An anthology of German literature | Page 6

Calvin Thomas
ihres Herzens Tiefe
die heilige Jungfrau, Dass nach diesen Worten des Waltenden Sohn,
2030 Der Heilande bester, helfen wollte. Es trug da auf den Amtleuten
der Edelfrauen schönste, Den Schenken und Schöpfwarten, die dort den
Scharen aufwarten sollten, Nicht von Wort noch Werk irgendwas zu
unterlassen, Was sie der heilige Krist heissen würde 2035 Zu leisten
vor den Landessöhnen. Leer standen dort Der Steinfässer sechse; da
gebot so stille Der mächtige Gottessohn, so es der Männer viele In
Wahrheit nicht wussten, wie er es mit seinen Worten gesprochen; Er
hiess die Schenken da mit schimmerndem Wasser 2040 Füllen die
Gefässe und hat dies da mit seinen Fingern dort Selber gesegnet; mit
seinen Händen Verwandelt' er Wasser in Wein. Er liess aus den weiten
Gefässen Schöpfen mit einer Schale; und zu den Schenken sprach er da,
Hiess sie von den Gästen, die bei dem Gastmahle waren, 2045 Dem
Hehrsten in die Hand geben Ein volles Gefäss, dem, der über das Volk

dort Dem Wirte zunächst gewaltet.
[Notes: 1: M.H.G. lûtertranc, a sort of spiced claret. 2: The 'vessels'
from which wine was poured into the cups.]
Lines 2235-2264: The stilling of the storm on the sea of Galilee.
Da hiess er die anderen Wehrmänner 2235 Weiter wandern; und mit
wenigen nur bestieg Einen Kahn Kristus, der Heiland, Schlummermüde
zu schlafen. Die Segel liessen schwellen Die wetterweisen
Wehrmänner, leiteten den Wind hinein, Trieben auf dem Meerstrom,
bis in die Mitte kam 2240 Der Waltende mit seinen Wehrhaften. Da
begann des Wetters Gewalt, Stürme stiegen auf, die Stromfluten
wuchsen, Her schwang sich Wolkengeschwirr, es schäumte der See, Es
wütete Wind und Wogen; die Wehrmänner bangten, Das Meer war
wildmutig, nicht wähnte der Männer einer 2245 Länger zu leben. Da
eilten sie, den Landeswart Zu wecken mit ihren Worten und wiesen
ihm des Wetters Wut, Baten, dass ihnen hilfreich würde Kristus, der
Heiland, Wider die Wasser, oder "wir werden hier in Weh und Angst
Versinken in diesem See." Selbst erhob sich 2250 Der gute Gottessohn,
gnädig sprach er zu seinen Getreuen, Forderte sie auf bei der Wellen
Aufruhr die Angst zu besiegen: "Warum seid ihr so in Furcht? Noch
nicht ist gefestigt euer Herz, Euer Glaube zu gering; vergehen wird
kurze Zeit, Und stille wird werden die Sturmflut, 2255 Wonnesam der
Lüfte Wehen." Da sprach zu dem Winde er Und zu dem See ebenso
und hiess sie sanfter sich Beide gebaren. Seinem Gebote gehorchten sie,
Dem Worte des Waltenden; die Wellen wurden stille, Friedlich die Flut.
Da fing das Volk unter sich an, 2260 Die Wehrhaften, sich zu wundern;
manche fragten mit Worten, Was das für ein so mächtiger unter den
Männern wäre, Dass ihm so der Wind und die Woge auf sein Wort
gehorchten, Beide seinem Gebote.
Lines 4858-4931: The smiting of Malchus by Simon Peter.
Die weisen Männer standen In tiefem Kummer, Kristi Jünger, Vor dem
Frevel der Frechheit und zu ihrem Fürsten riefen sie: 4860 "Wäre es
dein Wille," sagten sie, "waltender Herr, Dass durch des Speeres Spitze
wir sterben sollten, Wund durch die Waffen, dann wäre für uns nichts

so wertvoll, Als dass wir hier für unsern Herrn hinsinken müssten,
Erbleicht im Kampfbegier." Erbost wurde da 4865 Der schnelle
Schwertdegen, Simon Petrus, Mächtig wallte ihm innen sein Mut, dass
er nicht vermochte ein Wort zu sprechen; So harmvoll war ihm um das
Herz, dass man seinen Herrn da Binden wollte. Erbost schritt er dahin,
Der treugemute Degen, zu treten vor seinen Fürsten, 4870 Hart vor
seinen Herrn; nicht war sein Herz in Zweifel, Nicht blöde in seiner
Brust, sondern sein Beil zog er, Das scharfe, an seiner Seite, schlug es
entgegen Dem vordersten der Feinde mit der Fäuste Kraft. Da ward
Malchus durch des Beiles Macht 4875 An der rechten Seite gerötet
durch die Waffe, Das Gehör ward ihm verhauen, an dem Haupte wurde
er wund, Dass die Todeswunde traf Kinn und Ohr, Das Bein zerbarst.
Blut sprang nach, Wallend aus der Wunde. Da war schartig an seinen
Wangen 4880 Der vorderste der Feinde; da schaffte das Volk Raum,
Des Beiles Biss fürchtend. Da sprach aber der Gottgeborene, Selber zu
Simon Petrus, hiess sein Schwert ihn stecken, Das scharfe, in die
Scheide: "Wenn ich gegen diese Schar," sprach er, "Gegen dieser
Männer Ansturm Kampfweise wollte üben, 4885 Dann mahnte ich den
erlauchten, mächtigen Gott, Den heiligen Vater im Himmelreiche, Dass
er mir zahlreiche Engel von oben sendete, Kampfeskundige; ihrer
Waffen Kraft würden nimmer Diese Männer ertragen. Keine Macht
stünde je, selbstgeeint, 4890 So fest unter den Völkern, dass ihm das
Leben gefristet Werden möchte; aber es hat der waltende Gott, Der
allmächtige Vater, es anders geordnet, Dass wir mit Milde ertragen
alles, was uns diese Männerschar Bitteres bringet. Nimmer sollen
erbost 4895 Wir uns wehren wider den Angriff, weil jeder, der
Waffenhass, Grimmen Gerkampf, gerne üben will, Oft hinschwindet
durch des Schwertes
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