Uhr 
Morgens bis sechs Uhr Abends wird viertelstündlich die Höhe des 
Wassers, die Schnelligkeit der Strömung des Wassers und die 
Windrichtung gemessen, so daß man jeden Augenblick am Tage die 
Fluthwelle von Port-Said bis Suez in Erfahrung bringen kann. Das aus 
dem rothen Meere kommende Wasser fließt gegen das Mittelmeer mit 
einer intermittirenden Geschwindigkeit, welches von der ungleichen 
Gezeitung beider Meere verursacht wird. 
Zu erwähnen ist noch, daß die Leuchtthürme von Port-Said und Suez 
ebenso wie die, welche längs des Kanals aufgestellt sind, von 
electrischem Lichte erleuchtet werden, der von Port-Said durch 
magneto-electrische Maschinen, welche durch Dampf in Thätigkeit 
gesetzt werden.
Trotz des großen Aufschwungs, den der Kanal genommen hat, knüpfen 
sich an seine Existenz nicht unwichtige Fragen, welche bei einer 
eventuellen Unabhängigkeitserklärung Aegyptens zum Austrag 
kommen dürften. Jedenfalls besitzen wir aber dermalen in der 
Verbindung der beiden Meere ein Werk so großartig, daß es bis jetzt 
durch kein anderes Unternehmen ähnlicher Art übertroffen worden ist. 
 
2. Bauten in Afrika. 
Wenn wir hier die Bauweise der in Afrika befindlichen Völker, soweit 
es dessen Norden und Centrum angeht, beschreiben wollen, so sehen 
wir selbstverständlich von den antiken Baudenkmälern ab. Allein die 
Schilderung der Bauten, welche wir in Aegypten namhaft machen 
könnten, würde Bände, oder der, welche wir in den sogenannten 
Berberstaaten antreffen, seien es nun Reste der Libyer, Phönicier, 
Griechen, Römer und Christen der ersten Jahrhunderte unserer 
Zeitrechnung, würde Folianten füllen, wenn Jemand sich der Mühe 
unterziehen wollte, ausschließlich diesen Gegenstand zu behandeln. 
Indem wir aber wiederum Aegypten außer unserem Bereiche lassen, so 
weit es die neuen Bauten jetzt lebender Generationen anbetrifft, so 
glauben wir damit vollkommen im Rechte zu sein; denn die Paläste, die 
Moscheen, welche von den jetzigen Herrschern des Landes der 
Pharaonen errichtet worden sind, wurden nicht von den Aegyptern 
selbst erbaut. Ausländische Architekten leiteten die Construction, und 
nur die roheste Arbeit wurde von den Eingeborenen selbst verrichtet. 
Anders ist es in den Berberstaaten. Obschon auch hier der 
christlich-europäische Einfluß sich nicht leugnen läßt, namentlich bei 
den Baulichkeiten von Tripolitanien, Tunesien und Algerien, so finden 
wir hier doch noch mehr einheimisches Wesen und Form. Fast ganz 
rein von europäischen Einflüssen hat sich die Bauweise in Marokko 
gestaltet, obschon die monumentalen Gebäude fast alle aus der Periode 
her datiren, wo dieses Reich mit Spanien eng verknüpft war. 
Die colossalen Bauten von Fes, die Djemma-el-Karuin, die
Djemma-Mulei-Dris, die Paläste des Kaisers, drei an der Zahl, das 
umfangreiche Schloß des Sultans in Mikenes, die Djemma-el-Fanal in 
Marokko selbst, das Lustschloß des Kaisers ebendaselbst, stammen alle 
aus der Periode des westlichen Khalifats. 
Im heutigen Nordafrika können wir die Bauten der Bewohner der 
Städte, die Dörfer des sogenannten Tel- oder Atlasgebietes, die Burgen 
der Bewohner am Südwestabhange des Atlas und die Bauten der 
Oasenbewohner unterscheiden. Ferner haben wir Zelte, Hütten und 
Höhlen der Bewohner Nordafrika's in Betracht zu ziehen. 
Was nun bei den Häusern der Städte (ich nehme hier Fes, die 
Hauptstadt des Kaiserreichs Marokko, als Vorbild) am meisten auffällt, 
ist, daß das Aeußere vollkommen schmucklos ist, und daß mit 
Ausnahme einer niedrigen Thür nirgends die Einförmigkeit einer weiß 
überkalkten Mauer durch Fenster oder sonstige Oeffnungen 
unterbrochen wird. Wie bei den alten römischen Wohnhäusern gruppirt 
sich Alles um einen Hof, der meistens rechtwinklig und viereckig ist. 
Im Hofe selbst befindet sich fast immer eine Cisterne, die das 
Regenwasser des ganzen Jahres ansammelt, und da, wo es möglich ist, 
in Fes z.B., eine Fontaine mit sprudelndem oder immer fließendem 
Wasser. Der Hof selbst ist bei den Vornehmen mit Marmorplatten oder 
mit Kieselchen mosaikartig belegt. Aus diesen nun, zu dem man von 
der Straße stets durch einen gewundenen Eingang hineinkommt (damit 
man nicht von derselben aus direct in's Innere des Hauses sehen kann), 
öffnen sich die Zimmer. Dieselben sind äußerst lang, und nur 
ausnahmsweise haben sie eine Breite von mehr als zwölf Fuß. Meist 
sind die Zimmer sehr hoch, mindestens immer zwanzig Fuß. Wenn ein 
Wohnzimmer z.B. vierzig Fuß lang wäre und fünfundzwanzig Fuß 
Höhe hätte, so würden marokkanische Architekten diesem Zimmer 
höchstens acht Fuß Breite geben. Eine große gewölbte Thür, meist in 
der Mitte angebracht, führt hinein; dicht neben der Thür, rechts und 
links, befinden sich zwei kleine Fenster mit eisernen Gittern, ohne 
Glas. 
Meist sind parterre mehrere solcher Zimmer um den Hof herum, und 
findet sich ein zweiter Stock, so ist die obere Anordnung eine ähnliche.
Es läuft sodann um den Hof eine Säulenhalle herum, zu welcher man 
oft mittelst einer im Bau befindlichen steinernen, oft mittelst einer 
hölzernen Treppe hinaufkommt. Man liebt es, im Innern der Zimmer in 
die Wände nischenartige Vertiefungen zu machen, welche oft, mit 
hölzernen Thüren versehen, als kleine Schränke dienen. Der Fußboden 
ist meist mit Fliesen ausgelegt, welche in Fes gearbeitet werden, oft 
auch mit kleinen Fliesstückchen, viereckig, dreieckig, sternartig von 
Form, und von den verschiedensten Farben. Mit diesen legt man dann 
die buntesten Muster zusammen große Sterne in der    
    
		
	
	
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