Sie im Ernst, da? ich der Thorheiten der Welt und meiner eigenen herzlich m��de bin."
Wieland hatte damals alle Anlage, ein religi?ser Schw?rmer zu werden. Die Lect��re von Youngs Nachtgedanken und von Klopstocks Mesias war geeignet, jene Stimmung zu unterhalten, und ihn ��ber die Grenzen eines ruhigen Forschens weit hinaus zu f��hren. Sein Eifer f��r Glauben und Fr?mmigkeit kannte kein Maa? und Ziel, und Toleranz war ihm ein v?llig fremder Begriff. Ueber Ovid, Anakreon, Tibull und mehrere franz?sische und englische Dichter, besonders aber Chaulien, Gay und Prior, sprach er in seinen 1754 herausgegebenen "Sympathien" ?ffentlich ein Verdammungsurtheil aus. Auf ?hnliche Weise eiferte Wieland in den 1755 geschriebenen "Empfindungen eines Christen" gegen die "schw?rmerischen Anbeter des Bacchus und der Venus." Den Oberconsistorialrath Sack in Berlin, dem er dies Werk zugeeignet hatte, forderte er dringend auf, "das Aergerni? zu r��gen, das jene leichtsinnigen Witzlinge angerichtet."
Ein milderer Ton, doch eine eigent��mliche mystische Richtung war vorherrschend in mehrern "Hymnen" Wielands, von denen er sp?ter nur den "Hymnus auf Gott" in seine Werke aufnahm. Mit seinen "Erinnerungen an eine Freundin" dem Inhalt nach verwandt war Wielands "Timoklea", eine Frucht seiner philosophischen Studien, besonders der Lect��re des Plato und Shaftsbury. Wieland's "Platonische Betrachtungen ��ber den Menschen" dankten ebenfalls jenen Studien ihren Ursprung. In diesen Schriften sowohl, als in zwei Aufs?tzen, die er selbst als "Visionen" bezeichnete, in dem "Gesicht des Mirza" und in dem "Gesicht von einer Welt unschuldiger Menschen" sprach Wieland mit ergreifender W?rme von der Tugend, Sch?nheit und Liebe im edelsten Sinne des Worts.
In seiner "Ank��ndigung einer Dunciade f��r die Deutschen" unternahm er einen kritischen Feldzug gegen Gottsched, den damaligen Tonangeber des ?sthetischen Geschmacks und gegen seine Anh?nger. Aus der leidenschaftlichen Reizbarkeit seiner Natur versank er wieder in eine Art von Abspannung des Geistes, die mitunter einen sehr hohen Grad erreichte. "Ich verschlummere", schrieb er 1756 einem Freunde, "wider meinen Willen einen gro?en Theil meiner Existenz. Ich f��hle, da? mein Leib immer schw?cher wird, und da? sowohl meine sehr bl?den Augen, als mein Gehirn dem denkenden Wesen oft versagen. Zuweilen w��nsche ich, da? ich ein halbes Dutzend munterer Seelen h?tte, die der meinigen subordinirt w?ren, und die alles das nach meinem Sinne ausf��hrten, was ich nicht kann. Dergleichen W��nsche sind fast alles, was mir von meiner ehemaligen jugendlichen Lebhaftigkeit ��brig geblieben ist."
Seinem Tr��bsinn ward Wieland entrissen, als er seinen bisher auf Bodmer und dessen Freunde beschr?nkten Umgang allm?lig erweiterte. Geneigter als bisher ward er wieder den Freuden des geselligen Lebens. Au?er dem bekannten Fabeldichter Meyer von Knonau, geh?rten Ge?ner, der Verfasser der Idyllen, sp?terhin auch Zimmermann, der Autor des ber��hmten Buches ��ber die Einsamkeit, zu Wielands vertrautesten Freunden. Mit Frauenzimmern verkehrte er wenig; er war sogar ihrem Umgange v?llig abgeneigt. Seine geliebte Sophie hatte ihn verw?hnt, an das weibliche Geschlecht Anspr��che zu machen, die nicht jedes M?dchen erf��llen konnte.
In einer Art von Selbstcharakteristik meinte Wieland, sein Herz, trotz allen seinen Fehlern, sei doch noch das Beste an ihm. An Zimmermann schrieb er dar��ber: "Sie d��rfen viel Gutes von meinem Herzen denken, ohne sich zu betr��gen. Was Sie mein Genie nennen, sind sehr reizbare Fibern und eine daraus entspringende Lebhaftigkeit der Empfindungen, Imagination, Activit?t, K��hnheit, Neigung zum Wunderbaren, zum Ausschweifenden u. dergl. Verdient das, da? ich mich hochachte, oder da? ich mir selbst etwas darauf einbilde? Gewi? nicht! Aber daf��r danke ich Gott, da? ich von Jugend an die Wahrheit geliebt, und f��r das, was gut, recht und moralisch sch?n ist, sehr empfindsam gewesen. Dieses ist f��r mich sehr gl��cklich, aber da ich es mit vielen Tausenden gemein habe, so ist es nichts Vorz��gliches. Da? ich hypochondrisch bin, begreife ich. Schwach bin ich in der That, aber noch voll Leben. Ich liebe mehr die Aussichten in ein anderes, als in dieses Leben. Hier bin ich nur =par devoir=, nicht =par inclination=."
Diese tr��be Lebensansicht kehrte ihm noch oft wieder. Erst gereiftere Jahre, gr??ere Erfahrung und eine gr��ndlichere Welt- und Menschenkenntni? bewirkten eine merkw��rdige Ver?nderung in Wielands Wesen. Er schien heiterer gestimmt. Seine Weiberscheu hatte sich verloren, und dem Platonismus in der Liebe huldigte er nicht mehr so unbedingt als fr��her. Auch sein hartes und unbilliges Urtheil ��ber mehrere alte und neuere Dichter nahm er zur��ck. Auf seine eigenen literarischen Erzeugnisse hatte jene Sinnes?nderung den wohlth?tigsten Einflu?. Er beurtheilte seine Arbeiten mit nachsichtsloser Strenge. Seinen Roman "Araspes und Panthea", zu welchem ihm eine Erz?hlung Xenophon's den Stoff dargeboten hatte, nannte er in einem seiner damaligen Briefe "eine unreife und unvollendete Geburt." Entschiedenen Antheil nahm er an der deutschen B��hne. Flei?ig wohnte er den theatralischen Vorstellungen der Ackermannschen Schauspielertruppe bei, die damals (1757) durch die Drangsale des siebenj?hrigen Krieges aus Deutschland vertrieben, l?ngere Zeit in der Schweiz und namentlich in Z��rich sich aufhielt. In seinem Trauerspiel "Johanna Gray" machte Wieland den ersten dramatischen Versuch. Statt der Alexandriner, des bisher allgemein ��blichen Versma?es, w?hlte er die f��nff��?igen Jamben f��r seine
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