Vater, erlaubt und zugesteht, insofern ich mich enthalte, mich insgeheim gegen ihn zu verschw?ren, eine Untugend, die von alters her im Blute der Familie versteckt ist.
Und wisset, tapferes M?dchen, damit habet Ihr mich gleich f��r Euch gewonnen, da? Ihr nicht fade seid, sondern, wie ich, der Wahrheit Zeugnis gebt, ohne Menschenfurcht--wenn es sein mu?, auf offenem Markte. Die anderen, die da hinter uns", er wies ver?chtlich auf die folgenden Paare des Hofstaates, "was sind sie? Geputztes Gesindel, Schelme und Dirnen! Heuchler und B��binnen! Nicht wert, da? sie die Sonne bescheint--mit Ausnahme selbstverst?ndlich der hundert Maultiere, die den Brautschatz Donna Lukrezias tragen. Das sind redliche und verdiente Gesch?pfe. Aber M��he hat es uns gekostet, mich und den Bruder Kardinal, diesen Brautschatz dem Heiligen Vater und der Kirche unter den Krallen hervorzuziehen! Doch ich sagte: Entweder--oder! wie mich der Herzog, mein Vater, beauftragt hatte. Leichter gelang es uns, die Heiligkeit mit dem von unserem Vater Herkules der Braut zugestandenen Wittum hinter das Licht zu f��hren." Don Ferrante kicherte. "Wir schwatzten n?mlich dem Heiligen Vater unsere ber��hmten flavianischen G��ter auf, die zwar von unserem ferraresischen Fiskus verwaltet, aber ihm von dem Grafen Contrario gerichtlich bestritten werden. Ihr wi?t, von dem liebensw��rdigen Grafen Contrario, dem z?hesten Widersprecher und Rechthaber in ganz Italien! Und das war es eigentlich, was den Herzog Herkules, unsern sparsamen Vater, an dieser Heirat am meisten erfreut hat. So wurde alles nach Gerechtigkeit geordnet! Und mit welcher Wollust schrieb ich nach der Verm?hlung die Depesche f��r den harrenden Kurier: Mitgift zugestanden. Heiligkeit ��berlistet. Donna Lukrezia getraut und gar nicht unheimlich. Das wollte sagen: diesmal tr?gt sie kein wei?es P��lverchen in der Tasche. Und wirklich, ich glaube, Bruder Alfonso darf heute abend ohne Gef?hrde sein Haupt mit diesem Goldhaar", er wies mit dem Spitzbart unter den Thronhimmel, "auf dasselbe Kissen legen."
Diese Anspielung auf die Giftmischereien der Borgia pre?te dem M?dchen eine Tr?ne aus, die sie zornig von der langen Wimper sch��ttelte. "Eure Zunge meuchelt, Don Ferrante!" sagte sie.
Angela Borgia stammte aus einer Seitenlinie des ber��hmten spanischen Geschlechtes und wurde, nachdem sie, wie viele Kinder ihrer Zeit, fr��he auf tragische Weise beide Eltern verloren hatte, mit anderm weiblichen Edelblut in einem Kloster des Kirchenstaates eher aufgen?hrt als erzogen. Als besch��tzte Verwandte des Papstes erfreute sie sich der Bevorzugung der Nonnen und der F��hrerschaft unter den Gespielinnen.
Es bestand damals eine seltsame, von den grellsten Widerspr��chen gepeitschte Welt, die selbst einem italienischen M?dchen, das sonst alles, was Wirklichkeit besitzt, unbefangen angreift und durchlebt, ernstlich bange machen und Kopf und Herz verwirren konnte. Der jungen Angela wurde in Bild und Predigt eine sittliche Sch?nheit und Vollkommenheit vorgehalten, deren irdischer Vertreter, der Greis, auf welchem, wie der gleichzeitige Sultan sich ausdr��ckt, das Christentum beruhte, milde gesagt, ein entsetzlicher Taugenichts war, ��ber dessen Ruchlosigkeiten die Schwestern weinten und die Schlimmsten ihrer Gespielinnen insgeheim sich lustig machten.
Angela aber erschrak und brachte es nicht ��ber sich, das Leben als einen Widerspruch zu verspotten.
Sie begann nun, sich schwere Bu?en und Gei?elungen aufzuerlegen zugunsten ihres Verwandten, des Heiligen Vaters, und ihrer Base Lukrezia, von welcher im Kloster gleichfalls mit geheimen Seitenblicken des Abscheues geredet wurde. Von diesen Peinigungen brachten sie die verst?ndigen Schwestern indessen bald zur��ck, indem sie ihr vorhielten, alle ihre Anstrengungen w?ren einem solchen Unma? der S��nde gegen��ber g?nzlich unzureichend und vergeblich.
Daf��r entwickelte sich in Angela gegen die herrschende Nichtsw��rdigkeit ein Bed��rfnis verzweifelter Gegenwehr und, mit einem zarten Flaum auf den Wangen und dem Feuer ihrer Augen, eine gewisse ritterliche Tapferkeit, nicht nach dem duldenden Vorbilde ihrer weiblichen Heiligen, sondern mehr nach dem k��hnen Beispiel der geharnischten Jungfrauen, die in der damaligen Dichtung umherschweiften, jener untadeligen Prinzessinnen, die sich der Schw?chen ihres Geschlechtes sch?mten und welche zu handeln und sich zu verteidigen wu?ten, ohne dabei die Grazien zu beleidigen.
So erwuchs Angela kraft einer edeln Natur zu einem widerstandsf?higen und selbstbewu?ten M?dchen, zu dem, was das Jahrhundert in lobendem Sinne eine Virago nannte.
Nun begab es sich an einem Sommertage, da? aus dem Dunkel des Eichwaldes, der den Fu? des das Kloster tragenden apenninischen Felsens umnachtete, auf wei?em Zelter eine helle Waldfee mit ihren Gespielen, oder vielleicht G?ttin Diana mit ihrem Jagdgefolge, oder gar die erlauchte Donna Lukrezia mit ihren Frauen emporstieg und an die Pforte klopfte.
Wirklich, es war diese. Sie wurde von der ?btissin empfangen, der sie die Hand k��?te und von welcher sie gesegnet wurde. Dann lie? sie sich die Nonnen und die Klosterz?glinge vorstellen und richtete an jede holdselig das ihr nach Rang und Stand geb��hrende Wort mit einer wohllautenden Stimme, die noch lange nachklang, nachdem sie gesprochen hatte. Zuletzt nahm sie Angela beiseite, und, Hand in Hand mit ihr durch einen Lorbeergang des Gartens auf und nieder wandelnd, sagte sie ihr fr?hlich, da? sie die Verlobte des Thronerben von Este sei, und da? sie Angela als ihre Verwandte und ihr Hoffr?ulein nach Ferrara mitnehmen werde. "Base", l?chelte sie,
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