die Machenschaft mit Seppi Blatter ist nichts,? erwiderte der Garde. ?Im ��brigen hoffe ich, da? ich bei der Wassertr?stung[5] das Amt niederlegen kann. Ich bin der Geschichte satt.?
[5] Wassertr?stungen nennt man die Gemeindeversammlungen, in denen Beschl��sse ��ber die Wasserleitungen gefa?t werden.
?Das nicht, das nicht; ��ber Seppi Blatter aber reden wir im Gemeinderat.?
Die M?nner sch��ttelten sich die H?nde.
?Nichts f��r ungut!? sagte der Garde, ?ich rede frei von der Leber, anders hab' ich's nicht gelernt.?
Binia aber rief: ?Nicht wahr, Eusebi darf noch bei mir bleiben.?
?Gewi?,? l?chelte der Garde wohlgef?llig, ?ich habe nichts lieber, als wenn er bei anderer Jugend ist.? Da ri? die wilde Binia den scheuen Jungen mit sich.
Der Garde, der ganz aus Eisen zusammengesetzt schien, ging langsamen Schrittes durch die kleinen Aecker zur H��tte des Wildheuers Seppi Blatter. Er hatte schwer zu denken und wiegte den m?chtigen Kopf: Was f��r ein merkw��rdiger Mann ist doch der Presi! St. Peter ist zu klein f��r seine rastlose Betriebsamkeit. In allem hat er die Hand. Er hat seine Schuldscheine auf Aeckerchen und Alpen, er beherrscht als Vermittler zwischen den Sennen und den fremden H?ndlern den K?se- und Viehhandel, er ist Posthalter und hat damit den Einblick in allen Verkehr und nun will er noch Fremdenwirt werden.
Dazu die schlechte voreilige Anb?ndelei mit Seppi Blatter! -- Was hat er f��r einen Zweck dabei? Keinen! Eine Laune ist's, ein St��ck str?flichen Uebermutes.
Da war er bei der H��tte angekommen.
?He, flei?ige Vroni, wo ist der Vater??
Vroni sa? auf dem moos��berwachsenen Block, der das H?uschen schirmte, sie flocht mit flinken Fingern an einem jener Strohb?nder, woraus die Glotterthalerinnen die zierlichen H��te machen, die sie tragen. Nebenbei ��berwachte sie die drei Ziegen, die, mit den Schellen klingelnd, zwischen hohen roten Enzianen und blauem Eisenhut sich ihr Futter naschten.
?Vater, Mutter und Josi wildheuen an den Bockjeplanken; kann ich dem Vater etwas ausrichten, Pate??
?Er soll unter Licht[6] bei mir vorbeikommen. Guten Abend, artiges Kind --?
[6] unter Licht, schweizerdeutsch, ?in der D?mmerung?.
Damit stoffelte[7] er den Berg hinan. Vroni hatte aber von ihm einen Blick aufgefangen, der ihr zu denken gab. In seiner Freundlichkeit war ein sorglicher Ton gewesen, der ihr in den Ohren nachklang.
[7] stoffeln, schwerf?llig gehen.
Wie gestern rollte auch heute in einem fort Lawinendonner in st?rkeren und schw?cheren Schl?gen vom Gebirg, und pl?tzlich fiel ihr der Vater ein. Sie wu?te nicht warum. Doch! Er war am Morgen so bla? gewesen, er hatte gesagt, er habe die ganze Nacht kein Auge geschlossen wegen des Donners.
Vroni bemerkte es in ihrem Sinnen nicht, da? eine behende Gestalt wie ein Wiesel ��ber die Felsen hinaufgeklettert kam, sie erschrak ordentlich, als Binia ihren Arm um sie schlang. Und dann sah sie den scheuen Eusebi unten stehen.
?Komm, Sebi, komm!? Er kletterte, setzte sich zutraulich zu den zwei M?dchen, seine Augen gl?nzten in stiller Freude. ?Vroni und Bini wissen, da? ich nicht so einf?ltig bin, wie die Leute meinen,? dachte er.
?Vroni, wie geht die Geschichte von den heligen Wassern weiter, mir hat die ganze Nacht von der Wildfrau Gabrisa getr?umt, sie war aber nicht schwarz, sondern blond wie du!? scherzte Binia.
Vroni lachte, dann mahnte sie: ?Du, von Josi darfst du keinen Ku? mehr bekommen!?
Eusebi ri? die Augen auf: ?K--k--ku?,? stammelte er verwundert.
?So!? Lustig stellte Binia die wei?en Z?hne. ?Erz?hle jetzt nur, Vroni. Josis Ku? war ja nur Spiel.?
Da legte Vroni, wie sie es gewohnt war, die H?nde ��ber das Knie und sah in die Weite: ?Ich fange jetzt gleich an, wo ich gestern zu ��berdenken aufgeh?rt habe, ich mag das Gleiche nicht zweimal sagen.?
?O, das macht mir und Sebi nichts, wenn du nur erz?hlst,? versicherte Binia.
Da begann Vroni:
?Man wunderte sich, wie die Wildleute Wasser in die Weinberge hinauff��hren oder tragen werden und viele Leute gingen nach Hospel hinaus, um es selber zu sehen. Die Wildleute fingen aber bei St. Peter zu arbeiten an, sie hieben B?ume um und h?hlten die dicken St?mme fast ganz aus, so da? breite und tiefe K?nnel entstanden. Den ersten legten sie an das Gletscherthor, aus dem die Glotter ins Thal l?uft, und dann viele Hunderte daran, den Anfang des einen in das Ende des anderen, immer fast eben hin. Von Zeit zu Zeit pr��ften sie, ob das Wasser hindurchflie?e, und wenn es lief, so tanzten sie vor Freude und klatschten in die H?nde. 'Alleweil sanft, alleweil sanft,' riefen sie sich zu, und da ihnen der Boden des Thales zu rasch abw?rts ging, zogen sie die K?nnel den Berg entlang, so da? sie viel h?her als der Thalboden zu liegen kamen und sich hoch am Berg dahinwanden. Die Thalleute wunderten sich, da? sich die Wildleute so viel M��he gaben, sie wu?ten nicht, was werden solle. Die Wildleute aber riefen:
'Sunneschyn, ja Sunneschyn Macht die ruchen[8] Wasser fyn!'
[8] ruch, rauh.
?Wo ein Baum stand, der die K?nnel beschattet h?tte, f?llten sie ihn. So zogen sie die Leitung der Sonnenseite des Thales entlang und hoch durch ihren eigenen Wald
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.