du um mich
Gelitten hast. Bleib noch und gib mir Antwort,
Ob du das Band der
Treue schon zerrissest,
Das dich mit einem Mann verband, der nie,
Auch in Gedanken nie, dir untreu war.
Was hast du während dieses Tags getan,
Da Waffenlärm erklang und
da der Sieg
Die Deinen krönte? -- O bedenke wohl,
Daß morgen
und die kommenden Tage voll
Geheimnisvoller Zukunft sind, die
heute
Noch keines Menschen Aug enträtseln kann.
WENN SIE ALLEIN IST
AMR IBN KULTHUM
Wenn sie allein ist, wenn sie nicht die Blicke
Feindlicher Menschen
zu befürchten hat,
Dann läßt sie unbekleidet ihre Arme,
Die wohl den Gliedern eines weiblichen
Kameles gleichen, das noch
nie gebar.
Und auch ihr Busen ist dann unverhüllt,
Der zwei aus Elfenbein gemachten Bechern,
Die noch kein Mensch
jemals berührte, gleicht.
Ihr Leib ist lang und schön geschweift. Die
Hüften
Sind schwer von ihres üppigen Fleisches Fülle,
Sie geht verführerisch,
-- die Türen scheinen
Zu schmal für sie, und ich bin toll nach ihr.
So weiß sind ihre Lenden, daß sie Säulen
Aus Marmor gleichen oder
Elfenbein,
Und wenn sie schreitet, klirren ihre Spangen.
Bin ich von ihr entfernt, erfaßt mich Sehnen,
Wie ein betrognes Tier,
dem man sein Junges
Genommen hat und das nun klagt nach ihm.
Von ihr entfernt, bin ich voll Schmerz und Jammer,
Wie eine Mutter
voller Jammer ist,
Die ihre Kinder durch den Tod verlor.
TREUE LIEBE
UNBEKANNTER DICHTER
Ein treues Liebespaar hat Kummer nur
Um Eines: Trennung. Eng
vereint zu leben,
Wird einem solchen Paare nie zu viel.
Wo ihnen nur ein kleines, feines Wölkchen
Der Lust sich zeigt, da
weilen sie so gerne.
Dem Ruf der Liebe folgen sie entzückt.
Was andre Leute reden, achten sie
Nicht im geringsten. Nur die
eignen Worte
Sind ihnen wertvoll und von süßem Klang.
IMMER ZUGEGEN
UNBEKANNTER DICHTER
Dein Bildnis strahlt in meinen Augen,
Dein Name lebt in meinem
Mund,
Du selber wohnst in meinem Herzen, --
Wie wär es möglich,
o Geliebte,
Daß du dich je vor mir verbirgst?
DIE ROTEN FINGERNÄGEL
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Als ich ihr dann begegnete, da sah ich,
Daß ihre Fingernägel
purpurrot
Von Farbe waren; und ich sprach zu ihr:
»Du Böse färbst dir deine Nägel rot
Und machst dich schön, wenn ich
nicht bei dir weile?«
Darauf entgegnete sie ernst und still:
»Die Eitelkeit ist meinem Herzen fremd.
Du Schlimmer schiebst mir
eine Absicht zu,
Die ich nicht kenne. Hör die Wahrheit an:
Du, meine einzige Stütze und mein Halt,
Du bliebst so grausam lange
fern von mir,
Daß blutige Tränen meinem Aug entströmten.
Mit diesen Händen hab ich meine armen
Augen getrocknet. Weißt du
nun, woher
Das blutige Rot an meinen Nägeln stammt?«
DER BENEIDETE
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Sie hat geforscht, wie es mir gehe. Da
Hat man zu ihr gesagt: »Es ist
vorbei,
Er ist hinüber -- und durch deine Schuld.«
An einer feinen Geste ihrer Hände
Erkannte man ihr Mitleid. Tränen
stürzten
Aus ihren Lidern vor, die zart wie Kelche
Der Lilien sind, und glitten auf die Wangen,
Die Rosen gleichen,
nieder, und sie biß
Die Lippen sich, die so wie Kirschen leuchten,
Mit ihrer Zähne perlenhaftem Schimmer.
Und darauf sprach sie dies:
»Groß ist mein Schmerz
Um ihn fürwahr; niemals hat eine Schwester
Das Unglück ihres Bruders so beweint,
Niemals hat eine Mutter so
gejammert
Des Sohnes wegen, wie ich heute tu.«
Und darauf eilte sie, mich zu besuchen,
Und überhäufte mich mit
Freundlichkeiten,
Und meine Seele lebte wieder auf
Und schenkte auch dem Körper wieder Leben;
Und viele gab es, die
mich um den Tod
Beneideten, aus dem ich neu erstand.
Ja, viele Männer wünschten, so wie ich
Dahinzusiechen, um von
_ihren_ Händen
Erweckt zu werden in das Reich des Lichts.
Seltsam: um alles Gute, alles Böse,
Was mir von ihr wird, muß ich
Eifersucht
Und Neid erfahren, -- um den Tod sogar.
DER SCHATTEN ALS KUNDSCHAFTER
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Ihr Schatten ist zu mir gekommen,
Um mich im Traume zu besuchen,
Dann kehrte er zu ihr zurück.
Sie sprach zu ihm: Sag mir, in welcher
Verfassung du ihn angetroffen,
--
Und lautre Wahrheit künde mir!
Da sprach der Schatten: Wenn dein Freund
Vor Durst verginge und er
wüßte,
Daß dies dein Wille sei, -- er würde
Nicht einen Tropfen zu sich nehmen,
Und wenn man ihm verlockend
böte
Den wundervollsten Labetrunk.
WAHNSINN ODER LIEBE?
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Fällt Nacht auf mich hernieder, oder fühl ich
Das Fluten deines
schwarzen Haares? Ist es
Der Mond, der scheint, oder dein süßes
Antlitz?
Seh ich ein Blatt der lieblichen Narzisse
Oder dein Augenlid? Seh ich
das Leuchten
Von Hagelkörnern oder deine Zähne?
Erheben sich auf deiner Brust zwei Hügel
Von Elfenbein, -- oder
erblickt mein Auge
Die Fülle deines Busens? Ist es Flugsand,
Was unter deiner Kleidung sich bewegt,
Oder das Schwellen deiner
jungen Hüften?
Wenn du erkennen könntest, wie ich leide
Um deinetwillen, Schrecken würde dich
Erfassen, und du würdest
staunend fragen:
»Erfüllt ihn Wahnsinn oder Liebesglut?«
Wenn jemand, der in deiner Nähe war,
Sich mir gesellt, so atm' ich
mit Entzücken
Den feinen Duft auf, der mich an Muskat
Gemahnt und den er mit sich führt von dir
Als wie ein Grüßen. Und
mit flehender Stimme
Sprech ich zu ihm, der mich so glücklich
macht:
»Du hast die Liebesglut in mir vermehrt,
Vermehre jetzt die Worte
deines Mundes
Und
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