geholfen, etwas
Bleibendes herzustellen. Das Ergebnis seiner Arbeitsmühen hat
Bestand, oft Jahrhunderte lang. Der Setzer ist--obschon ein weit
größerer Künstler--lediglich ein Handlanger."
Baron Klamm fragte, weshalb eine Anzahl Maschinen still ständen,
während sich andere von dem schnurrenden Geräusch der
Transmissionsriemen begleitet, und von Bogenfängerinnen bedient, in
unruhiger Bewegung befanden.
"Die außer Thätigkeit gesetzten Maschinen warten der Arbeit für die
Zeitung; diese hier drucken komplizierteren Satz," erwiderte Herr
Knoop, und nötigte nunmehr seinen Besuch aus den von dem Geruch
des Maschinenöls und der Druckerschwärze erfüllten Räumen in den
Papierlagerkeller einzutreten.
Endlich durchschritten die Herren auch noch die Gelasse der
Buchbinderei und der Stereotypie, bis sie dann wieder in die
Parterrelokalitäten gelangten und sich nach einem Besuch in den
Redaktionsgemächern und Kontoren, in denen ebenfalls ein zahlreiches
Personal emsig bei der Arbeit war, in die Familienwohnung begaben.
"Wie viele Menschen beschäftigen Sie, Herr Knoop?" fragte Baron
Klamm, der seiner Bewunderung über dieses großartige Räderwerk und
über die überall herrschende Strenge Ordnung Ausdruck verlieh.
"Zweihundertundachtzig Personen erhalten Wochen- oder Monatslohn
im Jahr bei mir!" erwiderte Herr Knoop, löste die Brille von den Augen,
bewegte, während er Antwort erteilte und mit einem seidenen Tuch die
Gläser wischte, mit einem Ausdruck berechtigter Selbstbefriedigung
das Haupt.
"Und ich habe alles selbst geschaffen," ergänzte er. "Mit Kleinem habe
ich begonnen. Das ist mein Stolz! Gewiß! Es giebt noch
umfangreichere Etablissements, aber dies ist auch etwas!"
Und nach kurzer Pause fuhr er fort:
"Ich habe auch eine Idee, wie ich Ihnen--wenn es wirklich in der That
in Ihrer Absicht liegt--eine Thätigkeit anbieten könnte, Herr von
Klamm. Allerdings müßten Sie sich in den Geschäftsrahmen
hineinfügen, wie jeder andere!"
Die Rede wurde unterbrochen, weil Frau Knoop mit lebhaft
zuvorkommender Miene ins Zimmer trat, und nun die Vorstellung
erfolgte.
Gleich darauf erschien auch Margarete, ein brünettes junges Mädchen,
mit etwas bürgerlichen Zügen, aber schönen, sogar blendenden Farben,
vollendetem Wuchs, und mit einer angenehm wirkenden freimütigen
Lebendigkeit.
Nach kurzem Plaudern traten sie in den Speisesalon, in dem ein
blitzend sauberer Frühstückstisch mit äußerst einladenden Gerichten
gedeckt war.
Neben Portwein, Thee und kräftigen Bieren, präsentierte das
Hausmädchen auch Champagner, dem Baron Klamm kräftig zusprach,
während sich Herr Knoop auf ein sehr kleines Quantum beschränkte,
und die Damen überhaupt auf Wein verzichteten.
"Auf Ihr und auf das Wohl Ihres Fräulein Braut," begann Herr Knoop,
ergriff das Glas, und stieß mit dem Baron an.
Er sah wohl, daß Margarete aufmerkte, und daß auch seine Frau
überrascht wurde.
Nach Aufhebung der Tafel, und nach allerlei anregenden Gesprächen,
die Klamm mit Margarete führte, für die er ein lebhaftes Interesse an
den Tag legte, begleitete Herr Knoop den Gast auf die Straße. Er
machte ohnehin stets um diese Zeit einen Spaziergang und besuchte
eine Weinstube.
Dies letzte Zusammensein benutzte Herr Knoop, um Herrn von Klamm
mit den für ihn in Betracht gezogenen Plänen bekannt zu machen.
"Ueberlegen Sie," warf er hin, "ob Sie Lust und Neigung haben würden,
in die Redaktion einzutreten, um für eine von mir neu zu errichtende
Rubrik: "Hof und Gesellschaft" Thätigkeit und Verantwortung zu
übernehmen.
"Sie müßten--ich würde Sie dazu in den Stand setzen--an all
dergleichen Veranstaltungen teilnehmen, in Klubs eintreten,
Festlichkeiten besuchen, Personalien über besonders hervorragende
Persönlichkeiten zu erlangen suchen, und das alles in einer anziehenden
Form in die Täglichen Nachrichten bringen."
Zu Herrn Knoops Enttäuschung stimmte Baron Klamm nicht so lebhaft
zu, wie er erwartet hatte.
"Sehr vortrefflich--sehr dankbar, Herr Knoop. Ich verkenne Ihre
gütigen Absichten für mich keineswegs. Ich bin Ihnen außerordentlich
verbunden.
"Aber wenn ich ganz offen sein darf:--ich möchte am liebsten eine
Kontorthätigkeit ausüben, in der mir die Aufgabe würde, für die immer
noch größere Ausdehnung des Geschäftes zu wirken, die Auflage der
Zeitung und die Anzeigen zu vermehren, Verbindungen anknüpfen, die
der Druckerei Aufträge zuführen, und insofern auch der Redaktion in
die Hand arbeiten, als ich ihr die Thüren zu den Ministerien und
höheren Behörden öffnen helfe.
"Einblicke in das Getriebe eines Geschäfts, wie das Ihrige, habe ich
nämlich schon empfangen. Eben daraus ist der Wunsch in mir rege
geworden, mich in Zukunft vorzugsweise auf diesem Gebiet zu
versuchen."
So sprach Herr von Klamm, und Herr Knoop, für den dieses Mitglied
des Adels plötzlich in ein völlig anderes Licht gerückt wurde, erhob
nicht ohne starke Beifälligkeit das Haupt.
"Hm--hm--so--so! Das sind Ihre Pläne, Herr von Klamm. Gewiß, auch
das läßt sich hören. Freilich, etwas drängt sich mir dabei auf. Sie
glauben, daß Sie sich in all diese, Ihnen doch in der Praxis noch
fremden Dinge würden hineinarbeiten können?
"Gewiß, gewiß! Das ist ja auch zu machen, und wenn die Saat gut war,
weshalb sollte nicht kräftiger Weizen aufgehen? Es ist aber noch ein
Umstand da! Mein Sohn ist draußen, um sich noch in unserm Geschäft
weiter zu bilden. Nach übersehbarer Frist wird er zurückkehren. Dann
sollte ihm eben das obliegen, was Sie im Auge haben.--Ich bin also
grade bezüglich einer solchen
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