Aus Kroatien | Page 5

Arthur Achleitner
auf; ein L?cheln umspielte seine Lippen.
V?llig ernsthaft und im Tone der Belehrung erwiderte der Kommandant: "Es gibt drei verschiedene Sorten von Erd?pfeln, lieber Staresina! Eine Sorte hei?t 'Schneeflocken', weil dieser Erdapfel wei? und mehlig ist wie Schnee! Eine andere Sorte hei?t 'Rosenkartoffel' von wegen der rosaroten Farbe! Was Sie eben gegessen haben, ist der 'G?nse-Erdapfel', weil er nach G?nsebraten schmeckt! Ganz so, wie es in Deutschland einen--G?nsekohl gibt!"
"Wunder Gottes!" rief staunend der Vorsteher. "Das sein prachtvoll! Schmecken herrlich! Der Banus in Agram und der Zar (Kaiser) in Wien k?nnen nicht Besseres essen! Und der Ganserdapfel machen so prachtvolle Durst!"
W?hrend sich Hauptmann Pegan vor Lachen kr��mmte, versicherte Tonidandel schmunzelnd: "Das ist ja das Sch?nste an einem Erdapfel! Und den von ihm erzeugten Durst wollen wir nun l?schen mit Wein! Trinken wir auf das Wohl des Chefs unseres Likaner Grenzregiments, der zum Segen des Granicari die Erd?pfel bei uns einf��hren will! Der Herr Oberst lebe hoch!"
"Zivio!" rief der Vorsteher, der sich gleich den Offizieren erhoben hatte.
Die Gl?ser klangen und wurden geleert.
"Nie in meinem Leben haben mir der Wein so gut geschmeckt wie heute auf den Gans-Erdapfel! Herr Kommandant wissen ja, wie selten unsereiner zu wirklichem Gansbraten kommen! Aber nun werden wir bekommen guten Ersatz f��r wirkliche Gans durch Erdapfel, was auch so nach Gans schmecken!" Hoch und heilig gelobte der Vorsteher, all seinen Einflu? im St?dtchen und bei den Dorf?ltesten des Bezirkes aufzubieten, um den Leuten diese Wundergabe, den nach Gansbraten schmeckenden Erdapfel, zug?nglich zu machen. Im n?chsten Fr��hjahre werde sicherlich in der Lika alles diese Erdapfelsorte anbauen, vorausgesetzt, da? man Samen und Knollen davon vom Regiment erhalte.
"Soviel die Leute wollen, sollen sie bekommen!"
"Tausend Dank, Gnaden Herr Kommandant! Ich werde predigen davon, wie gut, sehr gut sein besonders der Gans-Erdapfel! Ich sein ��berzeugt, da? ganze Bev?lkerung sich bem��hen wird, diese Erdapfel sich zu--verschaffen!" Ein listiger und zugleich fragender Blick streifte den Hausherrn.
Tonidandel verriet in keiner Weise, da? er die Bedeutung dieses Likaner Ausdrucks kannte. Absichtlich ignorierte er die listige Anspielung des Vorstehers, der auf den Busch hatte klopfen wollen.
Auf "Regimentsunkosten" wurden noch etliche Kr��ge Weines geleert. Bevor aber der gl��ckselige Vorsteher den Zungenschlag bekam, hob der Hausherr die Sitzung mit dem Bedeuten auf, da? fr��hmorgens die Kompagnie ausr��cken m��?te, daher die Nachtruhe erw��nscht sei.
"Schon in aller Fr��he r��cken Herr Kapetan aus?" fragte blinzelnd der Vorsteher beim Abschied.
"Ich nicht! Aber die Kompagnie! Und nun 'Gute Nacht', lieber Staresina!"
Mit einiger M��he brachte der Kommandant den schwatzhaft und ��berschwenglich gewordenen Gast zur Haust��re und auf den Heimweg.
Im Speisezimmer bei tr��bem Licht der Kerzenstumpen fragte Pegan den Vorgesetzten, ob die Kompagnie wirklich in aller Fr��he ausr��cken m��sse.
"Aber keine Idee, lieber Bruder! Ich habe das nur gesagt, um den Vorsteher und meine Erd?pfel los zu werden!" rief lachend der Hausherr.
"Was! Die Erd?pfel willst du los werden? Wieso denn?"
"Ja! Es wird keine Stunde w?hren und im K��chengarten wird dann kein Erdapfel mehr zu finden sein!"
"Nicht m?glich! Du mu?t Wachen aufhellen, den Diebstahl verhindern!"
"O nein, lieber Bruder! Im Gegenteil! Es wird mich sehr freuen, wenn sich unsere Granicari, allen voran der Staresina, in dieser Nacht meine Erd?pfel--'verschaffen'! Du mu?t n?mlich wissen, lieber Bruder, da? der Grenzer niemals stiehlt; er 'verschafft sich' nur eine ihm nicht eigene Sache! Und da im Regimentsbefehl deutlich zu lesen ist, da? wir den Granicari 'Gelegenheit zum--Verschaffen' geben sollen, r��hre ich ordergem?? keinen Finger, so unsere Grenzer sich heute nacht s?mtliche Erd?pfel aus meinem K��chengarten holen!"
"Ah! Jetzt verstehe ich alles! Die Erd?pfel hast du mit der Gans braten lassen, damit...."
"Stimmt! Und jetzt verl?schen wir das Licht; im Dunkel der Nacht wollen wir vom r��ckw?rtigen Zimmer aus beobachten, wie sich die Granicari die G?nsekartoffeln holen!"
So geschah es.
Am Morgen stellte Kommandant Tonidandel in Gegenwart des Hauptmanns Pegan dienstlich fest, da? im K��chengarten nicht eine Kartoffel mehr zu finden war. Diese "Konstatierung" erfolgte zum Zwecke, da? dienstlich an das Regimentskommando der--Vollzug des Befehles gemeldet werden konnte. Pegan unterschrieb das Dienstschreiben als Zeuge.
Tonidandels Hoffnung, mit einem Erd?pfel-Befehl so bald nicht mehr bel?stigt zu werden, erf��llte sich vollauf; denn der Regimentschef schien sich zu beruhigen mit der Vollzugsmeldung. Und die Grenzer wollten von den Kartoffeln nichts wissen, weil die "verschafften" Erd?pfel aus dem Kompagnie-K��chengarten nicht nach--G?nsebraten schmeckten.
Und bei den Granicari galt es f��rder ausgemacht, da? der Staresina ein "gro?er L��gner" sei....
* * * * *
So zur��ckgezogen, gesellschaftlich abgeschlossen Kommandant Tonidandel im St?dtchen lebte, ab und zu besuchte er doch den Prota (Erzpriester der griechisch-orthodoxen Gemeinde), einen ehrw��rdigen Greis mit schneewei?em Bart und langem Silberhaar, im Pfarrhause. Sowohl der ruhige Prota wie seine Gattin, die stille Posa (Poscha), besonders aber die liebliche Tochter Maca (Matza, Marie) waren dem b?rbei?igen Kompagniekommandanten ��beraus sympathisch. Tonidandel f��hlte sich wohl bei dieser Familie, zumal ihm der Prota, der, wie alle St?nde in der Milit?rgrenze, unter dem Milit?rgesetz und der Milit?rverwaltung stand, nie Unannehmlichkeiten, Verdru? oder Scherereien verursacht hatte. Gelegentlich vom Prota ge?u?erte Worte ��ber die
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