der Natur, einsamen Studien und mancherlei poetischen Versuchen, von allem Umgang entfernt, in fast g?nzlicher Abgeschiedenheit. Seine Geistesrichtung und Empfindungsweise schilderte er in einem damaligen Briefe mit den Worten: "Ich habe von der Dichtkunst keinen kleinern Begriff, als da? sie die S?ngerin Gottes, seiner Werke und der Tugend seyn soll. Inzwischen gefallen mir doch auch die Aeu?erungen jugendlicher Freude, wenn sie unschuldig ist, und Gleim und Hagedorn haben mich oft erg?tzt." In wechselnder Stimmung war Wieland jedoch auch den unschuldigsten Scherzen so abgeneigt, da? er die genannten Dichter eines str?flichen Leichtsinns beschuldigte. Der Ernst seiner Natur zog ihn zu den englischen Poeten, zu Milton, Pope, Addison, Young, Thomson u.A. "Den Franzosen," schrieb Wieland, "bin ich, ihres fl��chtigen und affenm??igen Charakters wegen, recht gram, und noch mehr den Deutschen, die ihren Geist lieber nach diesen l?cherlichen Gesch?pfen bilden wollen, als nach den denkenden, m?nnlich sch?nen und zuweilen himmlischen Britten."
Aus einer schw?rmerischen Ueberspannung seines Geistes ging Wielands Streben hervor, die Irreligiosit?t und den Leichtsinn zu bek?mpfen. Er wollte der Welt zeigen, da? das Sch?ne im ?cht platonischen Sinne mit dem Guten einerlei sei. Auf keinen Dichter seiner Zeit lenkte sich Wielands Aufmerksamkeit entschiedener, als auf Klopstock. Von der enthusiastischen Verehrung jenes S?ngers zeugten mehrere damalige Briefe Wielands. Ein Nachahmer Klopstocks ward er nicht, ungeachtet es in seiner Natur lag, leicht etwas anzunehmen von der Manier der Schriftsteller, die seinem Geschmack besonders zusagten. Wielands "Lobgesang auf die Liebe", und ein Gedicht, "der Fr��hling" ��berschrieben, zeigten unverkennbar den Einflu?, den Kleist auf sein poetisches Talent gehabt hatte. Er machte keinen Versuch, den S?nger der Messiade auf dem k��hnen Fluge seiner Phantasie zu begleiten. Nur als Mensch wollte er ihm gleichen. Ihn beseelte ein gewisser moralischer Stolz, der noch gen?hrt ward durch die Vergleichung des gew?hnlichen Lebens und Treibens der Menschen mit den erhabenen Mustern von Tugend und Seelengr??e, die ihm ?ltere und neuere Schriftsteller vor Augen stellten. Mit Enthusiasmus hatte er als Knabe, wie fr��her erw?hnt, den Cornelius Nepos gelesen. Noch h?her begeisterte ihn als J��ngling die Schilderung jeder edlen That, w?hrend er sich von schlechten Handlungen mit Abscheu hinweg wandte.
Auch in der Poesie, wie im Leben, blieb ihm ein lebendiges Gef��hl f��r das Reinsittliche. Den philosophischen und moralischen Gedichten gab er vor allen andern den Vorzug. Er schrieb dar��ber unter andern: "Ich sch?tze die heroischen Gedichte sehr hoch; aber ich ��berlasse es gr??ern Geistern, darin gro? zu seyn oder sich darin zu versuchen. Ich begn��ge mich, die wenigen Nebenstunden, die mir meine Muse gleichsam entwendet, dazu zu benutzen, in philosophischen und moralischen Gedichten, und also in Absicht der Dichtkunst in einer kleinen Sph?re, die liebensw��rdige Tugend zu preisen."
Unter den Gedichten Wielands, die w?hrend seines Aufenthalts in T��bingen entstanden, war der "Anti-Ovid", im Sommer 1752 verfa?t, nicht blos gegen den Leichtsinn der R?mer, sondern auch der Franzosen gerichtet. Die Liebe begeisterte ihn, in diesem Lehrgedicht einen Gegenstand zu w?hlen, dem er, wie er in sp?tern Jahren gestand, damals kaum gewachsen war, da es ihm in seiner Einsamkeit, umgeben von seinen B��chern, an der n?thigen Menschenkenntni? fehlte, die er nur aus der Beobachtung der Lebensverh?ltnisse sch?pfen konnte.
Einige Monate fr��her, als der "Anti-Ovid", im Mai 1752, entstanden Wielands "moralische Erz?hlungen." Bereits am Schlu? des Jahres 1751 hatte er seine "moralischen Briefe" herausgegeben. Von seinen bisherigen Gedichten unterschieden sich die hier genannten weniger durch ihren Gehalt, als durch die Form. F��r die "moralischen Briefe" hatte Wieland Alexandriner, f��r die "moralischen Erz?hlungen" reimlose Jamben gew?hlt, und f��r den "Anti-Ovid" ein freies Versma? in wiederkehrenden Reimen. Unter solchen Besch?ftigungen lebte Wieland weniger in der wirklichen Welt, als in dem Reich der Ideale, das ihm seine Phantasie vorzauberte. Seine Zukunft schien ihn wenig zu k��mmern. In einer Art von Selbstcharakteristik, die er noch w?hrend seines Aufenthalts in T��bingen in einem Briefe an seine geliebte Sophie entwarf, gestand er, trotz seiner mannigfachen Fehler, sich "ein gutes Herz und einigen Geist" zu, dabei glaubte er mit Wahrheit versichern zu k?nnen, da? es "sein Geist gewesen, der sein Herz zu einem so guten gemacht habe."
Im Juni 1752 war Wieland aus T��bingen wieder in das elterliche Haus nach Biberach zur��ckgekehrt. Lebhaft misbilligte sein Vater die Art und Weise, wie er bisher seine Studien betrieben hatte. Ueber dem Versemachen hatte er seinen k��nftigen Beruf fast g?nzlich aus den Augen verloren. Einer sogenannten Brodwissenschaft sich zu widmen, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Sehr abgeneigt war er daher dem v?terlichen Plan, sich in G?ttingen der Laufbahn eines akademischen Docenten zu widmen. Wieland meinte, da? er dazu, wie zu manchem Andern, gar nicht passe. Er hoffte wohl noch einen Wirkungskreis zu finden, der mit seinen F?higkeiten und Neigungen mehr harmonirte. Einer Lehrstelle an einem Gymnasium glaubte er gewachsen zu seyn. Sein sehnlichster Wunsch war eine Professur an dem Carolinum zu Braunschweig, besonders deshalb, weil er dadurch mit G?rtner, Ebert, Zachari? u.a. talentvollen M?nnern, die in
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