Schar der Gefangenen hervor, Lukrezia zu F��?en st��rzend und ihr die H?nde k��ssend. Alle hatten sie sich zuvor gereinigt, und ihre leidenschaftliche Dankgeb?rde ermangelte nicht des Anstandes. Doch gab es unter ihnen erbarmungsw��rdige Jammergestalten und abschreckende Verbrechermienen.
Zuletzt, nachdem der Kerker sich seines ekeln Inhalts entleert hatte, stieg noch ein J��ngling von edelster Bildung mit gekreuzten Armen die dunkeln Stufen empor. Ans Tageslicht tretend, erhob er die H?nde, als ob er die Sonne begr��?e; dann beschirmte er mit ihnen die Augen, als blende ihn der scharfe Strahl oder die Sch?nheit der oben stehenden beiden Frauen. Ein Knie vor Donna Lukrezia beugend, bedankte er sich bei ihr mit den Worten: "Erlauchte Frau und Schw?gerin, ich begr��?e in Euch die Barmherzigkeit, die jedes weibliche Herz bewohnt, und die f��rstliche Gnade, vor welcher die Fesseln fallen."
Mit diesen und noch sch?neren Reden huldigte er der neuverm?hlten F��rstin, dann richteten sich seine Augen, die wirklich in ihrer tiefen Bl?ue unter dem edeln Zuge der dunkeln Brauen von seltenem Zauber waren, auf die j��ngere Borgia, und er erstaunte aufrichtig ��ber die strenge Haltung des kaum erwachsenen M?dchens.
"Doch, rettende F��rstin", fuhr er fort, "wen bringt Ihr in Euerm Gefolge? Ist es die G?ttin der Gerechtigkeit, bes?nftigt durch die G?ttin der Huld?"
Angela war schon von der Reise und durch die Bosheiten Don Ferrantes aufgeregt; jetzt emp?rte sie das Gaukelspiel der Begnadigung des S��nders durch die S��nderin und der Flitter der Phrase. Wie sie nun gar in den Born dieser wunderbaren Augen blickte, wurde sie von Zorn und Jammer aufs tiefste ersch��ttert. Ihre innerste, starke Natur ��berw?ltigte sie, und jede Verschleierung abwerfend, trat ihr Wesen unverh��llt hervor. Ihre redlichen Augen richteten sich auf die seinigen, und es bewegte sich etwas Undeutliches auf ihren ausdrucksvollen Lippen.
"Was meint die Herrin?" fragte Don Giulio.
Da brach es hervor. Angela sprach deutlich vor den hundert und hundert Zeugen, und ihre Stimme klang ��ber den Platz: "Schade, jammerschade um Euch, Don Giulio! F��rchtet Gottes Gericht!"--Ein gro?es Schweigen entstand.
Und noch einmal erscholl die Stimme des M?dchens ��ber Don Giulio:
"Schade um Euch!" Seltsam! Die Ferraresen teilten vollst?ndig Angelas Gef��hl und Urteil ��ber das verwerfliche und gef?hrliche Treiben des F��rstensohnes, das Bedauern seiner Entwertung und ihr Leid um ihn, den sie liebten um seiner Sch?nheit und Anmut willen.
Rings erhob sich ein Gemurmel und Echo: "Schade! Sie hat recht! Es ist wahr! Schade um ihn!"
Donna Lukrezia aber ergriff die Hand Angelas, wie die ?ltere Schwester die einer j��ngeren, welche sich etwas Unziemliches hat zuschulden kommen lassen.
"Wie kannst du dich so vergessen?" sagte sie und f��hrte die Bewegte hinweg, die vor Scham und Aufregung in ein krampfhaftes Schluchzen ausbrach, wor��ber auch der bisher gelassen gebliebene Don Giulio die Haltung verlor.
Zweites Kapitel
Da, wo der weite Park von Belriguardo in die ferraresische Ebene ohne Grenzmauer verl?uft, sa?en auf einer letzten verlorenen Bank im Schatten einer immergr��nen Eiche zwei, die, aus Haltung und Miene zu schlie?en, voneinander Abschied nahmen.
Bald legte der junge, in die schwarze Tracht von Venedig gekleidete Mann die Hand beteuernd auf das Herz, bald betrachtete er die still in sich versunkene Gestalt Lukrezias, wie um sie sich auf ewig einzupr?gen.
"So gehet Ihr denn, Bembo", sagte sie, "und ich halte Euch nicht, da Ihr damit erf��llet, um was ich Euch bat, ohne es auszusprechen. Ihr geht, und wie lange wird es dauern, bis Ihr mich vergesset!"
"Donna Lukrezia", erwiderte der Venezianer bewegt, "wie lange ich Euer gedenken und Euch lieben werde, wahrlich, das ist mir verborgen, denn ich kenne nicht meine Todesstunde."
Er sagte es mit so trauriger Z?rtlichkeit in der Stimme, da? die Herzogin ger��hrt erwiderte: "Um mein Andenken in Euch zu erhalten, sollt Ihr etwas von mir mit Euch nehmen, mein Freund", und sie winkte eine schlanke, dunkle M?dchengestalt heran, die am Waldsaum auf und nieder schritt, wohl um die Herrin vor sich selber zu h��ten, oder um das Nahen eines unwillkommenen Zeugen zu verraten.
"Setze dich neben mich, Angela", sagte sie, "und schneide mir eine Locke vom Haupt!" Sie ?ffnete ihr Gurtt?schchen, zog daraus ein kleines, scharfes Messer mit goldenem Griff hervor und bot es Angela, die, den Befehl ausf��hrend, ihr vom ��berflusse eine flutende Locke raubte.
Die F��rstin suchte nach einer H��lle, um den Ringel hineinzulegen, fand aber nichts als in derselben Gurttasche eine in Gold und gepre?tes Leder gebundene Ausgabe der sieben Bu?psalmen, ein beliebtes Handb��chlein der damaligen Hofwelt. Unbefangen legte sie ihre Locke hinein und reichte Bembo das Liebespfand. Dieser dr��ckte es an die Brust, dann an den Mund und dankte f��r den s��?en Kern in der herben Schale mit einer seelenvollen Miene, durch welche sich ein ganz leises, ironisches L?cheln schlich.
"Schreibt mir", sagte sie dann, "durch sichere Gelegenheit, jedesmal, wenn Ihr ahnet, da? mir Gefahr droht und ich Eures Rates bedarf. Bleibet um mich, auch in der Ferne! Ich wei?, Ihr verlasset mich nicht, nachdem Ihr mir geholfen habt, den Bau meines neuen Gl��ckes in Ferrara aufzurichten."
"Es war eine
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