Celsissimus | Page 5

Arthur Achleitner
Karessieren gewisserma?en sanktioniert. Bürgermeister Alt knurrte: "Dumme Gans! Und Wilhelm k?nnte auch etwas Besseres thun, als mit der alten Schachtel hinterdrein zu laufen!"
Einer der Jungen, die vom Südwein zu viel erwischten, kr?hte mit heiserer Stimme: "Guckt ihn an, den Erzbischof, der t?nzelt wie ein spanischer Junker!"
Und ein anderer, dessen Augen bereits gl?sern geworden, brachte schluckend heraus: "Fein--wird--'s im E--e--er--z--st--st--stift!"
Inzwischen war Wolf Dietrich mit Salome an diese Gruppe herangekommen; der Fürst winkte der Musik, die mit einer Dissonanz j?h abbrach, und sprach, seine Dame im Arm behaltend, den Bürgermeister mit vollendeter Liebenswürdigkeit und Herablassung wohlwollend an: "Lieber Alt! Niente di male! Ihr verzeiht mir wohl, da? ich im Banne der Sch?nheit auf Eure Meldung und Unordnung nicht gewartet, das Fest mit der K?nigin in persona er?ffnet habe. Salzburgs sch?nste M?dchenblume rechtfertigt mein Verhalten und erkl?rt die Begeisterung meiner Gefühle! Glücklich ein Land, in dessen Gefilden solche Blumen blühen, glückliches Salzburg, dessen Herr zu sein mich mit freudigem Stolz erfüllt! Nun, mein lieber Bürgermeister, ist es nach Eurer Absicht, so la?t uns das Mahl beginnen, doch wünsche ich, da? zu Tisch mir des Festes K?nigin zur Partnerin verbleibe!"
Der Bürgermeister hatte seinen Ohren nicht getraut, diese huldvolle Ansprache warf alle Rachegedanken über den Haufen, sie mu?te einen Drachen in ein sanftes Lamm verwandeln; zum mindesten, das fühlte der Stadtvater deutlich genug, geh?rt auf solche Huld eine h?fliche Dankesantwort, die aber im Handumdrehen nicht gedrechselt werden kann, denn Herr Ludwig Alt ist kein Geschwindredner und seine Gedanken verlangen eine überlegte gem?chliche Aneinanderreihung. "Hochfürstliche Gnaden haben geruht!" Das war der erste Anlauf, und nun mu? einen Augenblick nachgedacht werden, was hinzugefügt werden k?nnte.
Doch der lebhafte Fürst sprach dazwischen: "Ihr seid also nimmer ungehalten, solche Vers?hnlichkeit ehrt Euch und l??t den milden Sinn des treubesorgten Stadtvaters erkennen! Ich irre nicht, wenn ich Eure Zustimmung voraussetze. Zu Tische denn, und Euch, Bürgermeister, lade ich ein, zu meiner Linken den Platz zu nehmen. Zu meiner Rechten behalte ich die Verk?rperung der Sch?nheit, des Festes K?nigin!"
Eine Fanfare schmetterte in den Saal, in ihr ging der Dank des Bürgermeisters unter.
"Eure Gemahlin nehmen wir mit!" rief Wolf Dietrich dem Stadtvater zu, dem darob die Ohren sausten.
Die Herablassung des Landesherrn wirkte zündend, die gl?nzende Versammlung akklamierte frohgestimmt dem leutseligen jungen Fürsten, ein Tusch der Musikanten verst?rkte die brausenden Hochrufe, und in lebhafter Beweglichkeit ward zur Tafel geschritten. Eilig hatte es die Bürgermeisterin, welche die Worte des Gebieters glücklich erhascht hatte, an die Seite des Gatten zu gelangen, wozu die überglückliche ihre Arme wohl zu gebrauchen und sich im Menschengewirr Bahn zu schaffen verstand. Die Herren, welche Frau Alt so unsanft zur Seite dr?ngte, lachten auf ob der Beteuerung, da? der Fürst Verlangen trage nach der Stadtmutter, und lie?en die in ihrer Glückseligkeit drollige Frau bereitwillig durch. So gelangte Frau Alt zu ihrem Gatten, der sie nun wohl oder übel zu Tisch geleiten mu?te.
"Der Sch?nheit Majest?t wolle mich beglücken!" flüsterte Wolf Dietrich, als er mit Salome sich dem Ehrenplatz an der Prunktafel n?herte.
"Hochfürstliche Gnaden überschütten mich mit Huld und Gunst in unverdientem Ma?e!" erwiderte l?chelnd Salome und senkte bescheiden die Lider.
"Nicht doch! Wessen Blick geschult ist durch das Leben im ewigen Rom, vermag wahre Sch?nheit zu erkennen, doch versagt die Sprache, sie gebührend zu preisen. Ich huldige der sch?nsten K?nigin, so die Erde tr?gt, und bitte, diese aufrichtige Huldigung in Gnaden aufzunehmen!" Ein leiser Druck des Armes auf jenen Salomes, dann gab Wolf Dietrich seine Dame frei, winkte einem Edelknaben und beorderte diesen zur Bedienung der Dame.
Man setzte sich zur Tafel, und wie angeordnet, kam immer zwischen zwei Herren eine Dame zu sitzen, Frau Alt, deren Wangen vor Aufregung die Farbe der Klatschrose angenommen, hatte gehofft, zur Linken des Fürsten placiert zu werden, aber das litt nun der Gemahl doch nicht, hier wurde die Ausnahme gemacht. Dafür sa? nun die Stadtmutter zwischen den Brüdern Alt, also immer noch in auszeichnendster N?he des Landesherrn und Ehrengastes.
Noch ehe das Mahl begann, hatte sich Wolf Dietrich an seine Tischgenossin gewendet: "Irre ich nicht, so war das Geschick mir schon einmal günstig, und ein guter Stern hat Euch vor kurzer Zeit in meinen Palazzo geführt?"
Salome erhob das strahlend sch?ne Auge zum Gebieter, dann nickte sie und lispelte: "Nicht ein Stern ist's gewesen, des Vaters Auftrag führte mich in den Palast. In Geldangelegenheiten geht mein Vater sicher und deshalb mu? zum Einhub die Tochter kommen."
"So waret Ihr es doch, die ich flüchtig nur bei meinem Kastner sah!"
Salome nickte.
"Und Euer Vater, glücklich zu preisen ob solcher Tochter, die allen Liebreiz in sich verk?rpert, ist er hier in unserem Kreise?"
Leise erwiderte Salome, da? der Vater zur Linken neben der Muhme Platz genommen habe.
"Und die Mutter?"
"Die Teure ist seit langem uns entrissen!"
"Wie schmerzlich mu? es gewesen sein, von solchem Kind zu scheiden! Doch wollen wir in der Gegenwart bleiben!" Wolf Dietrich lehnte sich in seinen Stuhl, dessen Lehne mit dem Raittenauer
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