! - Halt! Halt! Ist's das eigentlich? Sie werden sagen, seine gigantische Gestalt h?tte zu viel Schatten auf mich geworfen, ich h?tte ihn deswegen aus der Sonne gehen hei?en. - Und wenn sie recht h?tten? Ist's denn so notwendig? Ja, ja! die Republik! Er mu? weg.
Es ist l?cherlich, wie meine Gedanken einander beaufsichtigen. - Er mu? weg. Wer in einer Masse, die vorw?rts dr?ngt, stehenbleibt, leistet so gut Widerstand, als tr?t' er ihr entgegen: er wird zertreten.
Wir werden das Schiff der Revolution nicht auf den seichten Berechnungen und den Schlammb?nken dieser Leute stranden lassen; wir m��ssen die Hand abhauen, die es zu halten wagt - und wenn er es mit den Z?hnen packte!
Weg mit einer Gesellschaft, die der toten Aristokratie die Kleider ausgezogen und ihren Aussatz geerbt hat!
Keine Tugend! Die Tugend ein Absatz meiner Schuhe! Bei meinen Begriffen! - Wie das immer wiederkommt. - Warum kann ich den Gedanken nicht loswerden? Er deutet mit blutigem Finger immer da, da hin! Ich mag so viel Lappen darum wickeln, als ich will, das Blut schl?gt immer durch. - (Nach einer Pause:) Ich wei? nicht, was in mir das andere bel��gt.
(Er tritt ans Fenster.) Die Nacht schnarcht ��ber der Erde und w?lzt sich im w��sten Traum. Gedanken, W��nsche, kaum geahnt, wirr und gestaltlos, die scheu sich vor des Tages Licht verkrochen, empfangen jetzt Form und Gewand und stehlen sich in das stille Haus des Traums. Sie ?ffnen die T��ren, sie sehen aus den Fenstern, sie werden halbwegs Fleisch, die Glieder strecken sich im Schlaf, die Lippen murmeln. - Und ist nicht unser Wachen ein hellerer Traum? sind wir nicht Nachtwandler? ist nicht unser Handeln wie das im Traum, nur deutlicher,
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