Betrachtung | Page 6

Franz Kafka
die Segenspr��che f��r Dich murmelnd in genauem Halbkreis hinter Dir gehn; Deine Br��ste sind im Mieder gut geordnet, aber Deine Schenkel und H��ften entsch?digen sich f��r jene Enthaltsamkeit; Du tr?gst ein Taffetkleid mit plissierten Falten, wie es im vorigen Herbste uns durchaus allen Freude machte, und doch l?chelst Du -- diese Lebensgefahr auf dem Leibe -- bisweilen.?
?Ja, wir haben beide recht und, um uns dessen nicht unwiderleglich bewu?t zu werden, wollen wir, nicht wahr, lieber jeder allein nach Hause gehn.?

Zum Nachdenken f��r Herrenreiter
Nichts, wenn man es ��berlegt, kann dazu verlocken, in einem Wettrennen der erste sein zu wollen.
Der Ruhm, als der beste Reiter eines Landes anerkannt zu werden, freut beim Losgehn des Orchesters zu stark, als da? sich am Morgen danach die Reue verhindern lie?e.
Der Neid der Gegner, listiger, ziemlich einflu?reicher Leute, mu? uns in dem engen Spalier schmerzen, das wir nun durchreiten nach jener Ebene, die bald vor uns leer war bis auf einige ��berrundete Reiter, die klein gegen den Rand des Horizonts anritten.
Viele unserer Freunde eilen den Gewinn zu beheben und nur ��ber die Schultern weg schreien sie von den entlegenen Schaltern ihr Hurra zu uns; die besten Freunde aber haben gar nicht auf unser Pferd gesetzt, da sie f��rchteten, k?me es zum Verluste, m��?ten sie uns b?se sein, nun aber, da unser Pferd das erste war und sie nichts gewonnen haben, drehn sie sich um, wenn wir vor��berkommen und schauen lieber die Trib��nen entlang.
Die Konkurrenten r��ckw?rts, fest im Sattel, suchen das Ungl��ck zu ��berblicken, das sie getroffen hat, und das Unrecht, das ihnen irgendwie zugef��gt wird; sie nehmen ein frisches Aussehen an, als m��sse ein neues Rennen anfangen und ein ernsthaftes nach diesem Kinderspiel.
Vielen Damen scheint der Sieger l?cherlich, weil er sich aufbl?ht und doch nicht wei?, was anzufangen mit dem ewigen H?ndesch��tteln, Salutieren, Sich-Niederbeugen und In-die-Ferne-Gr��?en, w?hrend die Besiegten den Mund geschlossen haben und die H?lse ihrer meist wiehernden Pferde leichthin klopfen.
Endlich f?ngt es gar aus dem tr��b gewordenen Himmel zu regnen an.

Das Gassenfenster
Wer verlassen lebt und sich doch hie und da irgendwo anschlie?en m?chte, wer mit R��cksicht auf die Ver?nderungen der Tageszeit, der Witterung, der Berufsverh?ltnisse und dergleichen ohne weiteres irgend einen beliebigen Arm sehen will, an dem er sich halten k?nnte, -- der wird es ohne ein Gassenfenster nicht lange treiben. Und steht es mit ihm so, da? er gar nichts sucht und nur als m��der Mann, die Augen auf und ab zwischen Publikum und Himmel, an seine Fensterbr��stung tritt, und er will nicht und hat ein wenig den Kopf zur��ckgeneigt, so rei?en ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von Wagen und L?rm und damit endlich der menschlichen Eintracht zu.

Wunsch, Indianer zu werden
Wenn man doch ein Indianer w?re, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte ��ber dem zitternden Boden, bis man die Sporen lie?, denn es gab keine Sporen, bis man die Z��gel wegwarf, denn es gab keine Z��gel, und kaum das Land vor sich als glatt gem?hte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.

Die B?ume
Denn wir sind wie Baumst?mme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt auf, und mit kleinem Ansto? sollte man sie wegschieben k?nnen. Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh, sogar das ist nur scheinbar.

Ungl��cklichsein
Als es schon unertr?glich geworden war -- einmal gegen Abend im November -- und ich ��ber den schmalen Teppich meines Zimmers wie in einer Rennbahn einherlief, durch den Anblick der beleuchteten Gasse erschreckt, wieder wendete, und in der Tiefe des Zimmers, im Grund des Spiegels doch wieder ein neues Ziel bekam, und aufschrie, um nur den Schrei zu h?ren, dem nichts antwortet und dem auch nichts die Kraft des Schreiens nimmt, der also aufsteigt, ohne Gegengewicht, und nicht aufh?ren kann, selbst wenn er verstummt, da ?ffnete sich aus der Wand heraus die T��r, so eilig, weil doch Eile n?tig war und selbst die Wagenpferde unten auf dem Pflaster wie wildgewordene Pferde in der Schlacht, die Gurgeln preisgegeben, sich erhoben.
Als kleines Gespenst fuhr ein Kind aus dem ganz dunklen Korridor, in dem die Lampe noch nicht brannte, und blieb auf den Fu?spitzen stehn, auf einem unmerklich schaukelnden Fu?bodenbalken. Von der D?mmerung des Zimmers gleich geblendet, wollte es mit dem Gesicht rasch in seine H?nde, beruhigte sich aber unversehens mit dem Blick zum Fenster, vor dessen Kreuz der hochgetriebene Dunst der Stra?enbeleuchtung endlich unter dem Dunkel liegen blieb. Mit dem rechten Ellbogen hielt es sich vor der offenen T��r aufrecht an der Zimmerwand und lie? den Luftzug von drau?en um die Gelenke der F��?e streichen, auch den Hals, auch die Schl?fen entlang.
Ich sah ein wenig hin, dann sagte ich ?Guten Tag? und nahm meinen Rock vom Ofenschirm, weil ich nicht so halb nackt dastehen wollte. Ein Weilchen lang hielt ich den Mund offen, damit mich die Aufregung durch den Mund
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