systematische übung gest?hlt, geschmeidig gemacht und geschmeidig erhalten wurde. Das war die Grundlage für seine Lebenslust und seinen Humor, seine Ausdauer und die bewundernswürdige Elastizit?t, mit der er nach den schwersten Katastrophen immer wieder emporschnellte. Die G?tter hatten ihm aber mit der Kraft auch die Feinfühligkeit und Verwundbarkeit der Seele verliehen, ohne die ein genialer Künstler nicht denkbar ist. Er konnte in lauten Jubel ausbrechen, wenn er an einem sch?nen Morgen in die Campagna fuhr, aber er empfand auch tiefer als andere die Schl?ge des Schicksals, und es ist ihm ein vollgerüttelt Ma? davon zuteil geworden. Der au?ergew?hnlichen Empf?nglichkeit und Reizbarkeit entsprach ein erstaunliches Ged?chtnis: was entzückt oder verwundet, wird von dem Menschen festgehalten. Sein Ged?chtnis kannte wie seine Aufnahmef?higkeit keine Grenzen. Er hatte bei aller Zielsicherheit des Wollens die Vielseitigkeit der Anlagen und Interessen, die an Richard Wagner und selbst an Goethe erinnern und sagte selbst, da? in seinem Kopfe vieles Platz habe.
Er war zun?chst für alle bildenden Künste veranlagt und weit davon entfernt, etwa nur ein Kolorist zu sein. Die früheste Leistung, mit der er in die ?ffentlichkeit getreten ist, war nach A. Frey der Entwurf eines Stadttores für die Eisenbahn von Stra?burg nach Basel. Architektonisches Verst?ndnis verraten auch seine Gem?lde. Als Maler ist er von der Landschaft ausgegangen; er hat aber vereinzelte Bildnisse und Skulpturen geschaffen, die zu den popul?rsten des Jahrhunderts geh?ren und schlie?lich in figurenreichen Wand- und Staffeleibildern sein H?chstes geleistet. Er hat auch Gemmen geschnitten und M?bel entworfen.
B?cklin hat im Laufe der Jahre, ?hnlich wie einst Rubens für seine Zwecke, die gesamte Kunst der Vergangenheit, soweit sie ihm erreichbar war, studiert. Seine gr??te Bewunderung galt der Architektur, Plastik und Malerei der Antike. Die romanische Kunst und die Gotik liebte er nicht, aber es finden sich in einem Baseler Skizzenbuch zwei Statuen des Freiburger Münsters und er rühmte dem Verfasser dieser Zeilen die alten Glasgem?lde von Sta. Croce in Florenz. Seine besondere Liebe war lange Zeit das italienische Quattrocento bis auf den jungen Lionardo; noch weit mehr, und je l?nger je mehr, sch?tzte er aber die Niederl?nder seit van Eyck und die alten Deutschen, namentlich Matthias Grünewald. Es finden sich in seinem Werke ferner Reminiszenzen an Raffael, Tizian und Rubens. Michelangelo war ihm unsympathisch, aber als das Gespr?ch gelegentlich auf diesen kam, konnte er unvorbereitet aus dem Ged?chtnis eine charakteristische Figur dieses Meisters, für alle kenntlich, auf dem Marmortisch entwerfen. Aus Tizians ?Himmlischer und irdischer Liebe? ist die nackte Figur eines kleinen Bildchens herübergenommen. An die Amazonenschlacht von Rubens in München lehnt sich die erste seiner R?merschlachten (Taf. 87) an. Es finden sich aber in seinem Werke auch die unverkennbaren Zeugnisse, da? er sich selbst einen Michelangelo da Caravaggio und einen Guido Reni genau angesehen hat. Von diesem hat er die Gestalt der Venus in Dresden bei seiner eigenen Venus (Taf. 12) verwertet. Ganz anders freilich war sein Verh?ltnis zu den Landschaftern des 17. Jahrhunderts, die, wie er aus dem Norden kommend, in Italien ihre zweite Heimat gefunden haben, so vor allem zu Gaspard Dughet und Poussin. Manche seiner Sch?pfungen aus der ersten r?mischen Zeit sehen aus, als ob diese beiden neben Tizian seine eigentlichen Lehrmeister gewesen seien. Vor allem aber war Rubens neben Grünewald für ihn der Maler aller Maler.
Ablehnend verhielt er sich, in sp?teren Jahren wenigstens, gegen Lionardo, Velazquez und Rembrandt, namentlich gegen Rembrandt.
Schon in Düsseldorf fiel er durch seine gründliche literarische Bildung auf. Damals las er unter anderem Moliere und Voltaire. Seine Lieblingsdichter waren aber Griechen, Italiener und Deutsche: Homer, Dante, Ariost, Goethe und Gottfried Keller. Auf den Klippen von Ischia pflegte B?cklin Homer und Ariost zu lesen. Die S?nger der v?terlichen Familie aber sind Schiller und Peter Hebel, ein Zeitgenosse der gro?en Klassiker, der in der Mundart des nahen Wiesentales gedichtet hat, gewesen.
Er las indessen nicht nur sch?ne Literatur. Er las auch sonst viel, es haben ihn namentlich kulturhistorische Werke, Bücher über Reisen, Ausgrabungen und Erfindungen interessiert. Er war nicht nur Poet, sondern auch Denker und Grübler, und seine Leidenschaft galt nicht nur den künstlerischen, sondern auch den technischen Problemen und der Technik nicht allein in seiner Kunst. Durch das ganze Leben geht neben dem Bestreben, die Technik der Griechen und die ?ltechnik der Brüder van Eyck wieder zu entdecken, das andere, ein Flugzeug zu erfinden. Eine Nachricht, die seine Hoffnungen auf diesem Gebiete begrub, scheint der unmittelbare Anla? für den ersten Schlaganfall gewesen zu sein. Er scheint als Konstruktionstechniker Dilettant geblieben zu sein und geradezu pathologisch konnte sein Mangel an Geldsinn anmuten.
Er war aber nicht nur ein reichbegabter und kr?ftiger, sondern auch ein gro?er und guter Mensch, der unverdorbene Sohn einer anst?ndigen Familie und einer sittlich wie geistig hochstehenden Mutter. Für die Sch?nheit des Weibes war er sehr empf?nglich, huldigte aber, wie es scheint, in keiner Zeit seines Lebens dem bei Künstlern so h?ufigen Libertinismus. Dem Weine war er sehr
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