Dantons Tod | Page 4

Georg Büchner
wendest dich ab? Ha, kannst du mir vergeben, Porcia? Schlug ich dich? Das war nicht meine Hand, war nicht mein Arm, mein Wahnsinn tat es. Sein Wahnsinn ist des armen Hamlet Feind. Hamlet tat's nicht, Hamlet verleugnet's.
Wo ist unsre Tochter, wo ist mein Sannchen?
Weib. Dort um das Eck herum.
Simon. Fort zu ihr! Komm, mein tugendreich Gemahl. (Beide ab.)

Dritte Szene Der Jakobinerklub
Ein Lyoner. Die Br��der von Lyon senden uns, um in eure Brust ihren bittren Unmut auszusch��tten. Wir wissen nicht, ob der Karren, auf dem Ronsin zur Guillotine fuhr, der Totenwagen der Freiheit war, aber wir wissen, da? seit jenem Tage die M?rder Chaliers wieder so fest auf den Boden treten, als ob es kein Grab f��r sie g?be. Habt ihr vergessen, da? Lyon ein Flecken auf dem Boden Frankreichs ist, den man mit den Gebeinen der Verr?ter zudecken mu?? Habt ihr vergessen, da? diese Hure der K?nige ihren Aussatz nur in dem Wasser der Rhone abwaschen kann? Habt ihr vergessen, da? dieser revolution?re Strom die Flotten Pitts im Mittelmeere auf den Leichen der Aristokraten mu? stranden machen? Eure Barmherzigkeit mordet die Revolution. Der Atemzug eines Aristokraten ist das R?cheln der Freiheit. Nur ein Feigling stirbt f��r die Republik, ein Jakobiner t?tet f��r sie. Wi?t: finden wir in euch nicht mehr die Spannkraft der M?nner des 10. August, des September und des 31. Mai, so bleibt uns, wie dem Patrioten Gaillard, nur der Dolch des Kato. (Beifall und verwirrtes Geschrei.)
Ein Jakobiner. Wir werden den Becher des Sokrates mit euch trinken!
Legendre (schwingt sich auf die Trib��ne). Wir haben nicht n?tig, unsere Blicke auf Lyon zu werfen. Die Leute, die seidne Kleider tragen, die in Kutschen fahren, die in den Logen im Theater sitzen und nach dem Diktion?r der Akademie sprechen, tragen seit einigen Tagen die K?pfe fest auf den Schultern. Sie sind witzig und sagen, man m��sse Marat und Chalier zu einem doppelten M?rtyrertum verhelfen und sie in effigie guillotinieren. (Heftige Bewegung in der Versammlung.)
Einige Stimmen. Das sind tote Leute, ihre Zunge guillotiniert sie.
Legendre. Das Blut dieser Heiligen komme ��ber sie! Ich frage die anwesenden Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses, seit wann ihre Ohren so taub geworden sind...
Collot d'Herbois (unterbricht ihn). Und ich frage dich, Legendre, wessen Stimme solchen Gedanken Atem gibt, da? sie lebendig werden und zu sprechen wagen? Es ist Zeit, die Masken abzurei?en. H?rt! Die Ursache verklagt ihre Wirkung, der Ruf sein Echo, der Grund seine Folge. Der Wohlfahrtsausschu? versteht mehr Logik, Legendre. Sei ruhig! Die B��sten der Heiligen werden unber��hrt bleiben, sie werden wie Medusenh?upter die Verr?ter in Stein verwandten.
Robespierre. Ich verlange das Wort.
Die Jakobiner. H?rt, h?rt den Unbestechlichen!
Robespierre. Wir warteten nur auf den Schrei des Unwillens, der von allen Seiten ert?nt, um zu sprechen. Unsere Augen waren offen, wir sahen den Feind sich r��sten und sich erheben, aber wir haben das L?rmzeichen nicht gegeben; wir lie?en das Volk sich selbst bewachen, es hat nicht geschlafen, es hat an die Waffen geschlagen. Wir lie?en den Feind aus seinem Hinterhalt hervorbrechen, wir lie?en ihn anr��cken; jetzt steht er frei und ungedeckt in der Helle des Tages, jeder Streich wird ihn treffen, er ist tot, sobald ihr ihn erblickt habt.
Ich habe es euch schon einmal gesagt: in zwei Abteilungen, wie in zwei Heerhaufen, sind die inneren Feinde der Republik zerfallen. Unter Bannern von verschiedener Farbe und auf den verschiedensten Wegen eilen sie alle dem n?mlichen Ziele zu. Die eine dieser Faktionen ist nicht mehr. In ihrem affektierten Wahnsinn suchte sie die erprobtesten Patrioten als abgenutzte Schw?chlinge beiseite zu werfen, um die Republik ihrer kr?ftigsten Arme zu berauben. Sie erkl?rte der Gottheit und dem Eigentum den Krieg, um eine Diversion zugunsten der K?nige zu machen. Sie parodierte das erhabne Drama der Revolution, um dieselbe durch studierte Ausschweifungen blo?zustellen. H��berts Triumph h?tte die Republik in ein Chaos verwandelt, und der Despotismus war befriedigt. Das Schwert des Gesetzes hat den Verr?ter getroffen. Aber was liegt den Fremden daran, wenn ihnen Verbrecher einer anderen Gattung zur Erreichung des n?mlichen Zwecks bleiben? Wir haben nichts getan, wenn wir noch eine andere Faktion zu vernichten haben.
Sie ist das Gegenteil der vorhergehenden. Sie treibt uns zur Schw?che, ihr Feldgeschrei hei?t: Erbarmen! Sie will dem Volk seine Waffen und die Kraft, welche die Waffen f��hrt, entrei?en, um es nackt und entnervt den K?nigen zu ��berantworten.
Die Waffe der Republik ist der Schrecken, die Kraft der Republik ist die Tugend - die Tugend, weil ohne sie der Schrecken verderblich, der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend ohnm?chtig ist. Der Schrecken ist ein Ausflu? der Tugend, er ist nichts anders als die schnelle, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit. Sie sagen, der Schrecken sei die Waffe einer despotischen Regierung, die unsrige gliche also dem Despotismus. Freilich! aber so, wie das Schwert in den H?nden eines Freiheitshelden dem S?bel gleicht, womit der Satellit des Tyrannen bewaffnet ist. Regiere der Despot seine tier?hnlichen Untertanen durch den Schrecken,
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 28
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.