noch behielt sie an.
Sie sprach zu mir: Ich schwöre, daß du heute
Mich nicht umarmen
sollst. Wirst du denn niemals
Den Weg zurück zur frommen Tugend
finden?
Und dennoch schritt sie mit mir in die Nacht.
Wir ließen hinter uns
ein Tuch hinschleifen,
Um auszulöschen unsrer Schritte Spur.
Als wir dem Dorf genügend ferne waren,
Wandte sie ihre Schritte
einem Tale,
Das ganz mit weißem Sand erfüllt war, zu.
Da neigte meine Liebste sich zu mir
Und schmiegte ihren Kopf an
meine Brust,
Und ihres Körpers Schlankheit fühlte ich.
Vollendet schön sind ihre jungen Schenkel,
Ihr Leib ist weiß und
klein, und ihre Brust
Strahlt wie das blanke Glänzen eines Spiegels.
Sie wendet sich: und reizend starrt ihr Busen.
Ihr Blick ist scheu; so
blickt wohl die Gazelle,
Die sorgenvoll ihr Junges überwacht.
Auch ihre Brust ist von Gazellenart,
Nur daß die sanfte Brust meiner
Geliebten
Durch Edelsteine noch verschönert wird.
Nachtschwarz sind ihre Haare, und sie fluten
Auf ihren Rücken,
üppig wie die Dolden
Der Dattelfrüchte an den Palmenkronen.
Und dieses Haar ist lockig; in den Flechten,
Den aufgerollten und den
wallenden,
Verschwinden ihre Kämme ganz und gar.
In sanfter Rundung prangen ihre Hüften,
Die zierlichen. Und ihre
feinen Beine
Sind schlank wie Binsen, die im Wasser stehn.
Am späten Morgen steht sie auf. Ein Duft,
So wundervoll, als stamm
er von Muskat,
Umweht ihr Lager. Sie erhebt sich spät,
Weil kein Geschäft sie, keine Arbeit zu
Besorgen hat. Die Finger
ihrer Hände
Sind zart und rosig, kleinen Blüten gleich.
Ihr Teint besitzt die Farbe eines Eis,
Gelegt von einer jungen Straußin,
die
Nur immer silberklares Wasser trank.
Ihr Teint ist ambrafarben. Er durchschimmert
Die Nacht wie eine
Fackel, die ein frommer
Einsiedler in der Finsternis erhebt.
Der Weise auch muß ihr Bewundrung zollen,
Wenn sie daherkommt,
zwei Begleiterinnen
Zu Seiten, die sie völlig überstrahlt.
Oft heilt die Zeit den Wahnsinn der Verliebten,
Doch niemals wird
mein Herz die Leidenschaft
Preisgeben, die ihm Licht und Nahrung
ist.
Wie oft schon haben Freunde mich bestürmt,
Ich solle sie verlassen,
die ich liebe.
Taub bleib ich solchem Ratschlag immerdar.
Wie viele Nächte, die mir endlos schienen,
Gleich dem gedehnten
Wogengang des Meeres,
Sind mir mit dunkeln Sorgen schon genaht.
Einst sprach ich zu der Nacht, von der ich meinte,
Daß sie zur Hälfte
schon verflossen sei,
Die aber immer schrecklicher sich dehnte:
O Nacht, so sprach ich, lange Nacht, entflieh
Und mache endlich
Platz dem jungen Tag,
Wenn ich auch weiß, daß aller Tagesglanz
Die Unruh meines Herzens nicht verscheucht,
Wenn ich auch ewig,
ewig leiden muß,
So wie das Licht der Sterne ewig scheint.
So steht's mit mir, zu sehr Geliebte du!
STAMMESSTOLZ
IL SAMAUAL IBN ADYA
Ein unbezwingbar ragendes Gebirg
Nimmt alle die in seinen Schatten
auf,
Die unserm Schutz sich willig anvertraun.
Uns ist der Tod nichts Schreckliches. Gewiß,
Die Stämme von Amer
und Sabul fürchten
Sich sehr vor ihm. Wir aber lieben ihn!
Da wir ihn lieben, fliegt das Leben uns
Gar schnell dahin. Langatmig
ist das Leben
Der andern, die voll Angst sind vor dem Tod.
Niemals starb einer von den Unsern noch
Auf seiner Ruhstatt.
Freilich, es vergeht
Kein Tag, an dem nicht einer von uns stirbt.
Des Degens Schneide ist der schmale Weg,
Drauf unsre Seelen in das
Ewige wandern,
Sie kennen eine andre Straße nicht.
Wahrlich, wir sind dem Regen zu vergleichen,
Der stets willkommen
ist, wenn er sich naht;
Keiner von uns denkt an sein eigenes Heil.
Man glaubt uns, wenn wir andere der Lüge
Bezichtigen. Doch wird
es niemand wagen,
Zu zweifeln an der Wahrheit unseres Worts.
Wenn einer unsrer Helden stirbt, so ist er
Sofort ersetzt durch einen
andern Helden,
Des hoher Sinn ganz unantastbar ist.
Das Feuer, das wir an den Abenden
Entzünden, um den Wanderern
zu zeigen,
Wo ihnen Schutz winkt, ist noch nie erloschen,
Ohn daß ein Gast sich unserm Stamm genaht,
Um Ruhe zu erbitten.
Niemals noch
Hat sich ein Gastfreund über uns beklagt.
Ruhm hat an unsre Waffen sich geheftet
In Ost und West. Wir haben
unsre Klingen
Erprobt beim Spalten helmbewehrter Köpfe.
Noch keiner von den Unsern zog jemals
Sein Schwert und schob
zurück es in die Scheide,
Ohn daß ein Leben ihm zum Opfer fiel.
LOB DES WEINES
AMR IBN KULTHUM
Erhebe dich! Nimm deinen Krug und gieße
Uns ein den süßen Wein
von El Andar,
Denn eine holdre Labe gibt es nicht.
Gieß ein uns dieses köstliche Getränk,
Des Farbe goldig schimmert,
so als hätten
Sich safranfarbene Blüten drin entfärbt.
Gieß ein uns diesen Trank, der alle Sorgen
Verjagt und der die
Traurigkeit erstickt
Und unsrer Seele edeln Mut verleiht.
Gieß ein uns diesen Trank, der die Verachtung
Der irdischen Güter in
dem Geizhals weckt!
Um-Amr, du hast nicht wohl an mir getan:
Du hast den Kelch, als er nach rechts hin kreisen
Gesollt, von mir
entfernt. Das war nicht gut.
Wert bin ich dieses Trankes so wie du.
Wie viele Becher hab ich einst geleert
In Baalbek und Damaskus!
Lustig, Brüder!
Denn eines Tages kommt der Tod zu uns.
Wir alle sind geschaffen für den Tod.
Der Tod ist für uns all
geschaffen. Auf!
Genießen wir die Zeit, solang sie blüht!
FRAGE
AMR IBN KULTHUM
Bleib. Geh noch nicht hinweg. Laß mich dir sagen,
Welch wilde
Leiden ich um dich ertrug.
Ich möchte wissen, ob auch
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