Celsissimus | Page 6

Arthur Achleitner
Wappen und den bisch?flichen Farben geschmückt war, zurück, um den Blick auf Wilhelm Alt frei zu bekommen. Ein kurzer, musternder, prüfender, stechender Blick, der dem Antlitz des Fürsten einen harten Ausdruck gab, dann kehrte wohlwollende Leutseligkeit in das Antlitz zurück, und freundlich, mit gewinnender Güte und Herablassung rief Wolf Dietrich dem Handelsherrn zu: "Wilhelm Alt, meinen Gru?! Verzeiht, da? so versp?tet ich an Euch mich wende, Euch glücklich preise ob der sch?nen Tochter und den Dank Euch sage dafür, da? es mir verg?nnt, die K?nigin des Festes zur Partnerin zu haben!"
Wilhelm Alt hatte sich schon bei den ersten Worten erhoben und dem Fürsten tiefe Reverenz durch eine Verbeugung erwiesen. Dann aber blieb der Handelsherr aufrecht vor dem Landesherrn stehen, stattlich anzusehen als ein seiner Bedeutung wohlbewu?ter, reicher Patrizier. Ein von Liebe und v?terlichem Stolz sprechender Blick flog zu Salome hinüber, ein zweiter galt dem Fürsten, und dieser Blick schien prüfend, mi?trauisch zu sein, gleichsam, als traue der Vater nicht dem jungen Herrn, der so wenig Hehl aus seiner Bewunderung und Huldigung für die Tochter mache. Der Dank für die Ansprache fiel etwas kühl aus, vollendet h?flich und ehrerbietig, aber fühlbar frostig.
Sofort zeigte des Fürsten Antlitz den Zug unbeugsamer H?rte, den Ausdruck von Hochmut, der Blick ward stechend und h?hnisch; doch weltgewandt meisterte Wolf Dietrich sofort seine Empfindungen und den Gesichtsausdruck, die Falte auf der geistkundenden Stirn gl?ttete sich, l?chelnd grü?te der junge Kirchenfürst unter den Worten: "Wir danken Euch, Wilhelm Alt und wollen Euch den nun beginnenden Tafelfreuden nicht l?nger entziehen!"
Nach abermaliger tiefer Verbeugung nahm der Kaufherr seinen Platz wieder ein, sofort von der Schw?gerin interpelliert, was denn alles der gn?dige Herr gesprochen. "Ich h?r' auf einem Ohr nicht gut, das schlechte Wetter ist daran schuld!" fügte die neugierige Bürgermeisterin hinzu. Wilhelm Alt war boshaft genug, um der Schw?gerin zuzuwispern: "Einen Hopser will er sp?ter mit Euch machen!" Frau Alt schien das Geflüster doch vollkommen verstanden zu haben, denn ganz etikettwidrig platzte sie heraus: "Nicht m?glich?" Das klang so drollig, da? auch Salome ein Kichern nicht unterdrücken konnte.
Wolf Dietrich hatte sich an den Bürgermeister gewendet, als der Gang: "Ein gelb Essen ist lind zu essen"[1] serviert worden war, und sprach zum ehrerbietig aufhorchenden Stadtgewaltigen: "Nun wir die linde Speise hinter uns haben, wollen wir auch linder Stimmung sein und vernehmen, was die Herzen meiner Salzburger beweget."
Das klang wie Musik in den Ohren Ludwig Alts, der es gleich dem Stadtrat bitter genug empfunden hatte, da? der Landesherr kaum nach seinem Regierungsantritt von den Errungenschaften früherer Erzbisch?fe schleunigst Gebrauch machte und eine Revision in den Personen des Stadtrates in Bezug auf ihre Gesinnung vornahm, die eine fühlbare Ver?nderung dieser Instanz hervorrufen mu?te.
Ludwig Alt traute aber der "linden" Stimmung des jungen Gebieters nicht v?llig, immerhin wollte er den Versuch machen, sie zu Gunsten der Stadt, namentlich zur Wiedererlangung der abgenommenen Kriminalgerichtsbarkeit auszunutzen. Vorsichtig brachte Alt hervor: "Wenn wir in schuldiger Ehrfurcht eines vom gn?digen Herrn erbitten dürften, so w?re es, da? das Stadthaupt und der Rat gewisserma?en doch auch noch etwas zu sagen h?tten!"
Wolf warf den geistvollen Kopf auf, sein scharfer, geschwinder Sinn hatte im Nu erfa?t, wohinaus der Bürgermeister zielte, doch wollte er die Erkenntnis nicht verraten und fragte daher: "Wie meint Er das?"
"Wenn Hochfürstliche Gnaden es huldvoll verstatten wollen: Wir haben nur noch die Exekutive, seit Ew. Gnaden neue Hofratsordnung in Kraft getreten ist und auch diese Gerichtsbarkeit dieser erzbisch?flichen Beh?rde übertragen wurde, und--"
In diesem gewichtigen, ja gef?hrlichen Augenblick trat Wilhelm Alt, der in h?chster Spannung dem bedeutungsvollen Gespr?ch zugeh?rt, dem Bruder warnend auf den Fu?.
"Und?" fragte Wolf Dietrich mit lauernder Miene.
Der Bürgermeister konnte die brüderliche Warnung nicht recht deuten und im Banne der fürstlichen Frage rutschte ihm heraus: "Und diese Exekutive erniedrigt uns zum bedeutungslosen Polizeibüttel, der sonst nichts ist und nichts zu sagen hat!"
Wolf Dietrichs Wangen f?rbten sich rot, Wilhelm Alt, der Weitblickende, erbla?te. Ahnunglos plauderten und a?en die Festg?ste, nur in der n?chsten Umgebung des Fürsten herrschte beklemmende Ruhe.
Wieder meisterte der Landesherr sein hei?es Blut, kühl, fast h?hnisch sprach er: "Deut' ich das vernommene Wort recht, und es ist nicht schwer zu deuten, so spukt in euren K?pfen der Geist der Rebellion!"
Beide Alts zuckten zusammen. Da griff Salome helfend ein: "Verstattet gn?digster Herr und Gebieter ein vermittelnd Wort!"
überrascht rief Wolf Dietrich: "wie? Majest?t Sch?nheit will sich ins Gebiet der Politik begeben?"
"Verzeihung, gn?digster Landesvater! Ich fühle wohl den herben Tadel in den Worten Ew. Hochfürstlichen Gnaden und gestehe willig dessen Berechtigung zu. Ein Weib, ein M?dchen nun gar soll schweigen, so im Kreise bedeutender M?nner das Wohl des Landes beraten und erwogen wird. Ein Weib--"
"Ein fürstlich Weib!" murmelte Wolf Dietrich und ein bewundernder Blick schien die sch?ne Gestalt Salomes umfassen zu wollen.
Klug nützte Salome den Augenblick wie die Schmeichelei: "Ein Weib versteht nichts von den wichtig politischen Dingen, doch kann weibliches Empfinden oft besser erfassen, den Kern einer Sache
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