die Ohren stauben! Der Staresina soll sich ja überzeugen, daß
die Erdäpfel wirklich sehr gut schmecken!
Für die Lika mit ihrer häufigen Hungersnot wird es ein Segen sein,
wenn der Anbau der ausgezeichneten Erdäpfel allgemein durchgeführt
wird!"
Gierig verzehrte der Vorsteher die Kartoffeln. Schmatzend wie ein
Fischotter beim Fischfraß. Dann aber hielt er inne und sprach. "Bitt ich
schönstens, Herr Kapetan! Seltsam find' ich, daß schmecken dieser
Erdapfel so stark nach Gans! Wahrhaftig wie gebratene Gans!
Schmecken jeder Erdapfel so?!"
Dem Hauptmann Pegan ging ein Licht auf; ein Lächeln umspielte seine
Lippen.
Völlig ernsthaft und im Tone der Belehrung erwiderte der
Kommandant: "Es gibt drei verschiedene Sorten von Erdäpfeln, lieber
Staresina! Eine Sorte heißt 'Schneeflocken', weil dieser Erdapfel weiß
und mehlig ist wie Schnee! Eine andere Sorte heißt 'Rosenkartoffel' von
wegen der rosaroten Farbe! Was Sie eben gegessen haben, ist der
'Gänse-Erdapfel', weil er nach Gänsebraten schmeckt! Ganz so, wie es
in Deutschland einen--Gänsekohl gibt!"
"Wunder Gottes!" rief staunend der Vorsteher. "Das sein prachtvoll!
Schmecken herrlich! Der Banus in Agram und der Zar (Kaiser) in Wien
können nicht Besseres essen! Und der Ganserdapfel machen so
prachtvolle Durst!"
Während sich Hauptmann Pegan vor Lachen krümmte, versicherte
Tonidandel schmunzelnd: "Das ist ja das Schönste an einem Erdapfel!
Und den von ihm erzeugten Durst wollen wir nun löschen mit Wein!
Trinken wir auf das Wohl des Chefs unseres Likaner Grenzregiments,
der zum Segen des Granicari die Erdäpfel bei uns einführen will! Der
Herr Oberst lebe hoch!"
"Zivio!" rief der Vorsteher, der sich gleich den Offizieren erhoben
hatte.
Die Gläser klangen und wurden geleert.
"Nie in meinem Leben haben mir der Wein so gut geschmeckt wie
heute auf den Gans-Erdapfel! Herr Kommandant wissen ja, wie selten
unsereiner zu wirklichem Gansbraten kommen! Aber nun werden wir
bekommen guten Ersatz für wirkliche Gans durch Erdapfel, was auch
so nach Gans schmecken!" Hoch und heilig gelobte der Vorsteher, all
seinen Einfluß im Städtchen und bei den Dorfältesten des Bezirkes
aufzubieten, um den Leuten diese Wundergabe, den nach Gansbraten
schmeckenden Erdapfel, zugänglich zu machen. Im nächsten Frühjahre
werde sicherlich in der Lika alles diese Erdapfelsorte anbauen,
vorausgesetzt, daß man Samen und Knollen davon vom Regiment
erhalte.
"Soviel die Leute wollen, sollen sie bekommen!"
"Tausend Dank, Gnaden Herr Kommandant! Ich werde predigen davon,
wie gut, sehr gut sein besonders der Gans-Erdapfel! Ich sein überzeugt,
daß ganze Bevölkerung sich bemühen wird, diese Erdapfel sich
zu--verschaffen!" Ein listiger und zugleich fragender Blick streifte den
Hausherrn.
Tonidandel verriet in keiner Weise, daß er die Bedeutung dieses
Likaner Ausdrucks kannte. Absichtlich ignorierte er die listige
Anspielung des Vorstehers, der auf den Busch hatte klopfen wollen.
Auf "Regimentsunkosten" wurden noch etliche Krüge Weines geleert.
Bevor aber der glückselige Vorsteher den Zungenschlag bekam, hob
der Hausherr die Sitzung mit dem Bedeuten auf, daß frühmorgens die
Kompagnie ausrücken müßte, daher die Nachtruhe erwünscht sei.
"Schon in aller Frühe rücken Herr Kapetan aus?" fragte blinzelnd der
Vorsteher beim Abschied.
"Ich nicht! Aber die Kompagnie! Und nun 'Gute Nacht', lieber
Staresina!"
Mit einiger Mühe brachte der Kommandant den schwatzhaft und
überschwenglich gewordenen Gast zur Haustüre und auf den Heimweg.
Im Speisezimmer bei trübem Licht der Kerzenstumpen fragte Pegan
den Vorgesetzten, ob die Kompagnie wirklich in aller Frühe ausrücken
müsse.
"Aber keine Idee, lieber Bruder! Ich habe das nur gesagt, um den
Vorsteher und meine Erdäpfel los zu werden!" rief lachend der
Hausherr.
"Was! Die Erdäpfel willst du los werden? Wieso denn?"
"Ja! Es wird keine Stunde währen und im Küchengarten wird dann kein
Erdapfel mehr zu finden sein!"
"Nicht möglich! Du mußt Wachen aufhellen, den Diebstahl
verhindern!"
"O nein, lieber Bruder! Im Gegenteil! Es wird mich sehr freuen, wenn
sich unsere Granicari, allen voran der Staresina, in dieser Nacht meine
Erdäpfel--'verschaffen'! Du mußt nämlich wissen, lieber Bruder, daß
der Grenzer niemals stiehlt; er 'verschafft sich' nur eine ihm nicht
eigene Sache! Und da im Regimentsbefehl deutlich zu lesen ist, daß wir
den Granicari 'Gelegenheit zum--Verschaffen' geben sollen, rühre ich
ordergemäß keinen Finger, so unsere Grenzer sich heute nacht
sämtliche Erdäpfel aus meinem Küchengarten holen!"
"Ah! Jetzt verstehe ich alles! Die Erdäpfel hast du mit der Gans braten
lassen, damit...."
"Stimmt! Und jetzt verlöschen wir das Licht; im Dunkel der Nacht
wollen wir vom rückwärtigen Zimmer aus beobachten, wie sich die
Granicari die Gänsekartoffeln holen!"
So geschah es.
Am Morgen stellte Kommandant Tonidandel in Gegenwart des
Hauptmanns Pegan dienstlich fest, daß im Küchengarten nicht eine
Kartoffel mehr zu finden war. Diese "Konstatierung" erfolgte zum
Zwecke, daß dienstlich an das Regimentskommando der--Vollzug des
Befehles gemeldet werden konnte. Pegan unterschrieb das
Dienstschreiben als Zeuge.
Tonidandels Hoffnung, mit einem Erdäpfel-Befehl so bald nicht mehr
belästigt zu werden, erfüllte sich vollauf; denn der Regimentschef
schien sich zu beruhigen mit der Vollzugsmeldung. Und die Grenzer
wollten von den Kartoffeln nichts wissen, weil die "verschafften"
Erdäpfel aus dem Kompagnie-Küchengarten nicht nach--Gänsebraten
schmeckten.
Und bei den Granicari galt es
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