einem Feste kommen,
scheint es ihnen im Spiegel abgenützt, gedunsen, verstaubt, von allen
schon gesehn und kaum mehr tragbar.
Die Abweisung
Wenn ich einem schönen Mädchen begegne und sie bitte: »Sei so gut,
komm mit mir« und sie stumm vorübergeht, so meint sie damit:
»Du bist kein Herzog mit fliegendem Namen, kein breiter Amerikaner
mit indianischem Wuchs, mit wagrecht ruhenden Augen, mit einer von
der Luft der Rasenplätze und der sie durchströmenden Flüsse
massierten Haut, Du hast keine Reisen gemacht zu den großen Seen
und auf ihnen, die ich weiß nicht wo zu finden sind. Also ich bitte,
warum soll ich, ein schönes Mädchen, mit Dir gehn?«
»Du vergißt, Dich trägt kein Automobil in langen Stößen schaukelnd
durch die Gasse; ich sehe nicht die in ihre Kleider gepreßten Herren
Deines Gefolges, die Segensprüche für Dich murmelnd in genauem
Halbkreis hinter Dir gehn; Deine Brüste sind im Mieder gut geordnet,
aber Deine Schenkel und Hüften entschädigen sich für jene
Enthaltsamkeit; Du trägst ein Taffetkleid mit plissierten Falten, wie es
im vorigen Herbste uns durchaus allen Freude machte, und doch
lächelst Du -- diese Lebensgefahr auf dem Leibe -- bisweilen.«
»Ja, wir haben beide recht und, um uns dessen nicht unwiderleglich
bewußt zu werden, wollen wir, nicht wahr, lieber jeder allein nach
Hause gehn.«
Zum Nachdenken für Herrenreiter
Nichts, wenn man es überlegt, kann dazu verlocken, in einem
Wettrennen der erste sein zu wollen.
Der Ruhm, als der beste Reiter eines Landes anerkannt zu werden, freut
beim Losgehn des Orchesters zu stark, als daß sich am Morgen danach
die Reue verhindern ließe.
Der Neid der Gegner, listiger, ziemlich einflußreicher Leute, muß uns
in dem engen Spalier schmerzen, das wir nun durchreiten nach jener
Ebene, die bald vor uns leer war bis auf einige überrundete Reiter, die
klein gegen den Rand des Horizonts anritten.
Viele unserer Freunde eilen den Gewinn zu beheben und nur über die
Schultern weg schreien sie von den entlegenen Schaltern ihr Hurra zu
uns; die besten Freunde aber haben gar nicht auf unser Pferd gesetzt, da
sie fürchteten, käme es zum Verluste, müßten sie uns böse sein, nun
aber, da unser Pferd das erste war und sie nichts gewonnen haben,
drehn sie sich um, wenn wir vorüberkommen und schauen lieber die
Tribünen entlang.
Die Konkurrenten rückwärts, fest im Sattel, suchen das Unglück zu
überblicken, das sie getroffen hat, und das Unrecht, das ihnen
irgendwie zugefügt wird; sie nehmen ein frisches Aussehen an, als
müsse ein neues Rennen anfangen und ein ernsthaftes nach diesem
Kinderspiel.
Vielen Damen scheint der Sieger lächerlich, weil er sich aufbläht und
doch nicht weiß, was anzufangen mit dem ewigen Händeschütteln,
Salutieren, Sich-Niederbeugen und In-die-Ferne-Grüßen, während die
Besiegten den Mund geschlossen haben und die Hälse ihrer meist
wiehernden Pferde leichthin klopfen.
Endlich fängt es gar aus dem trüb gewordenen Himmel zu regnen an.
Das Gassenfenster
Wer verlassen lebt und sich doch hie und da irgendwo anschließen
möchte, wer mit Rücksicht auf die Veränderungen der Tageszeit, der
Witterung, der Berufsverhältnisse und dergleichen ohne weiteres irgend
einen beliebigen Arm sehen will, an dem er sich halten könnte, -- der
wird es ohne ein Gassenfenster nicht lange treiben. Und steht es mit
ihm so, daß er gar nichts sucht und nur als müder Mann, die Augen auf
und ab zwischen Publikum und Himmel, an seine Fensterbrüstung tritt,
und er will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt, so reißen
ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von Wagen und Lärm und
damit endlich der menschlichen Eintracht zu.
Wunsch, Indianer zu werden
Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem
rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über
dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine
Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und
kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne
Pferdehals und Pferdekopf.
Die Bäume
Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt
auf, und mit kleinem Anstoß sollte man sie wegschieben können. Nein,
das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber
sieh, sogar das ist nur scheinbar.
Unglücklichsein
Als es schon unerträglich geworden war -- einmal gegen Abend im
November -- und ich über den schmalen Teppich meines Zimmers wie
in einer Rennbahn einherlief, durch den Anblick der beleuchteten
Gasse erschreckt, wieder wendete, und in der Tiefe des Zimmers, im
Grund des Spiegels doch wieder ein neues Ziel bekam, und aufschrie,
um nur den Schrei zu hören, dem nichts antwortet und dem auch nichts
die Kraft des Schreiens nimmt, der also aufsteigt, ohne Gegengewicht,
und nicht aufhören kann, selbst wenn er verstummt, da öffnete sich aus
der Wand heraus die Tür, so eilig, weil doch Eile nötig war und selbst
die Wagenpferde unten auf dem
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