ihnen einen ver?chtlichen Blick zu.
4.
Der L?we fuhr weiter fort: "Der Rangstreit, wenn ich es recht überlege, ist ein nichtswürdiger Streit! Haltet mich für den Vornehmsten oder den Geringsten; es gilt mir gleichviel. Genug, ich kenne mich!"--Und so ging er aus der Versammlung.
Ihm folgte der weise Elefant, der kühne Tiger, der ernsthafte B?r, der kluge Fuchs, das edle Pferd; kurz alle, die ihren Wert fühlten oder zu fühlen glaubten.
Die sich am letzten wegbegeben und über die zerrissene Versammlung am meisten murrten, waren--der Affe und der Esel.
Der Sperling und der Strau?
"Sei auf deine Gr??e, auf deine St?rke so stolz wie du willst", sprach der Sperling zu dem Strau?e; "ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannst nicht fliegen, ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur ruckweise."
Der leichte Dichter eines fr?hlichen Trinkliedes, eines kleinen verliebten Gesanges, ist mehr ein Genie, als der schwunglose Schreiber einer langen Hermanniade.
Der Strau?
"Jetzt will ich fliegen!" rief der gigantische Strau?, und das ganze Volk der V?gel stand in ernster Erwartung um ihn versammelt. "Jetzt will ich fliegen", rief er nochmals, breitete die gewaltigen Fittiche weit aus und scho?, gleich einem Schiffe mit aufgespannten Segeln, auf dem Boden dahin, ohne ihn mit einem Tritte zu verlieren.
Sehet da ein poetisches Bild jener unpoetischen K?pfe, die in den ersten Zeilen ihrer ungeheuren Oden mit stolzen Schwingen prahlen, sich über Wolken und Sterne zu erheben drohen und dem Staube doch immer getreu bleiben!
Der Wolf auf dem Todbette
Der Wolf lag in den letzten Zügen und schickte einen prüfenden Blick auf sein vergangenes Leben zurück. "Ich bin freilich ein Sünder", sagte er; "aber doch, ich hoffe, keiner von den gr??ten. Ich habe B?ses getan; aber auch viel Gutes. Einstmals, erinnere ich mich, kam mir ein bl?kendes Lamm, welches sich von der Herde verirrt hatte, so nahe, da? ich es gar leicht h?tte erwürgen k?nnen; und ich tat ihm nichts. Zu eben dieser Zeit h?rte ich die Sp?ttereien und Schm?hungen eines Scbafes mit der bewunderungswürdigsten Gleichgültigkeit an, ob ich schon keine sch?tzenden Hunde zu fürchten hatte."
"Und alles kann ich dir bezeugen", fiel ihm Freund Fuchs, der ihn zum Tode bereiten half, ins Wort. "Denn ich erinnere mich noch gar wohl aller Umst?nde dabei. Es war zu eben der Zeit, als du dich an dem Beine so j?mmerlich würgtest, das dir der gutherzige Kranich hernach aus dem Schlunde zog."
Der Wolf und der Sch?fer
Ein Sch?fer hatte durch eine grausame Seuche seine ganze Herde verloren. Das erfuhr der Wolf und kam, seine Kondolenz abzustatten.
"Sch?fer", sprach er, "ist es wahr, da? dich ein so grausames Unglück betroffen? Du bist um deine ganze Herde gekommen? Die liebe, fromme, fette Herde? Du dauerst, mich, und ich m?chte blutige Tr?nen weinen."
"Habe Dank, Meister Isegrim", versetzte der Sch?fer. "Ich sehe, du hast ein sehr mitleidiges Herz."
"Das hat er auch wirklich", fügte des Sch?fers Hylax hinzu, "so oft er unter dem Unglücke seines N?chsten selbst leidet."
Der hungrige Fuchs
"Ich bin zu einer unglücklichen Stunde geboren!" so klagte ein junger Fuchs einem alten. "Fast keiner von meinen Anschl?gen will mir gelingen."--"Deine Anschl?ge", sagte der ?ltere Fuchs, "werden ohne Zweifel doch klug sein. La? doch h?ren, wann machst du deine Anschl?ge?" "Wann ich sie mache? Wann anders, als wenn mich hungert?" --"Wenn dich hungert?" fuhr der alte Fuchs fort. "Ja! da haben wir es! Hunger und überlegung sind nie beisammen. Mache sie künftig, wenn du satt bist; und sie werden besser ausfallen."
Der junge und der alte Hirsch
Ein Hirsch, den die gütige Natur Jahrhunderte hat leben lassen, sagte einst zu einem seiner Enkel: "Ich kann mich der Zeit noch sehr wohl erinnern, da der Mensch das donnernde Feuerrohr noch nicht erfunden hatte."
"Welche glückliche Zeit mu? das für unser Geschlecht gewesen sein!" seufzte der Enkel.
"Du schlie?est zu geschwind!" sagte der alte Hirsch. "Die Zeit war anders, aber nicht besser. Der Mensch hatte da, anstatt des Feuerrohrs, Pfeile und Bogen, und wir waren ebenso schlimm daran als jetzt."
Die Eiche
Der rasende Nordwind hatte seine St?rke in einer stürmischen Nacht an einer erhabenen Eiche bewiesen. Nun lag sie gestreckt, und eine Menge niedriger Str?ucher lagen unter ihr zerschmettert. Ein Fuchs, der seine Grube nicht weit davon hatte, sah sie des Morgens darauf. "Was für ein Baum!" rief er. "H?tte ich doch nimmermehr gedacht, da? er so gro? gewesen w?re!"
Die Eiche und das Schwein
Ein gefr??iges Schwein m?stete sich unter einer hohen Eiche mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbi?, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge.
"Undankbares Vieh!" rief endlich der Eichbaum herab. "Du n?hrst dich von meinen Früchten ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die H?he zu richten."
Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: "Meine dankbaren Blicke sollten nicht au?en bleiben, wenn ich nur wü?te, da? du deine Eicheln meinetwegen h?ttest fallen lassen."
Die Erscheinung
In der einsamsten Tiefe jenes Waldes, wo ich schon manches redende Tier belauscht, lag ich an einem
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