und dort als Hessen-Darmst?dtischer Bergrath starb. Seine Kenntnisse in der Philosophie zu berichtigen und zu erweitern, war die Hauptaufgabe, die Wieland in Erfurt sich stellte. Baumer's logische Vorlesungen und ein Privatissimum ��ber die Wolfische Philosophie gaben seinem Geiste reiche Nahrung. Mit Vergn��gen erinnerte sich Wieland in sp?tern Jahren, an den Genu?, den ihm Baumer verschafft, als er ihm zur Lect��re des Don Quixote verholfen. Aus jenem Roman habe er "die gro?e allgemeine Naturgeschichte der menschlichen Thorheit und Narrheit" kennen gelernt.
Bereichert mit mannigfachen Kenntnissen, kehrte Wieland 1750 nach Biberach zur��ck. Der Sommer, den er im elterlichen Hause zubrachte, war eine der merkw��rdigsten Perioden seines Lebens. In diese Zeit fiel Wielands erste Liebe. Ihr Gegenstand war Sophie v. Gutermann, die Tochter eines Arztes, der mit Wielands Eltern in freundschaftlichen Verh?ltnissen stand. Nicht durch bl��hende Sch?nheit, durch jugendliche Reize f��hlte sich Wieland zu Sophien hingezogen. An seinem rein platonischen Liebesverh?ltni? hatte die Sinnlichkeit auch nicht den entferntesten Antheil. Was ihn an Sophien fesselte, war ihre ausgezeichnete Geistesbildung, die sie schon fr��h durch das Lesen der besten deutschen Schriftsteller erlangt hatte, ihr rastloses Streben nach Erweiterung ihrer Kenntnisse, und ihr gl��hender Enthusiasmus f��r alles Gute, Wahre und Sch?ne. Obgleich nur zwei Jahre ?lter, als Wieland, ��bte Sophie doch durch die Festigkeit ihres Charakters und innere Haltung eine seltene Herrschaft ��ber den jungen Schw?rmer aus. An Kenntnissen ihr ��berlegen, suchte Wieland mit poetischer Begeisterung Sophiens rege Wi?begierde zu befriedigen.
Diesem Verh?ltni? dankte Wielands erstes gedrucktes Gedicht seinen Ursprung. Auf einem einsamen Spaziergange nach dem St. Martinskirchhofe traf Sophie einst ihren Freund, und ihre Gef��hle begegneten sich dort zum ersten Mal in der Begeisterung f��r die Sch?nheiten der Natur. Ein solches Stillleben, meinte Wieland, sei allen ger?uschvollen Freuden der Welt vorzuziehen. Durch den Umgang mit Sophien, ?u?erte er in einem sp?tern Briefe, mit Hindeutung auf seinen fr��hern Skeptizismus, sei er ein ganz anderer Mensch, ein Freund der Tugend und Religion geworden. Unverge?lich blieb ihm noch in sp?tern Jahren ein sch?ner Sommertag, an welchem er mit der Geliebten in den freundlichen Umgebungen von Biberach umhergewandelt, und sich mit ihr von der Bestimmung der Geister und Menschen und von der W��rde der menschlichen Seele unterhalten hatte. Durch eine Predigt seines Vaters ��ber den Text: Gott ist die Liebe, war er auf dies Thema gef��hrt worden. Die Frucht jenes enthusiastischen Gespr?chs, das seine Begleiterin bis zu Thr?nen r��hrte, war Wielands Lehrgedicht: "Die Natur der Dinge oder die vollkommenste Welt." Es ward im Februar 1751 begonnen, im April des genannten Jahres vollendet, und noch im Jahr 1770 zum dritten Mal gedruckt.
Mit Schmerz trennte sich Wieland von der Geliebten, die im Herbst 1750 nach Augsburg zur��ckkehrte, wo ihr Vater, fr��her in Kaufbeuern ans?ssig, sich niedergelassen hatte. Noch oft trat in T��bingen, wo Wieland um diese Zeit seine akademische Laufbahn er?ffnete, Sophiens Bild vor seine Seele. Der Eindruck, den sie auf sein Herz gemacht, war so tief, da? die in einem Briefe seines Vaters ausgesprochenen Zweifel an der Best?ndigkeit seiner Liebe ihn sehr schmerzten.
In seiner schw?rmerischen Stimmung kannte er kein h?heres Gl��ck, als Sophiens Besitz. Ueber die mannigfachen Schwierigkeiten, die der Erf��llung seines Lieblingswunsches entgegen treten konnten, setzte er sich leicht hinweg. Im Geist sah er schon seine b��rgerliche Existenz begr��ndet, w?hrend er noch nicht mit sich einig war ��ber das Berufsfach, dem er sich widmen wollte. Die Jurisprudenz schreckte ihn durch ihre Trockenheit. Um Theolog zu werden, h?tte er eine st?rkere Brust haben m��ssen. Das Studium der Medicin ward ihm verleidet durch seine un��berwindliche Scheu vor todten K?rpern, Krankenstuben und Spit?lern. Er besuchte in T��bingen fast gar kein Collegium. Die Liebe zur Einsamkeit fesselte ihn an sein Zimmer. Ohne Freunde, ja fast ohne allen Umgang, br��tete sein Geist ��ber der Idee, die sch?nsten poetischen Bl��then, die ihm sein Dichtertalent bieten m?chte, zur Verherrlichung seiner Geliebten in einen Kranz zu flechten. So entstand sein fr��her erw?hntes Gedicht: "Die Natur der Dinge oder die vollkommenste Welt."
Begeistert von diesem Product, das er sp?ter einer sehr strengen Beurtheilung unterwarf, sandte Wieland sein Gedicht dem Professor Meier in Halle, der damals als philosophischer Kopf und als Kritiker viel galt. Weder seinen Namen, noch seinen Aufenthaltsort erw?hnte er in seinem Briefe. Meier hielt einen Adlichen f��r den Verfasser des ihm gesandten Gedichts, das er sofort drucken lie?, und es mit einer Vorrede begleitete. Noch ehe er das Schicksal seines Werks erfahren, hatte Wieland einen neuen poetischen Plan entworfen. Die f��nf ersten Ges?nge eines epischen Gedichts, "Hermann" betitelt, sandte er an Bodmer in Z��rich, der damals in dem lebhaftesten literarischen Kampfe mit Gottsched und seinen Anh?ngern verwickelt war. Bodmer nahm die ihm gesandte Probe g��nstig auf, vielleicht schon deshalb, weil Wieland in jugendlicher Begeistrung seine Parthei ergriffen hatte. Er trat mit dem jungen Autor in einen fortgesetzten Briefwechsel.
In einer anmuthigen Sommerwohnung, sp?terhin das Wielandsh?uschen genannt, auf einem Weinberge unweit T��bingen, diesseits des Neckars gelegen, lebte Wieland damals dem Genu?
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