werden können. Denn wenn auch die Firma Borrel und
Lavaley die vorgeschriebenen 34 Mill. Kubikmeter Terrain bis Ende
1869 herausgeschafft haben konnte, so war damit lange noch nicht der
Kanal fertig. Vor Allem wäre überdies der Compagnie eine weise
Sparsamkeit anzuempfehlen gewesen. Wozu nützte es damals,
nachdem sie alle Privatarbeiten abgegeben hatte an Privatunternehmer
(Borrel und Lavaley, Dussaud Frères, Couvreur in El Guisr u.a.m.),
einen so großen Stab zu unterhalten? Seitdem die Compagnie sich nicht
mehr direct bei den Arbeiten betheiligte, wie im Anfange, war es da
nicht eine eitle Geldverschleuderung, noch immer denselben
Personalbestand zu haben, welcher unter den hochtönenden Namen
Agence supérieure und Direction générale des travaux ein Personal von
über 200 Leuten (officiell) aufwies, von denen der geringste Beamte
sicher nicht unter 5000 Frs., der Director Herr Voisin 50,000 Frs.
Gehalt bezog?
Man kann von drei Seiten hinkommen, um den Kanal zu besuchen: von
Port-Said, von Ismaïlia und Suez. Wir gingen im Jahre 1868 von
letzterem Platze aus, uns auf dem Süßwasserkanal einschiffend,
welcher von Ismaïlia kommt und in Suez sein Ende hat. Von diesem
Orte an bis nach Ismaïlia hatte der Kanal eine Länge von 90
Kilometern, war an der Wasserlinie überall 14 Meter breit und hatte
eine durchschnittliche Tiefe von 1,20 Meter. Es bestand eine
regelmäßige Post, jedoch konnte man auch Extradahabien haben,
welche von Maulthieren, die immer im schnellen Trabe oder Galop
gehen, gezogen wurden. Der Verkehr war schon sehr belebt durch
kleine Privatschiffe; so bezogen schon damals die indischen Schiffe
und ganz Suez alle Kohlen mittelst des Kanals. Um die Fähigkeit zu
haben, überall halten und aussteigen zu können, zogen wir eine
Extradahabie vor, zumal die Posten sehr schmutzig und voller
Ungeziefer waren. Jede Dahabie hat einen Vorraum und einen kleinen
Salon, der für vier Personen geräumig ist, sogar ein kleines
Ankleidezimmer und Accessoir fehlen nicht. Die unvermeidlichen
Hausthiere mohamedanischer Länder, lästige kleine Insecten, fehlen
aber auch in den Extradahabien nicht, was auch ganz natürlich ist, da
der Reïs oder Capitain in Abwesenheit von Passagieren sich sicher
nicht zum Schlafen auf das Dach der Dahabie, sondern aus die Sophas
in derselben legt und seine beiden Leute sicher seinem Beispiel folgen.
Man kann, falls man sich gar nicht aufhält, die Fahrt von Suez nach
Ismaïlia in 10-12 Stunden machen, indeß war es sehr gerathen, einige
Stunden in Chalouf zu bleiben, um die dortigen Arbeiten zu besichtigen.
Hier ist der einzige Ort, wo man auf felsiges Terrain, jedoch von
lockerer Beschaffenheit, stieß. Tagtäglich fand man hier die schönsten
Versteinerungen, Fische, Säugethiere und Pflanzen. Als wir den tiefen
Graben besuchten, wurde gerade ein ausgezeichnet schöner
Rückenwirbel eines Elephanten ausgegraben. Es herrschte in Chalouf
ein reges Lebens, große Dampfpumpen waren fortwährend in
Thätigkeit, um das eindringende Wasser, welches der nahe
Süßwasserkanal durchsickern ließ, herauszuschaffen, während andere
mächtige Maschinen die Erde selbst angriffen. Nur in Chalouf hatte
man jetzt noch das Bild und Profil des Kanals, da die anderen Strecken
zwischen Port-Said und Ismaïlia alle angefüllt waren. Aber gerade vor
Thoresschluß den Kanal entstehen sehen die riesigen Arbeiten
bewundern zu können, gerade das hatte einen besonderen Reiz. Wenn
man jetzt nach Vollendung des Durchstiches über den Kanal dahinfährt,
kann man sich kaum eine richtige Idee machen von den
Schwierigkeiten, welche besiegt werden mußten.
Nebenbei war hier eine ganze Stadt entstanden; es gab Kirchen,
Moscheen, Wirtshäuser, Spitäler, Cafés u.s.w. Von hier nun wendet
sich der Süßwasserkanal ab, um die Bitterseen, deren Bassin tiefer ist,
als die Basis des Süßwasserkanals, zu vermeiden, und bei der großen
Hitze, die im Sommer hier herrscht, zogen wir es vor, diesen Theil des
Weges Nachts zu machen, wo wir dann am anderen Morgen früh in
Serapeum eintrafen; dies liegt am Nordrande der Bitterseen. Vom
Süßwassercanal führt eine Zweigbahn nach Serapeum. Auch hier
konnte man die Arbeiten in ihrer ganzen Großartigkeit bewundern und
auch hier hatte sich rasch ein Ort entwickelt, wie es übrigens das
Zusammensein so großer Arbeitermassen von selbst mit sich bringt.
Von Serapeum bis Ismaïlia sind nur noch 20 Kilometer und bald
landete die Dahabie an dem schönen steinernen Kai; vorbeifahrende
Wagen, die Menge der Schiffe (unter denen manche Dreimaster und
stattliche Mittelmeerdampfer), Kirchthürme, Häuser und Hotels, wie
man sie nur in den großen Seestädten findet, überraschen den
Reisenden, so daß er glaubt in Europa zu sein.
Ismaïlia ist eine Stadt von circa 8000 Einwohnern. Nach einem
vollkommen regelmäßigen Plane gebaut, ist es weit hinaus im
Halbkreise von einem Süßwasserkanale umgeben, welcher von üppigen
Weiden bordirt ist. Man hat eine katholische und zwei griechische
Kirchen, eine Moschee, zwei Hospitäler, von denen eins für die
arabische Bevölkerung bestimmt ist. Es befinden sich hier die Gebäude
der Directoren, welche an Pracht und Bequemlichkeit in nichts den
Sommerwohnungen der Fürsten nachstehen. Die Straßen sind breit und
vor allen Privathäusern breite Blumenbeete und Baumanlagen, was
einen reizenden Anblick gewährt. Namentlich der Hauptcentralplatz ist
eine allerliebste Anlage und obgleich
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