Agnes Bernauer | Page 8

Friedrich Hebbel
immer nicht gew?hnt? Es ist doch schon lange her.
Bürgermeister. Noch nicht lange genug, da? die Hoffnung auf die Rückkehr der guten alten Zeit schon ganz erstickt sein sollte. Seht den Dicken da, das ist der Zunftmeister der B?cker, der macht die Ehre der Stadt. Seht doch hin! Wenn er dem ankommenden Gast, den er zu begrü?en hat, nicht mit seinem Stierkopf den Brustkasten einst??t, so zerschmettert er einem schon anwesenden ganz sicher durch den Kratzfu? das Schienbein! Was sagt Ihr? Ist's nicht, als wenn ein Pferd ausschlüge? Und das sollte man gew?hnen!
Nothhafft von Wernberg. Ihr h?ttet Euch besser wehren sollen!
Bürgermeister. Wir wurden überrumpelt! Kaiser und Reich h?tten uns besser beistehen sollen! Was n?tigte die Majest?t, den vermaledeiten Zunftbrief, der uns abgezwungen wurde, hinterher mit Ihrem Siegel zu versehen? Wir hatten genug zu tun, da? wir uns nur nicht selbst unter die Metzger und Handschuhmacher aufnehmen lassen und unsere alten Namen mit neuen vertauschen mu?ten. Denn das wurde verlangt.

Sechzehnte Szene
Frauenhoven und T?rring kommen.
Frauenhoven. Da steht der Bürgermeister, der kann es uns sagen! (Tritt zum Bürgermeister heran.) Ist es wahr, wie man im Reich erz?hlt, da? der Boden von Augsburg keine Ratten duldet?
Bürgermeister. Gewi? ist es wahr, man trifft dies Ungeziefer nimmer! Das war schon so zu den Zeiten des Drusus.
T?rring. Kurios!

Siebzehnte Szene
Trompeten.
Bürgermeister. Seine Gnaden der Herzog! (Eilt zum Eingang und begrü?t den eintretenden Herzog Albrecht.)
Albrecht (tritt zu Frauenhoven, T?rring und Nothhafft von Wernberg heran). Da seid ihr!
Frauenhoven. Wir haben den ganzen Nachmittag gesucht-
Albrecht. Und gefunden-Nothhafft von Wernberg. Eben jetzt!
Albrecht. Mich, meinst du! Oh, k?stlicher Fund! Ich bedanke mich!
Frauenhoven. Ich strich allein und-
Albrecht. Es ging dir besser, wie mir? Du entdecktest ihre Spur!
Frauenhoven. Ja!
Albrecht. Warum treff ich dich erst jetzt!
Frauenhoven. Dies M?dchen--Oh! Wohl hattet Ihr recht, uns zu fragen, ob wir Augen h?tten!
Albrecht. Du liebst sie auch?
Frauenhoven. K?nnt' ich anders?
Albrecht. Frauenhoven, das ist ein gro?es Unglück! Ich glaub's dir, da? du nicht anders kannst, es w?re Wahnsinn von mir, wenn ich verlangte, da? du entsagen solltest, hier h?rt die Lehnspflicht auf. Aber wahrlich, auch die Freundschaft, hier beginnt der Kampf um Leben und Tod, hier fragt sich's, in wessen Adern ein Tropfen Bluts übrigbleiben soll! Du l?chelst? L?chle nicht! Wenn du das nicht fühlst, wie ich, so bist du nicht wert, sie anzusehen!
Frauenhoven. Diese pechschwarzen Augen--und wie sie den Hals tr?gt, recht, um sich daran aufzuh?ngen und vor allem diese kastanienbraunen Haare-
Albrecht. Faselst du? Goldne Locken sind's, die sich um ihre Stirn ringeln--demütiger ward nie ein Nacken gesenkt und ihre Augen k?nnen nicht schwarz sein! Nein, nein, wie Meeresleuchten traf mich ihr Strahl, wie Meeresleuchten, das pl?tzlich fremd und wunderbar aus dem sanften blauen Element aufzuckt und ebenso pl?tzlich wieder erlischt!
Frauenhoven. Gn?diger Herr, ich wei? nichts von ihr, es war ein Scherz, den Ihr dem lustigen Ort, wo wir uns befinden, verzeihen m?gt!
Albrecht. So flieh! flieht alle, da? nicht Ernst daraus wird, fürchterlicher Ernst, denn ich sage euch, die sieht keiner, ohne die h?chste Gefahr!

Achtzehnte Szene
Agnes (erscheint, von Caspar Bernauer und Knippeldollinger begleitet).
Albrecht (ausbrechend). Da ist sie!
Nothhafft von Wernberg und Frauenhoven. (zugleich). Wundersch?n, das ist wahr!
T?rring. Und der Engel von Augsburg, das ist auch wahr! Dort steht ja der Vater!
Albrecht. Kennst du sie?
T?rring. Man nennt sie hier allgemein den Engel von Augsburg. Sie ist die Tochter eines Baders, gn?diger Herr! Wir lie?en uns vorhin die B?rte bei ihm stutzen. (Er zeigt auf seinen Bart.) Seht Ihr? Der Mann ist geschickt, nicht wahr? Es k?nnte dem Eurigen auch nicht schaden! (Er tritt auf die Gruppe zu.) Guten Abend, Meister, da sehen wir uns schon wieder!
Caspar Bernauer. Viel Ehre für mich!
Albrecht (folgt, zu Agnes). Jungfrau, warum erteilt Ihr auf den Turnieren nicht den Dank? Was durch Eure H?nde geht, ist edler, als Gold, und k?stlicher, als Edelstein, w?r's auch nur ein grüner Zweig, vom n?chsten Busch gebrochen!
Caspar Bernauer. Meine Tochter ist an solche Reden nicht gew?hnt, gn?diger Herr; fragt sie aus den sieben Hauptstücken unseres allerheiligsten Glaubens, und sie wird nicht verstummen!
Agnes. Nicht doch, Vater, der Herzog von Bayern will seine Braut so anreden und macht bei der Bürgerstochter von Augsburg nur die Probe!
Caspar Bernauer. Wohl gesprochen, Agnes, aber zum Antworten hast du keine Vollmacht, darum danke Seiner Fürstlichen Gnaden für die Herablassung und komm!
Albrecht. Warum, st?rriger Alter? Noch habe ich ja kaum den Ton ihrer Stimme geh?rt, noch kamen die vierundzwanzig Buchstaben nicht alle über ihre Lippen! (Abgewandt.) Ha, ich k?nnt' sie bitten: sprich dies Wort aus, oder das, oder jenes, nicht des Sinns wegen, nur damit ich erfahre, mit wieviel Musik dein Mund es beschenkt! (Zu Caspar Bernauer.) Ihr geht doch? So mü?t Ihr mir gestatten, Euch zu begleiten! Euer Schatten weicht eher von Euren Schritten, als ich!
Caspar Bernauer. Euresgleichen würde neidisch werden!
T?rring (fa?t Caspar Bernauer unter dem Arm). Bayerns Herzog hat hier seinesgleichen nicht!
(Er führt ihn ab, Nothhafft von Wernberg gesellt sich zu Knippeldollinger und folgt.)
Albrecht (zu Agnes, die ebenfalls folgt
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