Da in Marokko, ausgenommen bei jenen kleinen "Kubbas", welche als Grabst?tten für Heilige oder Fürsten dienen, nirgends das _Gew?lbe_ angewendet wird, so sehen wir die Decke der Pal?ste und Wohnungen nur aus Holz gearbeitet. Oft wird, um eine solche Decke auszuschmücken, die gr??te Sorgfalt entwickelt, nicht nur in Holzschnitzerei, sondern auch in der Auslegung von Holz, man macht also eine Art "Parquetirung". Dünne, aber ?u?erst dicht neben einander liegende Balken bilden das Gerippe, darüber liegen Bretter, das Ganze wird dann inwendig teppichartig ausgeschnitzt und oft mit farbigen Holzstückchen ausgelegt; manchmal enthalten auch die Decken zwischen ihrem Teppichmuster gro?buchstabige Sprüche. Diese Art, auf eine bunte und gef?llige Weise die Plafonds zu schmücken, hat sich vollkommen gut in Marokko erhalten. Statt die vielen Balken, welche den Plafond stützen, offen zu zeigen, sind diese auch wohl mit Brettern beschlagen, welche dann ?hnlich geschmückt werden.
Thüren, Fenster und Nischen zeigen alle jenen bekannten Hufeisenbogen, den die Araber erfunden haben sollen. Sehr oft sind die Bogen selbst auf die phantastischste Art wieder ausgew?lbt und ausgezackt, so da? in einer Bogenh?lfte manchmal bis zehn kleinere Bogen vorkommen. Auch die Aufstellung von zwei, drei und vier S?ulen, dicht bei einander, findet man heute in Marokko noch in Anwendung. Als ich einen l?ngeren Aufenthalt in Uesan beim Hadj Abd-es-Salam, dem Gro?scherif, hatte, zeigte ich ihm eines Tages eine Abbildung des L?wenhofes der Alhambra aus Sedillot's Historie des Arabes. Hadj Abd-es-Salam annectirte das Buch der Abbildungen wegen (und es ist heute noch in seinem Besitze) und verreiste dann auf l?ngere Zeit. Als ich zurückkam, hatte er allerdings nicht einen L?wenhof, aber in seinem Garten eine reizende Veranda errichten lassen: ein l?ngliches Viereck mit nach vorn ge?ffneter Seite. Die "kannelirten Bogen" wurden von Doppels?ulen getragen, der Fu?boden war aus buntem "Sl?dj" zusammengesetzt zu einem allerliebsten Muster, und der Plafond von Holz schillerte von blauen und goldenen Feldern.
Die Pal?ste des Sultans, der Gro?en und Reichen haben ganz ?hnliche Anordnung, nur da? ihre Wohnungen statt eines Hofes oft drei, vier oder mehrere H?fe haben und alle R?umlichkeiten bedeutend gr??er sind.
Was die Moscheen anbetrifft, so finden sich im ganzen westlichen Afrika (nicht blos in Marokko, welches als eigentliches Westland bei den Marokkanern den Namen "Rharb-djoani" hat) gar keine, die irgendwie christliche Reminiscenzen aufkommen lie?en. Denn die in Algier befindliche Moschee, die sp?ter als christliche Kathedrale eingerichtet wurde, und welche vom letzten Dei kurz vor der Eroberung Algeriens erbaut worden war, zeigt in ihrer ganzen Anlage allerdings den Styl einer christlichen Kirche, ist aber auch von christlichen Sclaven und Renegaten erbaut worden. Fast durchweg zeigen die marokkonischen Moscheen, sowie die der übrigen Berberstaaten einen gro?en Hof, der manchmal von einer S?ulenhalle umgeben ist. Nach Osten zu vermehren sich die S?ulenhallen zu verschiedenen Schiffen. So zeigt die Karuin in Fes so viele S?ulen, da? die ganze Moschee 360 haben soll. Die S?ulen selbst, die auf einer einfachen Basis ruhen, sind ohne Schmuck, und auch das Capital zeigt gro?e Einfachheit. Die hufeisenf?rmigen Bogen gehen von S?ule zu S?ule, so da?, wo mehrere Schiffe sind, immer vier Bogen an einer S?ule entspringen. Fast in allen Moscheen kann man, wie überall bei arabischen Bauten, die gr??ten Unregelm??igkeiten beobachten, und die Abwesenheit von Harmonie und Verh?ltnis tritt überall zu Tage. Es ist als ob z.B. die H?he der S?ulen eine überaus gleiche sein mü?te, so da? man die S?ulen für eine Veranda von zwanzig Fu? Breite eben so hoch macht wie die, welche das Dach einer Moschee stützen, welche vielleicht einen Fl?chenraum von zweihundert Fu? Geviert hat.
Die W?nde in den Moscheen, welche letztere im Rharb "Djemma" genannt werden, sind von au?en in der Regel ohne Schmuck, einf?rmig und fensterlos wie die übrigen Bauten. Im Innern ist dieselbe Anordnung zu bemerken wie in den Wohnungen. Die Gebetsnische, "Kybla" genannt, wird auch heute oft noch durch ein pr?chtiges Stalactit-Gew?lbe überdeckt; auch diese Kunst hat sich in Marokko erhalten. Diese Stalactit-Gew?lbe, wie man sie genannt hat, sind inde? weiter nichts wie einfache Ausw?lbungen; der Stalactitenschmuck ist von Gyps. In der eigentlichen Sculptur haben die Araber überhaupt nie etwas geleistet, da ihnen Bilder aus Stein zu mei?eln verboten ist. Ihre ganze Kunstfertigkeit beschr?nkt sich daher auf Stuccoarbeit, und hier lie?en sie ihren mathematischen Formen die Zügel schie?en. So findet man denn in Gyps gearbeitet die wunderbarste Art sich kreuzender Linien.
Wenn der Reisende im Hofe der gro?en Djemma el Karuin zwei prachtvolle Marmorfontainen bewundert und dann vielleicht sich selber sagen m?chte, hier haben doch die Araber in Steinarbeit etwas geleistet; so wird seine Meinung von den Eingeborenen in Fes selbst gleich corrigirt werden: "Diese Fontainen sind von 'Oeludj', d.h. christlichen Sclaven, gearbeitet."
Der "Mimber" oder die Treppe, welche in keiner Moschee fehlt, von der das "Kotba", d.h. das Freitagsgebet, gelesen wird, ist fast immer aus Holz. Hier bemerken wir ebendasselbe, was wir schon bei den Mauerarbeiten zu beobachten Gelegenheit hatten. Ebenso wenig, wie die Araber gelernt
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