Charaktere und Schicksale | Page 7

Hermann Heiberg
m��ssen sich langsam vollziehen! Man mu? die Betriebskapitalien pr��fen, man hat in Kreditgew?hrung mit Vorsicht zu verfahren! Ohne solche giebt's keine Kundschaft.--Man darf nichts beginnen, wobei man Gefahr l?uft, die Kr?fte und den Ueberblick zu verlieren.
"Langsam, bed?chtig nimmt der Gebirgsbote t?glich seine Tagestouren. Wollte er sie laufen, w��rde er bald zusammenbrechen!"
Die Herren waren bei ihrem Gespr?ch vom Wege ganz abgekommen. Sie befanden sich, ohne darauf geachtet zu haben, im Tiergarten und hielten nun, aufschauend, still, und wanderten, auch ferner denselben Gegenstand er?rternd, auf dem n?mlichen Pfade in die innere Stadt zur��ck. Erst beim Wrangelbrunnen trennten sie sich, nachdem vorher noch f��r einen der n?chsten Tage eine neue Zusammenkunft verabredet worden war, mit warmem H?ndedruck. Herr Knoop begab sich in die Behrenstra?e, in eine von ihm t?glich besuchte Weinstube, und Herr von Klamm fuhr mit der Pferdebahn nach der Bellealliancestra?e.
Hier befand sich ein alter, hochst?ckiger Bau, der von mehreren Parteien bewohnt wurde, und diesen betrat Herr von Klamm.
Zur Rechten, im Fl��gel, drei Treppen hoch, zog er an einer Klingel, und nach kurzen Worten wurde ihm von einer geb��ckten, trotz einfacher Kleidung sehr vornehm aussehenden Dame ge?ffnet.
"Ach du, mein lieber Junge," stie? sie in gl��cklich gehobenem Ton heraus und schritt ihm in ein zweifenstriges, mit sauberen Mietm?beln besetztes Wohnzimmer voran.
Nachdem Klamm seiner Mutter Wange sanft gestreichelt hatte, und sie sich beide gesetzt hatten, sagte er auf ihre stark belebte Frage:
"Nun? Nun? Wie ist's ausgefallen, Alfred? Du kommet doch von Herrn Koop?"
"Knoop, Mama--nicht Koop," berichtigte Klamm.
"Es verlief alles gut, aber ich bin doch mit mir sehr unzufrieden. Ich habe eine Unwahrheit gesagt, die ich vielleicht--h?tte vermeiden k?nnen. Ich sch?me mich, da? es geschehen ist. Was bleibt von dem Menschen, wenn er sich zur Erreichung seiner Zwecke inkorrekter Mittel bedient!"
"Was ist's denn, Alfred! Lasse mich alles wissen! Vielleicht kannst du noch wieder gut machen," fiel die alte Dame, liebevoll sprechend, ein.
"Ich tastete hin, ob nicht auch Herr Knoop m?glicherweise den ��blichen Verleumdungsbrief von Frau von Kr?tz erhalten habe."
"Es war der Fall! Sie hat ihn geschrieben! Er lie? mich das immer gleichlautende Schriftst��ck lesen.
"Und gleich entging mir nicht, da? sich ein starkes Vorurteil gegen meine Person in ihm bereits festgesetzt hatte."
"Er nahm an, da? ich ein blo?er Abenteurer sei, der sich in sein Haus eindr?ngen wolle, um seine Tochter zu heiraten. Da griff ich zu dem Mittel, das ihn von vornherein eines anderen belehrte, warf hin, da? ich verlobt w?re, und gab ihm auch den Eindruck, da? wir wohlsituiert seien."
"Im Nu ver?nderte das die Sachlage. So glaubte er mir! So war ich im stande, das durch das Schreiben hervorgerufene Mi?trauen zu zerstreuen."
"Ich war gezwungen, so zu handeln! Es hilft doch nichts! Ich mu? vorw?rts, ich mu? etwas finden, wenn wir nicht in schwerste Not geraten sollen!"
Klamm lie?, nachdem er gesprochen hatte, unwillk��rlich das Haupt sinken und schaute tr��be vor sich hin. Die alte Frau aber ��berkam ebenfalls ein Gef��hl der Bedr��ckung.
"Erz?hle weiter, Alfred!" hub sie dann, sich fassend, an.
Klamm that ihr Bescheid. Er berichtete ��ber alles, was vorgefallen war, und schlo?:
"Ich bin ��berzeugt, da? ich eine Stellung bei Herrn Knoop erhalte. Die Frage ist nur, wie lange ich ohne Entgelt arbeiten mu?. Woher sollen wir f��r die n?chsten Wochen die Mittel nehmen?
"Ah!" fuhr er beschwert fort, schnellte empor und ma? das Gemach mit Schritten, die seine Erregung bekundeten.
"Wenn ich die Schurken, die uns um alles betrogen haben, aber auch die Person, die mich mit ihrem Ha? verfolgt, mich dadurch bisher an meinen Erfolgen gehindert hat,--hier h?tte, ich k?nnte ihnen die Seele aus dem Leibe rei?en.
"Da mu? man fortw?hrend Kom?die spielen, und sogar zu Unwahrheiten die Zuflucht nehmen, um sich nur zu sch��tzen, um blos eine Existenz zu finden!"
"Beruhige dich, lieber Alfred, du kannst sp?ter erkl?ren, da? uns gewissenlose Menschen um unser Verm?gen gebracht haben, da? die Verlobung zur��ckgegangen sei.--Der Himmel wird's dir nicht anrechnen!"
"Ja, ich kann's, und ich hoffe auf seine Nachsicht, aber ich werde es, wenn auch alles gut verl?uft, schwer ��berwinden, mich mit einer Unwahrheit eingef��hrt zu haben. Ich sch?me mich vor mir selbst. Es liegt wie ein Makel auf mir!"
"Es giebt gr??ere Vergehen, mein Junge! Mehr werden t?glich Unwahrheiten gesprochen, als sich Riegel auf den D?chern befinden, und die Welt hebt sich doch nicht aus den Angeln.
"Dich entlasten die Umst?nde: du handelst im Zwang--um den Wirkungen einer Infamie zu begegnen. Giebt's denn gar kein Mittel, Frau von Kr?tz zu bes?nftigen! Das hei?t, wenn sie es wirklich ist. H?ltst du es f��r ausgemacht, da? sie die Briefschreiberin?"
"Wer k?nnte es sonst sein, Mama. Alles deutet darauf hin. Sie hat es mir nicht verziehen, da? ich mich noch kurz vor der Verlobung mit ihr besonnen. Sie r?cht sich mit der Unvers?hnlichkeit einer Frau, und scheut selbst solche Mittel der Vergeltung nicht. Nat��rlich, absolute Beweise habe ich f��r meine Annahme nicht. Wenn ich die h?tte, w��rde ich schon lange gehandelt haben. Und eben, ihr nicht beikommen
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