sprich mir lange, lange, lang von ihr!«
TÖTENDE LIEBE
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Ich habe auf den Knien um ihre Liebe
Sie angebettelt. Darauf sagte
sie:
Weißt du denn nicht, daß alle, die im Traume
Mich zu besitzen
meinen, beim Erwachen
Verzweifelt sterben, weil sie nun erkennen,
Daß sie mich _nicht_ besitzen? Ach, zu viele
Sind hingesiecht, aus
Leidenschaft zu mir,
Bis in den Tod. Die andern, die nicht wagten
Mir ihres Herzens Qualen zu gestehen,
Sind fortgereist und kehrten
nie zurück ...
Und ich entgegnete: Ich bitte Gott
Um Nachsicht für die Glut, die in
mir lodert,
Und werde standhaft und voll Mut beharren
Bei meiner
Liebe, die dich ganz umschlingt.
Und dann verließ sie mich. Und ich stand da
Wie ausgedorrt, ein
abgestorbener Baum.
DIE VERNICHTERIN
KALIF YAZID IBN MOAUJA
Auf ihren Armen, ihren schönen Händen
Sind Zeichen tätowiert
gleich dünnen Zügen
Von Ameisen, die ihrem Volk entfliehn.
Man könnte ihre Haut mit einem Rasen
Vergleichen, darauf eine
kühle Wolke
Die Körner feinen Hagels sinken ließ.
Sie hat gewiß gefürchtet, daß die Pfeile
Aus ihren Augen ihre eignen
Hände
Verletzen könnten, -- darum zog sie vor,
Mit einem Küraß sonderbarer Zeichen
Die Haut zu schirmen. Ach,
die Böse hat
Die flachen Hände gegen mich erhoben,
Als wollte sie das Herz aus meiner Brust
Fortreißen, und die Pfeile
ihrer Augen
Vernichten mich, ohn daß ich fliehen kann.
Die Locke, die auf ihrer Schläfe liegt,
Ist ein Skorpion, der seinen
giftigen Stachel
Gegen mein banges Herz gerichtet hält.
Ihr Auge scheint geschlossen, doch es wacht.
Der Bogen ihrer
Augenbrauen nimmt
Mich ganz gefangen. Ihre Wangen schimmern
Gleich roten Rosen. Könntet ihr die Brust
Der Wundervollen sehn:
ihr würdet meinen,
Zwei Früchte des Granatbaums zu erblicken.
Sehr aufrecht ruht ihr Leib auf edeln Hüften
Und wiegt sich
rhythmisch. Wenn die Sonne sie
Im bloßen Schmucke ihrer Nacktheit
sähe:
Sie würde fürder nicht zu scheinen wagen,
Weil sie erkennen würde,
daß sie nimmer
Mit solcher Schönheit Glanz sich messen kann.
DIE VORWÜRFE
UNBEKANNTER DICHTER
Ich habe mich bei ihr beklagt. Sie sprach:
»Da meine Liebe dich zu
Klagen hinreißt,
So möge Gott von dieser Liebeslast
Dich bald befreien!« Hierauf schwieg ich, und
Sie sprach: »Du hast
zu viel Geduld mit mir.
Verliebte sind doch sonst nicht so geduldig?«
Ich näherte mich ihr, -- sie wollte mich
Nicht hören; darauf bin ich
weit hinweg
Gegangen, um sie ja nicht zu erzürnen, --
Nun tadelte sie, daß ich lieblos sei.
Sie wird gereizt durch die
geringsten Klagen,
Und rührende Geduld ermüdet sie.
Wer sagt mir einen Ausweg aus dem Wirrwarr?
Wenn jemand einen
guten Rat mir weiß,
Will ich den Segen Allahs ihm erflehn.
LEÏLA
KAÏS IBN IL MULLAUACH
Ich denke unaufhörlich Leïlas
Und der verrauschten Jahre. Liebe
Freunde,
Warum beweint ihr meinen Jammer nicht?
Ich möchte Freunde haben, welche weinen,
Wenn ich in Tränen bin!
Hat Gott die Macht,
Zwei Herzen zu vereinen, wenn die Hoffnung,
Sie zu vereinen, schon in Asche sank?
Von Allahs Fluch getroffen
seien jene,
Die meinen, daß die Zeit mir Lindrung bringt!
Für ewig hängt mein Sinn an Leïla;
Ich sehe sie im Geist, wie sie des
Abends
Die väterlichen Schafe heimwärts treibt.
Gott schenkte einem andern Leïla.
Mich machte er verrückt nach
Leïla, --
Konnt er mir denn nichts Besseres verleihn?
Hat man mir nicht gesagt, daß sie im Sommer
Nach Tima käme?
Hingeschwunden sind
Des Sommers Monde, -- warum kam sie nicht?
Weh! meine Liebe ist gespannt gleich wie
Die Sehne eines Bogens.
Eines Tages
Zerreißt die Sehne, maßlos überreizt.
O immer wieder, wenn der Morgenstern
Sich mit dem Frührot aus
der Nacht erhebt,
Flammt meine Leidenschaft gewaltig auf.
Wenn ich mich rüste zum Gebet, so neige
Ich mich nach jener
Richtung hin, wo du
Verweilst, o Strahlende. Die heiligen
Gesetze wollen, daß ich mich nach andrer
Richtung verneige; doch
das tu ich nicht.
Ich liebe sehr den Namen Leïla,
Ich liebe alle Namen, die ihm gleichen,
Und wertlos scheint dies
Leben mir, denn sie,
Die ich ersehne, ward des andern Weib.
Ich lebe, um an Leïla zu leiden,
Ich muß, wenn ich die Ebene
durchreite,
Meines Kameles Sattel wohl beachten:
Er ist bestrebt, nach rechts hin sich zu neigen,
Wenn du dich rechts
befindest. Und er hängt
Nach links hinüber, wenn du linkswärts
weilst.
Wenn ich vom Schlaf gemieden werde, flehe
Ich Allah an, daß er mir
Schlaf verleihe,
Damit dein Bild in meinem Traum ersteht.
Der Reiz, der von dir ausgeht, ist ein Zauber.
Obwohl es alte
Zauberformeln gibt,
Die schützen gegen überirdische Kräfte, --
Nie würd ich wagen, nur den kleinsten Vers
Zu sprechen, um zu
bannen deine Macht, --
Ich will dein Sklave sein bis in den Tod.
O Freunde, wenn ihr keine Mittel wißt,
Mich in Besitz von Leïla zu
setzen,
So bitt ich euch: schafft meinen Sarg herbei,
Bereitet mir das Leichentuch und betet
Zu Allah, daß er gnädig sei
dem Manne,
Des Herz gebrochen ward durch Leïla.
VERLASSEN
KUTHAIJIR
Du hast in deine Arme mich gelockt
Mit Worten, so beredt, daß
scheue Gemsen
Aus Felsenhöhn herabgestiegen wären.
Dann, als du meiner Herr geworden warst,
Gingst du hinweg. Nun ist
mein Herz voll Gram,
Und alle Lust schwand in die tiefste Nacht.
DIE UNERBITTLICHE
ABBAS IBN IL ACHNAF
Sie ließ mir sagen, daß sie krank sei. Ich
Ging dennoch zu ihr, und
ich fand sie lächelnd
Und ganz gesund
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