Aus Kroatien | Page 7

Arthur Achleitner
Kompagniekanzlei erschien der Kommandant am andern Tag erst zur Stunde, da die Milit?rstaffette die Post von Karlstadt brachte.
Mit einigem "Haarweh" behaftet, sah Tonidandel den Einlauf durch, langsam, ohne Interesse, verdrossen. Stutzig wurde er, als er einen neuen Befehl des Regimentskommandos in H?nden hielt, ein Dienstschreiben an alle Milit?rstationen des Likaner Bezirks mit dem Wortlaute. "Sollten sich bei den Milit?rstationen alte Pfaffen vorfinden, sind diese, wohlverwahrt im Verschlag, dem Regimentskommando unverweilt abzuliefern." Die unleserliche, doch wohlbekannte Unterschrift des Chefs stand unter diesem verbl��ffenden Befehl.
Zweimal las Tonidandel dieses Schriftst��ck sehr aufmerksam. Dann pfiff er durch die Z?hne. Wie weggeblasen war nun das "Haarweh". Und in seinen Augen gl?nzte eine seltsame Freude. Wie Donnerrollen klang der Ruf: "Jovo, hereinkommen!"
Der Kompagnieschreiber Jovo erschien, erwies stramm die Ehrenbezeugung. "Zu Befehl, Herr Kommandant!"
"Da! Vorlesen diesen Regimentsbefehl!"
Jovo nahm gehorsamst dieses Schriftst��ck und las es mit geschraubter Stimme laut vor. Beim Worte: "Pfaffen" stockte er, las es zweimal und hielt verbl��fft inne. Seine Augen waren gro? wie Pflugr?der geworden. Und der Mund stand so weit offen, da? ein Leiterwagen h?tte hineinfahren k?nnen.
"Noch einmal vorlesen das Wort!" donnerte der Kommmandant.
Gehorsam las Jovo: "Alte Pfaffen vorfinden!"
"Gut! Du best?tigst also, da? 'Pfaffen' geschrieben und zu lesen ist!"
"Zu Befehl, Herr Kommandant, ja! Es steht deutlich geschrieben: Pfaffen!"
"Gut! Geh in das Pfarrhaus und hole den Prota! Das ist der einzige alte Pfaffe[6], den wir hier haben! Abtreten!"
Eine Viertelstunde sp?ter stand der ehrw��rdige Greis vor dem Kompagniekommandanten. Versch��chtert, dem��tig, zitternd.
Herr Tonidandel bedauerte die Bel?stigung des alten Erzpriesters und machte den Prota mit dem Inhalt des ��berraschenden Regimentsbefehles bekannt. Dabei hatte der Kommandant ein Wetterleuchten in den Augen. Und seine Lippen umzuckte ein L?cheln vergn��glichsten Spottes, unverf?lschter Schadenfreude.
Bebenden Tones erkl?rte sich der Prota bereit, sofort nach Karlstadt zu gehen trotz der alten steifen Beine und des weiten Weges und sich beim Regimentskommandanten auf Grund des Befehles gehorsamst zu melden. "Ich bitte Euer Herrlichkeit nur um eine Abschrift des Befehles zu meiner Legitimation bei der Vorstellung!"
"Aber nein, lieber Prota! Das ist unm?glich! Tut mir sehr leid! Befehl ist Befehl! Jeder Befehl mu? befolgt werden, buchst?blich und gehorsamst befolgt! Demnach mu? ich eine Kiste beschaffen lassen, einen Verschlag, wie es im Dienstschreiben hei?t! In diesem Verschlag mu? der Prota von S. dem Regimentskommando eingeliefert werden! Laut Befehl!"
"Bog, bog!"[7] jammerte der Erzpriester beweglich und rang die H?nde.
"Nur ruhig, lieber Prota! Ich bin kein Freund von Grausamkeiten, hasse jede Brutalit?t! Demnach verf��ge ich, da? der Prota bis eine Viertelstunde des Weges vor Karlstadt inmitten des Milit?rpiketts auf dem Wagen f?hrt, dort aber in die Kiste kriecht und im befohlenen 'Verschlag' nach Karlstadt in die Regimentskanzlei gebracht wird! Halte Er sich bereit! In einer Stunde geht der milit?rische Transport ab! Pelz mitnehmen, Prota, denn es ist verdammt frisch! W��nsche wohl zu speisen!"
Der alte Erzpriester hatte eine Tr?ne im Auge und bittere Angst im Herzen, als er die Kanzlei verlie? und zum Pfarrhause wankte. Jovo mu?te den merkw��rdigen Befehl abschreiben, worauf der Kommandant die Kopie verglich und den Wortlaut mit Unterschrift und Dienstsiegel beglaubigte. Die Abschrift erhielt der Transportf��hrer eingeh?ndigt behufs Legitimierung dieses--Pfaffentransportes. Dazu scharfe Befehle betreffend schonendster Behandlung des Prota, der erst kurz vor Karlstadt in die Kiste einzuschlie?en sei.
Auch dieser Unteroffizier, ein Granicar aus der Korbava, machte ein h?chst verbl��fftes Gesicht und gro?e Augen. Der Mund stand weit offen.
Mit einer Bedeckung von sechs Mann Grenzsoldaten in voller Wehr, mit scharfen Patronen und "aufgepflanztem Bajonett", in der Mitte der zweisp?nnige Wagen mit dem Prota und der Kiste, ging unter F��hrung des Korporals der seltsame Transport ab.
Im St?dtchen S. zerbrach man sich die K?pfe dar��ber.
Tonidandel rieb sich in seiner curia nobilis sehr vergn��gt die H?nde. Den armen Prota als Opfer hoffte er sp?ter entsch?digen zu k?nnen. Dem Regimentschef aber g?nnte Attilius den unausbleiblichen ?rger von ganzem Herzen.
Behaglich speiste der Kommandant zu Mittag, schlief auch noch ein St��ndchen. Dann aber erteilte er Befehl, da? morgen ab acht Uhr fr��h ein berittenes Pikett marschbereit zu sein habe, und zwar zu seiner Begleitung auf dem Ritt nach Karlstadt. Denn Attilius ahnte etwas....
Noch vor Tagesbeginn bei dichtestem Karstnebel traf auf dampfendem Pferde ein Meldereiter in S. ein, der dem Kompagniechef einen Befehl ��berbringen sollte. Tonidandels Diener lie? aber auftragsgem?? den erwarteten Meldereiter nicht vor und verwies ihn in den Stall mit dem Bedeuten, da? der Befehl erst um acht Uhr ��berreicht werden d��rfe.
Lautete doch Tonidandels Leibspruch. Nur nichts ��berhudeln beim Milit?r.
Punkt acht Uhr ritt der Kommandant wohlbewaffnet mit Sattelpistolen und mit dem Regimentsbefehl betreffend Ablieferung des alten Pfaffen im Waffenrocke, begleitet von sechs berittenen Granicaren nach Karlstadt ab. Gem?chlich und trotz des Karstnebels recht vergn��gt. Zeitweilig im Trabe, meist aber im Schritt! Nur nichts ��berhudeln!
W��tend zum Bersten wartete der Oberst K., ein graub?rtiger, dicker Herr mit struppigen Haaren und sehr liebebed��rftigem Herzen, auf den Kompagniekommandanten, ��ber den sich ein milit?risches Gewitter sondergleichen entladen sollte. Wegen Verh?hnung des Vorgesetzten!
Tonidandel wurde "angehaucht und zusammengestaucht," da? die Fenster
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