Angela Borgia | Page 4

Conrad Ferdinand Meyer
"ich will dein Gl��ck machen. Du gef?llst mir, und ich behalte dich, bis ich dich verm?hle."
Ebenso vetterlich wohlwollend begr��?te sie im Vatikan, den sie mit geheimem Grauen betrat, Lukrezias furchtbarer Bruder, ein J��ngling von vornehmer Erscheinung und gr��nschillerndem Blick. Unbefangen mit der Base t?ndelnd, sagte er: "Ich werde euch beide nicht nach Ferrara begleiten, die Gesch?fte verbieten es; doch m?chte ich euch Don Giulio empfehlen, den ihr dort finden werdet, einen j��ngern Bruder Don Alfonsos. Er ist ein bescheidener, aber hochbegabter J��ngling, nur da? er den Sinnen noch zu viel einr?umt. Er w?re es aber wert, und ich m?chte es ihm g?nnen, da? er sich durch eine edle Frau fesseln lie?e."
Und jetzt ritt Angela hinter Madonna Lukrezia, und wiederholte Kanonenschl?ge verk��ndigten die N?he des Tores.
Don Ferrante mu?te sich beeilen, wenn er noch vor dem Betreten der Stadt die Br��der in der Meinung seiner jungen Begleiterin v?llig entwurzeln wollte; er ging aber r��stig ans Werk.
"Mich wundert", sagte er, "wie Donna Lukrezia, der die ?ffentliche Stimme oder doch die Einbildungskraft der M?nner etwas Au?erordentliches und Gefl��geltes verleiht, mit meinem Bruder, ihrem k��nftigen Eheherrn, dem gew?hnlichsten aller Sterblichen, der von fr��h bis sp?t an Essen und Ofen Gesch��tz gie?t, wird haushalten k?nnen! Venus neben dem ru?igen Vulkan. Doch es mag gehen, so gut es dort ging. Sie wird seine herrlichen Fayencemalereien bewundern und ihn damit gl��cklich machen. Aber sie h��te sich", fuhr er fort, und seine h?hnende Stimme wurde drohend, "sie h��te sich! Don Alfonso ist der Rachs��chtigste unter uns, nur da? er seine Stunde abwartet und seine Rache das Recht hei?t. Doch nein, ich tue dem Bruder Kardinal unrecht. Seine Rache ist die grausamste, da er der gr??ere Geist ist und als der uns allen Unentbehrliche keinen Pr?tor zu f��rchten hat. Er ist der Diplomat unseres Hauses; die F?den unserer Politik laufen alle durch seine gelenken Finger, und er kennt unsere schlimmsten Geheimnisse. F��rchtet diesen Geier, junges M?dchen!"
Ebendieser Kardinal Ippolito, der Staatsmann, die hagere Gestalt im Purpur, die gleichfalls zur Freite nach Rom gekommen und jetzt noch dort war, um mit dem Papste die ��bergabe der L?ndermitgift zu regeln, hatte sich viel und herablassend mit Angela besch?ftigt, sie ermutigend, Ferrara mit ihrer Gegenwart zu versch?nern.
Eine bange Angst bem?chtigte sich Angelas. Sonne, Staub und L?rm, die vergiftenden Reden Don Ferrantes, das vor ihr aufsteigende hagere Bild des Kardinals! Ein Gef��hl der Verlorenheit und Hilflosigkeit brachte das kr?ftige M?dchen einer Ohnmacht nahe--es entfuhr ihr ein leiser Schrei.
Da wandte sich die vor ihr schwebende Donna Lukrezia rasch nach ihr um, ein bleicher Blitz scho? aus ihren bl?ulichen Augen, und sie rief: "Womit ?ngstigt er dich, Angela? Wisset, Don Ferrante, und pr?get Euch ein: wer Angela zu nahe tritt, der tritt mir zu nahe. Und Lukrezia Borgia wollet Ihr nicht zur Gegnerin haben!"
Das wollte Don Ferrante von ferne nicht. Er l?chelte liebensw��rdig. "Keine Rede davon, erlauchte Frau! Ich tue mein m?gliches, Donna Angela angenehm zu unterhalten und unserm Hause ihre Gunst zu erwerben."
"Was beschreib' ich Euch noch Sch?nes, junge Herrin?" fuhr er fort, nachdem sich die F��rstin wieder abgewendet hatte. "Die unvergleichlichen und verbrecherischen Augen meines Bruders Don Giulio! Ihr kennet ihn?" fragte er, da er eine Bewegung auf ihrem Gesichte sah. "Wohl nur seinem Rufe nach! Denn der ist gro?. \XDCber ein kurzes aber wird er pers?nlich vor Euch stehen, wenn Ihr seinen Kerker ?ffnet, Donna Lukrezia und Ihr."
"Seinen Kerker ?ffnen?" fragte sie erstaunt.
"Gewi?! Und den aller Misset?ter", erkl?rte ihr Don Ferrante lustig. "Donna Lukrezia wird durch ihr Erscheinen die Verbrecher unschuldig machen. Solches ist in Ferrara Herkommen bei jeder f��rstlichen Verm?hlung und durchaus keine Allegorie. Es sind wirkliche Verbrecher, und sie werden auch tats?chlich freigelassen, so da? wir w?hrend der Feste wohl daran tun werden, unsern Schmuck festzuhalten und nachts nicht ohne Fackeln und Bewaffnete auszugehen."
"Was hat denn Don Giulio verbrochen?" fragte sie.
"Oh, nichts! Er hat mit seinen Augen ein Weib bezaubert und ihrem Manne den Degen durch die Brust gerannt."
"Schmachvoll!"
"Er ist ein ungezogener Knabe! In den Weingarten des Lebens eingebrochen, rei?t er, statt sich ordentlich eine Traube zu pfl��cken, deren, so viele er mit beiden H?nden erreichen kann, vom Gel?nder, zerquetscht vor Gier die s��?en Beeren und besudelt sich mit dem roten Safte Brust und Antlitz."
Und mit diesem frevlen J��ngling hatte sie Don Cesares Gedanke zusammengestellt!
Wieder donnerten die St��cke. Beim Schalle der Zimbeln und Pauken ging es durch das Tor. Die Professoren beschleunigten den Schritt, und bald langte Lukrezias Triumphzug vor dem Schlosse an, unter dessen schwerem Bau die Kerker lagen.
Der herantretende alte Herzog hob die F��rstin vom Pferde und schritt mit den Neuverm?hlten und Angela die Stufen hinunter nach der tiefen Pforte. Dort stand der Kerkermeister und ��berreichte Donna Lukrezia auf einem Sammetkissen einen gewaltigen verrosteten Schl��ssel. Sie ergriff ihn, und die T��r, kaum von ihm ber��hrt, drehte sich in den Angeln und sprang wie durch Zauber weit auf. Jetzt brach die
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