Dantons Tod | Page 3

Georg Büchner
so die Zeit, worin er immer ger��hrt wird; es wird sich schon geben.
Erster B��rger. Was gibt's denn?
Weib. Seht ihr: ich sa? da so auf dem Stein in der Sonne und w?rmte mich, seht ihr - denn wir haben kein Holz, seht ihr -
Zweiter B��rger. So nimm deines Mannes Nase.
Weib. Und meine Tochter war da hinuntergegangen um die Ecke - sie ist ein braves M?dchen und ern?hrt ihre Eltern.
Simon. Ha, sie bekennt!
Weib. Du Judas! h?ttest du nur ein Paar Hosen hinauf zuziehen, wenn die jungen Herren die Hosen nicht bei ihr hinunterlie?en? Du Branntweinfa?, willst du verdursten, wenn das Br��nnlein zu laufen aufh?rt, he? - Wir arbeiten mit allen Gliedern, warum denn nicht auch damit; ihre Mutter hat damit geschafft, wie sie zur Welt kam, und es hat ihr weh getan; kann sie f��r ihre Mutter nicht auch damit schaffen, he? und tut's ihr auch weh dabei, he? Du Dummkopf!
Simon. Ha, Lukretia! ein Messer, gebt mir ein Messer, R?mer! Ha, Appius Claudius!
Erster B��rger. Ja, ein Messer, aber nicht f��r die arme Hure! Was tat sie? Nichts! Ihr Hunger hurt und bettelt. Ein Messer f��r die Leute, die das Fleisch unserer Weiber und T?chter kaufen. Weh ��ber die, so mit den T?chtern des Volkes huren! Ihr habt Kollern im Leib, und sie haben Magendr��cken; ihr habt L?cher in den Jacken, und sie haben warme R?cke; ihr habt Schwielen in den F?usten, und sie haben Samth?nde. Ergo, ihr arbeitet, und sie tun nichts; ergo, ihr habt's erworben, und sie haben's gestohlen; ergo, wenn ihr von eurem gestohlnen Eigentum ein paar Heller wiederhaben wollt, m��?t ihr huren und betteln; ergo, sie sind Spitzbuben, und man mu? sie totschlagen!
Dritter B��rger. Sie haben kein Blut in den Adern, als was sie uns ausgesaugt haben. Sie haben uns gesagt: schlagt die Aristokraten tot, das sind W?lfe! Wir haben die Aristokraten an die Laternen geh?ngt. Sie haben gesagt: das Veto fri?t euer Brot; wir haben das Veto totgeschlagen. Sie haben gesagt: die Girondisten hungern euch aus; wir haben die Girondisten guillotiniert. Aber sie haben die Toten ausgezogen, und wir laufen wie zuvor auf nackten Beinen und frieren. Wir wollen ihnen die Haut von den Schenkeln ziehen und uns Hosen daraus machen, wir wollen ihnen das Fett auslassen und unsere Suppen mit schmelzen. Fort! Totgeschlagen, wer kein Loch im Rock hat!
Erster B��rger. Totgeschlagen, wer lesen und schreiben kann!
Zweiter B��rger. Totgeschlagen, wer ausw?rts geht!
Alle (schreien). Totgeschlagen! Totgeschlagen!
(Einige schleppen einen jungen Menschen herbei.)
Einige Stimmen. Er hat ein Schnupftuch! ein Aristokrat! an die Laterne! an die Laterne!
Zweiter B��rger. Was? er schneuzt sich die Nase nicht mit den Fingern? An die Laterne! (Eine Laterne wird heruntergelassen.)
Junger Mensch. Ach, meine Herren!
Zweiter B��rger. Es gibt hier keine Herren! An die Laterne!
Einige (singen). Die da liegen in der Erden, Von de W��rm gefresse werden; Besser hangen in der Luft, Als verfaulen in der Gruft!
Junger Mensch. Erbarmen!
Dritter B��rger. Nur ein Spielen mit einer Hanflocke um den Hals! 's ist nur ein Augenblick, wir sind barmherziger als ihr. Unser Leben ist der Mord durch Arbeit; wir h?ngen sechzig Jahre lang am Strick und zapplen, aber wir werden uns losschneiden. - An die Laterne!
Junger Mensch. Meinetwegen, ihr werdet deswegen nicht heller sehen.
Die Umstehenden. Bravo! Bravo!
Einige Stimmen. La?t ihn laufen! (Er entwischt.)
(Robespierre tritt auf, begleitet von Weibern und Ohnehosen.)
Robespierre. Was gibt's da, B��rger?
Dritter B��rger. Was wird's geben? Die paar Tropfen Bluts vom August und September haben dem Volk die Backen nicht rot gemacht. Die Guillotine ist zu langsam. Wir brauchen einen Platzregen!
Erster B��rger. Unsere Weiber und Kinder schreien nach Brot, wir wollen sie mit Aristokratenfleisch f��ttern. He! totgeschlagen, wer kein Loch im Rock hat!
Alle. Totgeschlagen! Totgeschlagen!
Robespierre. Im Namen des Gesetzes!
Erster B��rger. Was ist das Gesetz?
Robespierre. Der Wille des Volks.
Erster B��rger. Wir sind das Volk, und wir wollen, da? kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt's kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen!
Einige Stimmen. H?rt den Aristides! h?rt den Unbestechlichen!
Ein Weib. H?rt den Messias, der gesandt ist, zu w?hlen und zu richten; er wird die B?sen mit der Sch?rfe des Schwertes schlagen. Seine Augen sind die Augen der Wahl, seine H?nde sind die H?nde des Gerichts.
Robespierre. Armes, tugendhaftes Volk! Du tust deine Pflicht, du opferst deine Feinde. Volk, du bist gro?! Du offenbarst dich unter Blitzstrahlen und Donnerschl?gen. Aber, Volk, deine Streiche d��rfen deinen eignen Leib nicht verwunden; du mordest dich selbst in deinem Grimm. Du kannst nur durch deine eigne Kraft fallen, das wissen deine Feinde. Deine Gesetzgeber wachen, sie werden deine H?nde f��hren; ihre Augen sind untr��gbar, deine H?nde sind unentrinnbar. Kommt mit zu den Jakobinern! Eure Br��der werden euch ihre Arme ?ffnen, wir werden ein Blutgericht ��ber unsere Feinde halten.
Viele Stimmen. Zu den Jakobinern! Es lebe Robespierre! (Alle ab.)
Simon. Weh mir, verlassen! (Er versucht sich aufzurichten.)
Weib. Da! (Sie unterst��tzt ihn.)
Simon. Ach, meine Baucis! du sammelst Kohlen auf mein Haupt.
Weib. Da steh!
Simon. Du
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