Charaktere und Schicksale | Page 6

Hermann Heiberg
Sie, Herr Knoop?" fragte Baron Klamm, der seiner Bewunderung ��ber dieses gro?artige R?derwerk und ��ber die ��berall herrschende Strenge Ordnung Ausdruck verlieh.
"Zweihundertundachtzig Personen erhalten Wochen- oder Monatslohn im Jahr bei mir!" erwiderte Herr Knoop, l?ste die Brille von den Augen, bewegte, w?hrend er Antwort erteilte und mit einem seidenen Tuch die Gl?ser wischte, mit einem Ausdruck berechtigter Selbstbefriedigung das Haupt.
"Und ich habe alles selbst geschaffen," erg?nzte er. "Mit Kleinem habe ich begonnen. Das ist mein Stolz! Gewi?! Es giebt noch umfangreichere Etablissements, aber dies ist auch etwas!"
Und nach kurzer Pause fuhr er fort:
"Ich habe auch eine Idee, wie ich Ihnen--wenn es wirklich in der That in Ihrer Absicht liegt--eine Th?tigkeit anbieten k?nnte, Herr von Klamm. Allerdings m��?ten Sie sich in den Gesch?ftsrahmen hineinf��gen, wie jeder andere!"
Die Rede wurde unterbrochen, weil Frau Knoop mit lebhaft zuvorkommender Miene ins Zimmer trat, und nun die Vorstellung erfolgte.
Gleich darauf erschien auch Margarete, ein br��nettes junges M?dchen, mit etwas b��rgerlichen Z��gen, aber sch?nen, sogar blendenden Farben, vollendetem Wuchs, und mit einer angenehm wirkenden freim��tigen Lebendigkeit.
Nach kurzem Plaudern traten sie in den Speisesalon, in dem ein blitzend sauberer Fr��hst��ckstisch mit ?u?erst einladenden Gerichten gedeckt war.
Neben Portwein, Thee und kr?ftigen Bieren, pr?sentierte das Hausm?dchen auch Champagner, dem Baron Klamm kr?ftig zusprach, w?hrend sich Herr Knoop auf ein sehr kleines Quantum beschr?nkte, und die Damen ��berhaupt auf Wein verzichteten.
"Auf Ihr und auf das Wohl Ihres Fr?ulein Braut," begann Herr Knoop, ergriff das Glas, und stie? mit dem Baron an.
Er sah wohl, da? Margarete aufmerkte, und da? auch seine Frau ��berrascht wurde.
Nach Aufhebung der Tafel, und nach allerlei anregenden Gespr?chen, die Klamm mit Margarete f��hrte, f��r die er ein lebhaftes Interesse an den Tag legte, begleitete Herr Knoop den Gast auf die Stra?e. Er machte ohnehin stets um diese Zeit einen Spaziergang und besuchte eine Weinstube.
Dies letzte Zusammensein benutzte Herr Knoop, um Herrn von Klamm mit den f��r ihn in Betracht gezogenen Pl?nen bekannt zu machen.
"Ueberlegen Sie," warf er hin, "ob Sie Lust und Neigung haben w��rden, in die Redaktion einzutreten, um f��r eine von mir neu zu errichtende Rubrik: "Hof und Gesellschaft" Th?tigkeit und Verantwortung zu ��bernehmen.
"Sie m��?ten--ich w��rde Sie dazu in den Stand setzen--an all dergleichen Veranstaltungen teilnehmen, in Klubs eintreten, Festlichkeiten besuchen, Personalien ��ber besonders hervorragende Pers?nlichkeiten zu erlangen suchen, und das alles in einer anziehenden Form in die T?glichen Nachrichten bringen."
Zu Herrn Knoops Entt?uschung stimmte Baron Klamm nicht so lebhaft zu, wie er erwartet hatte.
"Sehr vortrefflich--sehr dankbar, Herr Knoop. Ich verkenne Ihre g��tigen Absichten f��r mich keineswegs. Ich bin Ihnen au?erordentlich verbunden.
"Aber wenn ich ganz offen sein darf:--ich m?chte am liebsten eine Kontorth?tigkeit aus��ben, in der mir die Aufgabe w��rde, f��r die immer noch gr??ere Ausdehnung des Gesch?ftes zu wirken, die Auflage der Zeitung und die Anzeigen zu vermehren, Verbindungen ankn��pfen, die der Druckerei Auftr?ge zuf��hren, und insofern auch der Redaktion in die Hand arbeiten, als ich ihr die Th��ren zu den Ministerien und h?heren Beh?rden ?ffnen helfe.
"Einblicke in das Getriebe eines Gesch?fts, wie das Ihrige, habe ich n?mlich schon empfangen. Eben daraus ist der Wunsch in mir rege geworden, mich in Zukunft vorzugsweise auf diesem Gebiet zu versuchen."
So sprach Herr von Klamm, und Herr Knoop, f��r den dieses Mitglied des Adels pl?tzlich in ein v?llig anderes Licht ger��ckt wurde, erhob nicht ohne starke Beif?lligkeit das Haupt.
"Hm--hm--so--so! Das sind Ihre Pl?ne, Herr von Klamm. Gewi?, auch das l??t sich h?ren. Freilich, etwas dr?ngt sich mir dabei auf. Sie glauben, da? Sie sich in all diese, Ihnen doch in der Praxis noch fremden Dinge w��rden hineinarbeiten k?nnen?
"Gewi?, gewi?! Das ist ja auch zu machen, und wenn die Saat gut war, weshalb sollte nicht kr?ftiger Weizen aufgehen? Es ist aber noch ein Umstand da! Mein Sohn ist drau?en, um sich noch in unserm Gesch?ft weiter zu bilden. Nach ��bersehbarer Frist wird er zur��ckkehren. Dann sollte ihm eben das obliegen, was Sie im Auge haben.--Ich bin also grade bez��glich einer solchen Th?tigkeit, wie Sie sie planen, in Zukunft versehen!
"Sie verstehen.--Hier liegt eine Schwierigkeit, Ihren Absichten Vorschub zu leisten, schon von vorneherein!"
"Ich glaube nicht, Herr Knoop," fiel Klamm mit imponierender Entschiedenheit ein. "In einem Gesch?ft, wie das Ihrige, k?nnen Sie ein halbes Dutzend Leute gebrauchen, wie Ihr Herr Sohn einer ist, und wie ich es hoffentlich mit Ihrer Unterst��tzung sein werde! Warum wollen Sie nicht ein Gesch?ft in allergr??tem Stil aufbauen? Sie wollen doch nicht stehen bleiben! F��r jede Abteilung denke ich mir, m��?te eine Pers?nlichkeit th?tig sein, die, mit einem besonderen Ma? von Intelligenz und Machtvollkommenheit ausger��stet, sich eben diesem Gesch?ftszweig mit besonderer Energie widmet! Die Mehrkosten w��rden sich nicht gleich, aber mit der Zeit sicher einbringen."
"Den Wert Ihrer Ausf��hrungen verkenne ich nicht," entgegnete Herr Knoop. "Aber Sie urteilen und ziehen Ihre Schl��sse zu sehr auf Grund von Vorstellungen. Alle Gesch?fte setzen sich mehr oder minder aus Kleinwerk zusammen. F��r jeden Erfolg sind ausnahmslos Abgaben zu entrichten. Gesch?ftsausdehnungen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 78
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.