Platz finden.
Mehrere Aufs?tze, die er f��r seine Zeitschrift bestimmt, hatte Wieland theils ausgearbeitet, theils den Plan dazu entworfen, als ein Brief seiner Mutter ihn mit der Nachricht einer bestimmten Anstellung zu Biberach ��berraschte. Seiner Vaterstadt, von der er acht Jahre getrennt gewesen, in dem ihm angewiesenen Wirkungskreis so viel als m?glich zu n��tzen, war der feste Entschlu?, mit welchem Wieland am 20. M?rz 1760 die Schweiz und seine dortigen Freunde verlie?, in dankbarer R��ckerinnerung an die frohen Jahre, die er in ihrer Mitte verlebt hatte. Schmerzlich war ihm vor allen der Abschied von Julie Bondeli. Nur die Hoffnung ihres Besitzes konnte ihn tr?sten.
Mit nicht zu grellen Farben hatte Wieland, noch vor seiner Abreise aus der Schweiz, einigen seiner Freunde die Verh?ltnisse geschildert, die ihn in seiner Vaterstadt erwarteten. Zum ersten Male mu?te er, so fremd dies auch seiner Natur war, eine Rolle spielen in den mannigfachen politischen Intriguen, welche die Wahl eines B��rgermeisters in Biberach herbeif��hrte. Wieland hatte dort die ziemlich eintr?gliche Stelle eines Kanzleidirectors erhalten. Abgesehen davon, da? dies Amt seinen Neigungen durchaus nicht entsprach, f��rchtete er bereits nach zwei Jahren jene Stelle wieder zu verlieren durch einen langwierigen Proze? zwischen den evangelischen und katholischen Rathsmitgliedern seiner Vaterstadt. Von dem Wankelmuth seiner Freunde und G?nner machte Wieland die tr��bsten Erfahrungen. Mehrere seiner damaligen Briefe enthielten r��hrende Gest?ndnisse seiner unsichern Lage und seiner durch heftige Gem��tsbewegungen sehr ersch��tterten Gesundheit. Mit Schmerz ergriff ihn der oft wiederkehrende Gedanke, was er in einer andern Stellung, in Verh?ltnissen, die den Musen g��nstiger w?ren, h?tte leisten k?nnen. In einem Briefe vom 16. M?rz 1763 ?u?erte Wieland: "Ich m?chte zuweilen eine Satyre wider die beste Welt schreiben, wenn ich mir vorstelle, da? kein anderer Platz in der Welt f��r mich seyn soll, als eine Stadtschreiber-, Consulenten- und Rathsherrnstelle in diesem kleinen schw?bischen Reichsst?dtchen. Denn es ist noch nicht entschieden, welche von diesen drei Personen, die sich ungef?hr gleich gut f��r mich schicken, ich noch werde vorstellen m��ssen."
In so trauriger Lage trat oft die Erinnerung an die Vergangenheit und an seinen Aufenthalt in der Schweiz vor Wielands Seele. Rastlos sann er auf Mittel, sich aus Verh?ltnissen zu befreien, die seinen Neigungen so wenig entsprachen, und ihm uns?glichen Verdru? bereiteten. Mitunter kam ihm die Idee, um eine Professur an einem Gymnasium in Berlin, Breslau, Gotha oder andern bedeutenden Orten sich zu bewerben. Die Eink��nfte einer solchen Stelle, meinte Wieland, w?ren zwar gering, aber daf��r sei ihm desto mehr Mu?e geg?nnt, und er k?nne arbeiten, was er wollte. Selbst die sp?rliche Zeit, die ihm in Biberach seine Amtsgesch?fte g?nnten, konnte er nicht so n��tzlich, als er wohl gew��nscht hatte, f��r sich verwenden. Ueberall stie? er auf Hindernisse, die sich seiner h?hern Ausbildung entgegenstellten. Am schmerzlichsten f��hlte er in seiner Vaterstadt den Mangel einer bedeutenden Bibliothek.
"Hier gehen meine Talente f��r das Publikum verloren," klagte Wieland in einem Briefe an Zimmermann. "Unter solchen Zerstreuungen, bei einem solchen Amte, ohne Aufmunterung, was kann ich da thun? Wenn ich auch Zeit und Gem��thsruhe und Muth genug h?tte, etwas zu unternehmen, so verbietet mir der einzige Umstand, da? wir keine Bibliotheken haben, alle Unternehmungen von Wichtigkeit. Ich bin gen?thigt, immer aus mir selbst herauszuspinnen. Es sind schon viele Jahre her, da? ich mit einer philosophischen Geschichte nach einem besondern Plan schwanger gehe. Die Art, wie ich nunmehr ein solches Werk ausf��hren w��rde, d��rfte es zu einem n��tzlichen und angenehmen, vielleicht unentbehrlichen Buche machen. Ohne eine Bibliothek von den vollst?ndigsten und kostbarsten B��chern zur Hand zu haben, ist an ein solches Werk nicht zu denken. Sollte es nicht Schade seyn, da? es nur darum unterbleiben soll, weil ich zu Biberach und nicht in Berlin oder an einem andern Orte bin, wo eine ?ffentliche B��chersammlung mir die Folianten und Quartanten darbietet, die man bei einer solchen Arbeit alle Augenblicke zum Nachschlagen braucht?"
Unter solchen Umst?nden blieb ihm kein Trost, als zu seinen trocknen und verdrie?lichen Amtsarbeiten wieder zur��ckzukehren. Er unterzog sich diesen Arbeiten mit einer seltenen Ausdauer und Gewandtheit, die jedoch keine andere Folge f��r ihn hatte, als da? seine erprobte Th?tigkeit noch mehr und fast ��berm??ig in Anspruch genommen ward. Oft fand ihn die Mitternacht noch an seinem Schreibtisch, wo er den Concipienten und den Copisten in Einer Person vorstellen mu?te, als sich die Arbeiten h?uften. Dies war vorz��glich 1764 der Fall, wo der fr��her erw?hnte Proce? durch zwei kaiserliche Commissarien, die aus Wien nach Biberach gekommen waren, g��tlich ausgeglichen ward.
Den Gedanken an eine eheliche Verbindung mit Julie Bondeli hatte Wieland aufgegeben. Beide schienen sich in dem, was sie eigentlich f��r einander f��hlten, get?uscht zu haben. In ihrem Verh?ltnisse war eine Spannung eingetreten, welche Juliens Eifersucht veranla?t, und Wielands Reizbarkeit bis zu einem so hohen Grade gesteigert hatte, da? ein v?lliger Bruch fast unvermeidlich schien. In einem Briefe an Zimmermann rechtfertigte sich Wieland gegen allerlei Beschuldigungen, die, wie er ?u?erte, "nur durch Niedrigkeit und Bosheit

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