Aus Kroatien | Page 6

Arthur Achleitner
dr��ckende Milit?rdidaktur, ��ber den Despotismus des Regimentschefs nahm Tonidandel umso weniger ��bel, als der Kompagniekommandant doch selbst seine eigene, nicht gerade rosige Meinung ��ber den gewaltt?tigen Chef hatte.
So sa? denn Tonidandel etliche Tage sp?ter an einem Abend im kahlen, doch behaglich erw?rmten Wohnzimmer des Pfarrhauses und kneipte mit dem Prota vom Weine, den der Kommandant vorher ins Haus gesandt hatte. Der Erzpriester mit k��mmerlichem Einkommen war so arm, da? er den hohen Gast nicht h?tte entsprechend bewirten k?nnen. Deshalb schickte Tonidandel mit der Besuchsansage stets Wein, Slibowitz, zuweilen auch kalten Aufschnitt ins Pfarrhaus.
So auch diesmal. Und wie die Herren nach der Begr��?ung der Damen gem��tlich beisammen sa?en, erz?hlte Tonidandel vergn��gt die Geschichte von den G?nsekartoffeln, und zugleich sprach er die Hoffnung aus, f��r die Dauer seiner Dienstzeit mit "Erd?pfel-Befehlen" verschont zu bleiben.
Der ehrw��rdige Prota wagte kaum ein L?cheln. W��rdevoll schlo? er sich der Hoffnung des Kommandanten an und leerte auf die Erf��llung des Wunsches Tonidandels sein Glas.
"Ist recht so, lieber Prota! Ich hoffe aber noch mehr, n?mlich die endliche Berufung unter Vorr��ckung nach--Europa!"
"Bog daj!"[3] rief der Erzpriester und hob die Augen zur geschw?rzten Decke. Und nachdem er die Unschlittkerze geputzt hatte, wagte er die sanft vorgebrachte Bemerkung, da? sich bei bescheidenen Anspr��chen doch auch in der weltentlegenen Lika leben lasse. "Besser freilich vielleicht im Provinzial!"[4]
"Glaub' Er das nicht, lieber Prota!" erwiderte eifrig der Kommandant. "In mancher Beziehung sind die Zust?nde bei uns in der Grenze sogar besser! Wir haben doch nicht die Rechtsbeugungen der adeligen Gutsbesitzer, nicht die Willk��rherrschaft der autonomen Komitate, nicht die Gier und Leidenschaft politischer Hitzk?pfe im Provinzial!"
Milde sprach der Erzpriester im Silberhaar. "Das nicht, gn?diger Herr! Aber daf��r den Despotismus des Regimentskommandanten!"
"Das mu? man als etwas Selbstverst?ndliches hinnehmen! Das Volk der Grenze so gut wie wir Offiziere! ��brigens haben wir in der Grenze immer noch mehr Rechtssicherheit als das Provinzial!"
Ergebungsvoll stimmte der Prota zu. "Euer Herrlichkeit belieben recht zu haben! Nur d��rfte die H?rte des Milit?rgesetzes nicht zu bestreiten sein."
"Warum 'H?rte'?"
"Halten zu Gnaden, Herr Kommandant! Hart ist es f��r uns Serbokroaten, weil die Auditore (Milit?rrichter) Fremde sind, unsere Sprache nicht verstehen, auf Dolmetscher angewiesen sind, die zwar Kroatisch gut, Deutsch hingegen nur ungen��gend k?nnen! Ich meine, da? die beiderseitige Sprachunkenntnis gef?hrliche Folgen f��r Leben, Freiheit und Eigentum der Angeklagten hat und noch haben wird!"
"Hm! Ist ja richtig, aber wir zwei k?nnen das nicht ?ndern! Na zdravje!"[5]
Dem��tig dankte der Prota f��r diese Ehre. Und mit bebender Hand f��hrte er sein Glas zum Munde.
"Recht so, lieber Prota! Mu? sagen, da? ich recht zufrieden mit Ihm bin! Der einzige Pope im ganzen Bezirk, der mir noch keinen Verdru? bereitet hat!"
"Ich danke gehorsamst f��r diese Anerkennung! Dennoch zittere ich schier jeglichen Tag, da? doch einmal Unheil ��ber mich kommen werde...."
"Warum? Hat Er denn von fr��her her etwas auf dem Kerbholz?"
"Nicht schlimm, Euer Herrlichkeit aufzuwarten! Nur einen ��blen Auftritt hat es vor Jahren gegeben, als wir zur Vorstellung vor dem damaligen neuen Regimentskommandanten, einem Deutschen, nach Otocac (Ototschatz) befohlen waren und vom Milit?rchef b?s angefahren wurden, da? wir Erzpriester Feinde des Kaisers und ?sterreichs seien...."
"Wieso?"
"Der Oberst warf uns vor, da? wir in unseren Kirchenb��chern f��r den Zar von Ru?land beten, nicht f��r den Kaiser von ?sterreich!"
Interessiert rief Tonidandel. "Was? Ist das wahr?"
"Ja und nein, Euer Herrlichkeit aufzuwarten! Die Erkl?rung ist leicht zu geben! Unsere Kirchenb��cher m��ssen in--Ru?land gedruckt werden, weil die ?sterreichische Regierung nicht erlaubt, da? unsere orthodoxen B��cher in ?sterreich gedruckt werden! So ist es denn ganz erkl?rlich, da? in den in Ru?land gedruckten B��chern der Name des dortigen Landesherrn steht. Selbstverbindlich beten wir aber f��r den Kaiser von ?sterreich, f��r unseren Landesherrn!"
"Weiter!"
"Jener Oberst steifte sich aber darauf, da? es in den B��chern 'Zar', nicht 'Kaiser' hei?t! Ich als Sprecher der Erzpriester habe den gestrengen Kommandanten aufmerksam gemacht, da? man in der slavischen Sprache das Wort 'Kaiser' nicht kennt, nicht anders nennen kann als 'Zar'! Zar ist gleichbedeutend mit Kaiser! Zum Schlu? der denkw��rdigen Audienz hatte ich gebeten, es m?ge der Oberst bewirken, da? unsere Kirchenb��cher in ?sterreich gedruckt werden d��rfen; dann werde sicher der Name unseres ?sterreichischen Zaren = Kaisers gedruckt werden!"
"Was geschah dann?"
"Wir wurden ziemlich ungn?dig entlassen! Der Oberst schien nicht recht zu glauben, was ich ihm sagte! Und seither bef��rchte ich immer, da? man mir meinen Freimut ver��beln, mich hinterdrein bestrafen, um meine so k?rgliche Stelle bringen werde!"
"Mut, lieber Alter! Jener Oberst ist l?ngst nach--Europa versetzt, also hat es f��r den Prota von S. keine Gefahr! Und selbst im Falle, da? sich unser gestrenger Chef um diese verj?hrte Geschichte unerwarteterweise k��mmern sollte, werde ich f��r den Prota schon einzutreten wissen! Jawohl! Prosit!"
Erfreut, von dieser alten Sorge befreit, griff der alte Erzpriester zum Glase, dankte f��r die Zusicherung des Wohlwollens und der Unterst��tzung und leerte das Glas auf das Wohl des gn?digen Kompagniekommandanten.
Sp?t wurde es an diesem Abend, bis Tonidandel sich verabschiedete und sporenklirrend seiner Behausung zustapfte.
In der
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