An heiligen Wassern | Page 7

Jakob Christoph Heer
den Leuten wie keine andere, hat einen tadellosen Ruf, kurz, ich meine, Ihr f��hrt eine geschickte Frau ins Haus. Aber --?
Der Garde stockte.
?Aber?? -- wiederholte der Presi.
?Cresenz ist aus einem so gro?en Gasthof und an das Fremdenleben so gew?hnt, da? es ihr hier bei uns hinten, wo doch nur Bauern und Alpleute sind, langweilig wird.?
Der B?renwirt lachte: ?Falsch, Garde, falsch! -- Daf��r ist gesorgt. Ein sch?nes St��ck wird schon sein, Bini zu ziehen. Das Kind ist verwildert; denkt nur, gestern kam sie mir barfu? bis nach Tremis entgegen, es hat mich gesch?mt vor den Leuten. Ich habe keine Zeit, mich mit ihr abzugeben, die kropfige Susi, das Keifweib, wird nicht Herr ��ber sie, fahre ich aber einmal mit einem Donnerwetter dazwischen, so schilt sie mich frank einen Rabenvater.?
Die beiden M?nner lachten herzlich -- es schien, der Streit von vorhin sei in lauter Freundschaft aufgel?st.
Da r?usperte sich der Garde: ?Haltet, wenn Ihr jetzt eine frische, h��bsche Frau bekommt, nur die Beth selig in Ehren und gutem Andenken.?
Das Gesicht des B?renwirts verfinsterte sich.
?Aber das gebt Ihr doch zu,? sagte er m��rrisch, ?Frau Cresenz wird eine bessere Wirtin als die arme selige Beth.?
?Alle Leute im Dorf haben sie geliebt und verehrt, nur Ihr nicht. Sie war eine Frau wie ein Engel, sie hat nur das Ungl��ck gehabt, da sie Euern hochfahrenden Pl?nen nicht hat folgen k?nnen und nicht hat wollen. Sie war eine, wie wir alle im Dorfe sind: einfach und fromm, stets auf den Frieden im Leben und die Seligkeit im Himmel bedacht, Ihr aber gleicht von jeher mehr den Leuten drau?en in der Welt, hastig und unruhig seid Ihr immer voll Pl?ne, habt Ihr immer eine ganze Menge Dinge umzutreiben. Da wird Euch allerdings Cresenz besser verstehen als Beth!?
Der Presi l?chelte ��berlegen: ?Handel und Wandel, mein' ich, giebt dem Leben das Salz und? -- er klopfte dabei auf den Tisch -- ?mit Frau Cresenz wage ich es. Der B?ren soll ein Fremdengasthof werden, ich nehm's mit dem Pfarrer und euch allen auf.?
?Presi!? Das Blut war dem Garden in den Kopf geschossen. ?Presi, das thut Ihr nicht!?
?Ihr werdet's schon erleben.? Die Augen des B?renwirtes blitzten ��berm��tig und unternehmungslustig.
?Der Pfarrer wird Euch von der Kanzel angreifen und alle werden mit ihm gegen Euch sein!?
?Der hochw��rdige Herr soll das Geistliche besorgen, das Weltliche besorgen wir schon.? Der Presi lachte und fuhr dann fort: ?Ich will Euch verraten, warum er keine Fremden will. Es sind jetzt vierzig Jahre, da? er nach St. Peter gekommen ist. Da stieg ��ber die Schneel��cke herunter der erste Fremde, ein ber��hmter Naturforscher, der mit seinen F��hrern die Krone erklettert hatte. Die Leute von St. Peter erstaunten dar��ber so sehr, da? sie den Pfarrer riefen. 'Vielleicht sind's Gespenster!' sagte er und ordnete eine Prozession an, damit man ihnen entgegenziehe. Als der Bergsteiger, seine F��hrer und Tr?ger kamen, spritzte er ihnen Weihwasser entgegen und schrie: %'Apage, apage, Satanas!'% Auf dieses Zeichen trieben die von St. Peter die Fremden um das Dorf herum und jagten sie den Stutz abw?rts. Glaubt, Garde, wegen der Schande von damals will der Pfarrer nichts von Fremden wissen, er f��rchtet, die Geschichte, wegen der wir von St. Peter in den B��chern als ein rauhes und dummes Volk verschrieen sind, werde dadurch frisch!?
Der Garde hatte sich beruhigt: ?Der Pfarrer ist gegen den Fremdenverkehr, weil er von ihm das Verderben des Dorfes f��rchtet. Er hat recht. In Grenseln, wo jetzt auch zwei Gasth?fe sind, hat erst diesen Fr��hling ein M?dchen, das im einen diente, ein Uneheliches bekommen. Denkt die Schande!?
?Ja, aber die Forellen aus meiner Fischenz in der Glotter und den Hospeler aus meinen Bergen w��rde ich gern etwas besser verkaufen, als es bis jetzt geschehen ist.?
?Werdet nicht zum Fluch von St. Peter, Presi, daf��r hat Euch wahrlich die Gemeinde Euer Amt nicht gegeben. -- Ich mu? jetzt von etwas sprechen, wovon man eigentlich nicht reden soll, so wunderbar heilig ist es. Hat je eine Lawine das Dorf St. Peter getroffen? Nie! Und doch wohnen wir unter den Firnfeldern der Krone und sie h?tten freien Weg.?
?Ich wei? schon, wohin Ihr zielt, aber ich bin nicht abergl?ubisch; die armen Seelen kommen in die H?lle, nicht auf die Gletscher. Das sagt ja der Pfarrer selbst,? h?hnte der Wirt, ?der wird's wissen!?
In diesem Augenblick schaute ein etwa f��nfzehnj?hriger Junge bl?d durch die halbge?ffnete Th��re.
?Nur hinein, Eusebi!? Lustig schob Binia den ungelenken schw?chlichen Burschen mit beiden H?nden vom Flur in die Stube.
?Was willst, Eusebi?? fragte der Garde freundlich.
?S--s--sollst h--h--heim--k--k--ommen, V--v--vater. Ei-- ein R--rind ist k--k--kr--rank auf d--d--er Alp.?
Der Stotterer sch?mte sich seines Uebels, er wu?te nicht wohin blicken.
?Sei nur ruhig, Eusebi, ich komme!? Der Garde stand auf und der Presi gab ihm bis auf die Freitreppe das Geleit.
Dort s?umten die M?nner noch einen Augenblick.
?Also wir m��ssen auf alles gefa?t sein, die Wildleutlaue kann jede Stunde gehen,? sagte der Presi ernst.{1}
?Ja, aber noch einmal gesagt,
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