ergeben, er trank viel, aber er vertrug noch mehr.
B?cklin war auch eine grundehrliche Natur. Zwar scheute er sich nie, einem zudringlichen Frager einen B?ren aufzubinden, doch ha?te er die schlimmeren Arten der Lüge, die halben Wahrheiten, die Phrasen; er hat sich nicht selber belogen, sich nicht künstlich in eine Stimmung hinaufgesteigert. Er war ehrlich vor allem in seinem Beruf.
Das Kunstwerk aber war für ihn nicht blo? ein ?Stück Natur im Affekt gesehen?. Als der Verfasser dieser Zeilen ihm eine Anzahl Lichtdrucke nach Zeichnungen von Matthias Grünewald vorlegte, geriet er bei den Entwürfen in Aufregung, w?hrend ihn die Studien ganz kalt lie?en, obwohl sich doch schon bei diesen die Subjektivit?t des Meisters deutlich genug ge?u?ert hatte. Mit der ganzen vorausgegangenen Generation und auch mit den Altersgenossen war er darin einig, etwas erz?hlen und nicht nur durch Auswahl, Auffassung und Stilisierung etwas Eigenes geben zu wollen. Er war au?erdem pers?nlich schon zu vielseitig veranlagt und zu vielseitig gebildet, als da? nicht Musik und Poesie in irgendeiner Weise in seinen Bildern h?tte mitspielen müssen. Ein literarischer Maler war er sicher und es kann sich bei ihm nur fragen, ob seine Gem?lde nur davon leben, da? sie Geschichten erz?hlen und an Gefühle anspielen, die das Publikum liebt, oder ob es gute Werke bildender Kunst sind, die au?er dem Sichtbaren noch anderes bieten. Er war auch ein musikalischer Maler, zun?chst in demselben Sinne wie er ein literarischer war. Aber er war es noch in einem übertragenen Sinne. Die Musik war nicht nur eine Anregerin und Begleiterin seiner Kunst. Die Eigenart dieser Kunst wirkte vielmehr auch auf seinen Willen, das Naturbild umzugestalten, wirkte auf seinen Stil. Er trachtete, je ?lter er wurde, je mehr darnach, durch seine Bilder das Gemüt so zu packen wie die Musik es tut. ?Ein Bildwerk soll etwas erz?hlen und dem Beschauer zu denken geben, so gut wie eine Dichtung, und ihm einen Eindruck machen wie ein Tonstück.? Er fand deshalb auch: Alles was einem aus dem Kopf von innen heraus ger?t, ist mit samt seinen Zeichenfehlern und anderen Fehlern tausendmal mehr wert, als eine noch so flei?ig und noch so richtig nach der Natur gemachte Studie.
Die Art, wie er sich in der Malerei ausspricht, n?hert sich in der Tat mehr als bei andern Malern seiner Zeit, der Ausdrucksweise von Musik und Architektur. Wohl singt er von seinen Leiden, indem er rauschende B?ume und brandende Wogen darstellt, aber die Elemente der Malerei, Linien und Linienfolgen, Farben und Farbenfolgen bestimmen fast ebenso wie der Rhythmus von S?ulen und Geb?lk, Mauer und ?ffnung, von Tonfolgen und Akkorden den Gesamteindruck. Das war das Neue bei ihm und das Uralte, das, womit er dem Expressionismus vorgriff und mit Grünewald und Giotto sich verwandt zeigt.
Fast scheint es aber, als ob er das h?chste Glück der Erdenkinder in der Musik gesehen h?tte. Es musizieren auf seinen Bildern And?chtige und Verliebte, die G?tter der Flur und der See, betrunkene Soldaten und die Seligen im Elysium. Er fand sich auch ohne systematischen Unterricht auf mehreren Instrumenten zurecht und konnte jede Melodie, die er einmal geh?rt hatte, fehlerlos wiedergeben, wenn sie ihm gefallen hatte. Unter den Komponisten standen ihm au?er den frühen Italienern Haydn, Bach, Mozart, Beethoven und Schubert am n?chsten. Gegen Richard Wagner hatte er einen unüberwindlichen Widerwillen.
Je mehr elegische Stimmung eines seiner Bilder ausstr?mt, um so dunkler wird die Stunde gewesen sein, aus deren Gründen heraus es sp?ter sich kristallisierte. Aber in einer Zeit, wo sonst die aufdringliche psychologische Zergliederung grassierte, versetzt er die eigenen Leiden und Freuden in altersgraue Vorzeit, in den Bereich der G?tter und Heroen. Denn sicher ist alles Erlebnis, das Verh?ltnis von Triton und Najade so gut wie das der Alten in der Gartenlaube, die Tatenlust des Abenteurers so gut wie die Leiden des Prometheus, die Sehnsucht des Odysseus wie die ?Heimkehr des Landsknechts?. Da aber so viel mit blutendem Herzen gemalt war, lehnte er jedes Reden über die Stimmung seiner Werke ab, au?er über die lustigen. Die Stilisierung seiner Erlebnisse ins Heroische erlaubte dem zurückhaltenden Alemannen und Basler mehr zu sagen, als er sonstwie übers Herz gebracht h?tte. Sollen wir diese Art der Maskerade verdammen? W?re es besser gewesen, er h?tte geschwiegen?
In Düsseldorf fand B?cklin einen Lehrer, der ihn verstand und der in den Grundzügen des künstlerischen Wollens mit dem einig war, was ihm dunkel vorschwebte, in Joh. Wilh. Schirmer, dem Sch?pfer von Landschaften mit biblischer oder heroischer Staffage, die noch in den sechziger und siebziger Jahren gro?e Bewunderung in ganz Deutschland gefunden haben. Dieser Lehrer war nur der begabte und feinsinnige Vertreter einer jetzt l?ngst veralteten Richtung und ist von seinem Schüler nach wenigen Jahren überholt worden, aber B?cklin ist ihm sein ganzes Leben dankbar geblieben. Seine eigene Kunst ist von dem ausgegangen, was er bei Schirmer vorfand; freilich hat er sp?ter aus den Quellen gesch?pft, die Riviera, die Campagna, das Poussintal bewundert
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