die Tochter eines Diakonus in Bern, ihr den Sieg streitig machte. Julie war, glaubw��rdigen Zeugnissen und ihrem noch erhaltenen Portrait in Lavater's Physiognomik zufolge, eine der h??lichsten ihres Geschlechts. Was die Natur ihr inde? an Reizen versagt, hatte sie ihr durch Geistesgaben reichlich verg��tet. Die gelehrtesten M?nner ihrer Zeit erkannten dies, und standen mit ihr in Briefwechsel. Das Ger��cht sagte von ihr, da? sie mehr gelesen und studirt, als irgend ein Frauenzimmer, und mit ausgebreiteten Kenntnissen in den verschiedenartigsten wissenschaftlichen F?chern ein sehr richtiges Urtheil verbinde. Darin f��hlte sich Wieland nicht get?uscht, als ihn die Neugier trieb, sie kennen zu lernen. Von dem begeisternden Eindruck, den Julie auf ihn machte, gab er in mehreren Briefen Rechenschaft. "Nie hab' ich," schrieb er unter andern, "ein Frauenzimmer gesehen, das bei einer au?erordentlichen Gleichheit der Gem��thsart, bei dem heitersten Humor und der gr??ten moralischen Simplicit?t, die nur in ihrem Alter m?glich scheint, mehr Lebhaftigkeit und unersch?pfliche Resourcen im Umgange gehabt h?tte, als sie. In diesen St��cken ist Sophie noch weiter hinter ihr, als Julie in Absicht der Sch?nheit hinter Sophie'n ist. Der aufgekl?rteste Geist, den ich je an einem Frauenzimmer gesehen habe, und ein Herz, das der edelsten Freundschaft w��rdig ist."
In einem sp?tern Briefe gestand Wieland, da? Julie weder eine Idee, noch Empfindung von der Liebe zu haben scheine, die in Romanen und Trag?dien herrsche. Sie wolle Freunde haben, sie halte die Freundschaft f��r eine vern��nftige und best?ndige Liebe, und weil sie nicht anders geliebt seyn wolle, so hasse sie alles, was den Schein einer ��berspannten, fanatischen Leidenschaft trage. "Ich selbst," schrieb Wieland, "bin, wie ich glaube, in Absicht der Liebe der Einzige in meiner Art, und ich bin stolz genug zu glauben, da? meine Art zu lieben der Liebe der Geister wirklich so nahe kommt, als es unter dem Monde m?glich ist. Ich liebe alle wahrhaft tugendhaften Frauen eben so sehr, wie ich die Tugend lieben w��rde, wenn sie sichtbar w?re. Das sind keine Gro?sprechereien. Wenn die Weisheit, die Tugend, die moralische Venus, eine weibliche Gestalt annimmt, so mu? freilich der Instinct, der uns zu diesen lieblichen Gesch?pfen zieht, sich unter die reine geistige Liebe mischen, die unserem Geiste f��r das wahre Sch?ne, Gute und Erhabene nat��rlich ist. Aber darin besteht mein Privilegium, da?, wenn mein Gegenstand eine Julie ist (aber nicht eine Julie wie die Tochter des Augustus), die Liebe der Engel sich nat��rlicher und ungezwungener Weise zu der thierischen verh?lt, wie eine Weltkugel zu einem Sonnenstaube." Diesem Briefe f��gte Wieland noch die charakteristische Aeu?erung bei: "Wir sind ��bereingekommen, da? jedes das Andere nach seiner eigenen, ihm nat��rlichen Weise, ohne den mindesten Zwang lieben solle -- ich mit Enthusiasmus, weil meine Natur es so mit sich bringt, sie ohne Enthusiasmus, aus gleichem Grunde. Ich weissagte ihr, sie w��rde noch so gut Enthusiast werden, als ich; sie zweifelte und sagte, sie w��nsche es, um mich gl��cklich machen zu k?nnen."
Lebhaft besch?ftigte sich Wieland oft mit dem Gedanken an eine eheliche Verbindung. Er gestand, alles in der Welt, was nicht mit den Grunds?tzen der Rechtlichkeit streite, unbedenklich thun zu wollen, wenn er dadurch zu Juliens Besitz gelangen k?nnte. "Sie w��rde," schrieb er, "mich unaussprechlich gl��cklich machen. Aber ich sehe keine M?glichkeit. Ich m��?te auf eine sehr anst?ndige und vorteilhafte Art etablirt seyn, wenn ich berechtigt seyn sollte, eine solche Pr?tension zu machen, und bisher ist kein Anschein zu einem solchen Etablissement." Worauf sich Wielands W��nsche beschr?nkten, schilderte er in einem seiner damaligen Briefe mit den Worten: "Ich bin nicht f��r das gemacht, was man Welt nennt. Alle ihre Erg?tzlichkeiten sind innere Plagen f��r mich, obgleich ich aus Gewohnheit daran Antheil nehme und vergn��gt dabei scheine. Freiheit, Mu?e, Einsamkeit, ein Freund und eine Freundin bei mir -- das ist die Situation, nach der mich d��rstet, und zu der ich nie gelangen werde."
Das St?dtchen Zopfingen, im Kanton Bern gelegen, hielten Wielands Freunde f��r den passendsten Ort, um, wie er damals willens war, eine mit einer Buchdruckerei verbundene Buchhandlung zu errichten. W?hrend er sich auf diese Weise einen anst?ndigen Unterhalt zu verschaffen hoffte, wollte er zugleich auf die Bildung seiner Zeitgenossen kr?ftig einwirken durch interessante Verlagsartikel, zu denen er vorz��glich Uebersetzungen der Classiker, des Virgil, Horaz, Xenophon, Theokrit u.a. seiner Liebligsschriftsteller rechnete. Auch durch einzelne St��cke aus der Philosophie und sch?nen Literatur hoffte er das Interesse des Publikums zu fesseln. Die bessern K?pfe Deutschlands f��r eine periodische Schrift zu gewinnen, war ein Gedanke, der, schon fr��her entstanden, wieder in ihm auftauchte. Wieland wollte in jenem Journal unter andern ein Gem?lde des Menschen entwerfen, nach den verschiedenen N��ancen, die er durch das Klima, die Religion, Staatseinrichtung u.s.w. erhalte; er wollte zeigen, da? der Mensch gebildet werden m��sse, und da? die meisten Gesetzgeber und Moralisten sich bisher auf diese Kunst nicht gar zu wohl verstanden h?tten. Auch Biographieen und Charakteristiken ausgezeichneter M?nner des Alterthums sollten in seinem Journal einen

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