st?chen! Und Er wei? ja, sie sehen alle nach mir!
Theobald (tritt wieder ein).
Caspar Bernauer. Sieh du sie wieder an! Nun, wenn du lieber deinen Rosenkranz abbetest, meinetwegen! (Sieht sich um, zu Theobald.) Noch keine Salben abgerührt? Hat der Hahn heut morgen nicht gekr?ht?
Theobald (geht ans Gesch?ft).
Agnes. Barbara war hier, alle hassen mich, ich verderb ihnen den Tag, wenn ich komme.
Caspar Bernauer. Und darum willst du ausbleiben? Nichts da! Dann dürfte der beste Ritter ja auch nicht kommen, denn der verdirbt den übrigen ja auch den Tag. Und der n?chstbeste ebensowenig, und wer noch, bis auf den letzten, der nur zum Umpurzeln da ist! Torheit und kein Ende! Hinauf! (Zu Theobald.) Und du hole die Flasche mit dem Wundwasser herunter!
Beide (ab).
Achte Szene
Caspar Bernauer. Die Suppe ist kalt geworden! Ich nehm's für genossen! (Legt das Buch auf den Tisch.) Bisch?fliche Gnaden haben recht, wenig bring ich heraus und gerade die Hauptsachen nicht, die vom Hippokrates, denn die sind griechisch. Ich mu? es so zurücktragen.
Neunte Szene
Knippeldollinger (tritt herein). Guten Morgen, Gevatter! Ah! Das ist wohl ein Buch? Ja?
Caspar Bernauer. Und das ist wohl ein funkelnagelneues Wams?
Knippeldollinger. Nun, wenn alte Leute nichts mehr machen lie?en, würde mancher Schneider hungern! (Sieht ins Buch.) Herrje, wie kraus und bunt! Und das versteht Ihr, wie der Bischof?
Theobald (tritt mit der Flasche ein und macht sich wieder zu tun).
Caspar Bernauer. Ihr mü?t immer fragen!
Knippeldollinger. Wie alt das wohl ist?
Caspar Bernauer. Seit der Kreuzigung unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi sind jetzt verflossen eintausendvierhundertsechsundzwanzig Jahre, aber der Autor dieses Buches, das ist zu sagen der Urheber, n?mlich der Mann, der es gemacht hat, war schon über vierhundert Jahre tot, bevor der Herr auf Erden im Fleisch unter uns erschien.
Knippeldollinger. Macht an die zweitausend Jahre! Sollte man's glauben, da? es Leute gibt, die solche Bücher so lange aufheben? Es ist doch kein Gold! Denkt nur an all die Feuersbrünste und überschwemmungen, an Pestilenz und Seuchen! Sieh, sieh!
Caspar Bernauer. Es gab immer gelehrte M?nner!
Knippeldollinger. Freilich, freilich! Was gab's nicht! Wenn man das so erw?gt, Gevatter, und geh?rig bedenkt--Ja, ja! Nicht wahr? Sagt selbst!
Caspar Bernauer. Ich wei? nicht, was Ihr meint!
Knippeldollinger. Ho, ho! Besser, als ich! Damit kommt Ihr mir nicht durch. Nun, wie Ihr wollt! Wo bleibt denn mein Patchen? Die Muhme wird schon warten!
Caspar Bernauer. Ja, die hatte Grillen! (Zu Theobald.) Spring einmal zu ihr hinauf! Bring gleich das Besteck mit! Wir werden's brauchen.
Theobald (ab).
Knippeldollinger. Ihr geht nicht auch? Wir k?nnten zusammenrücken!
Caspar Bernauer. Mich kümmern bei einem Turnier nur die Beulen und Wunden, und die krieg ich hier schon zu sehen, denn man tr?gt mir die Krüppel her!
Knippeldollinger. Aber der Herzog, der Herzog von Bayern-
Caspar Bernauer. Mich lüstet nicht nach seiner Bekanntschaft, und ich will ihm wünschen, da? er auch die meinige nicht suchen mu?, denn dazu führt nur ein Rippenbruch! Heut abend ist das was anders.
Knippeldollinger. Denkt Euch, hinter der alten Klostermauer, wo mein Vetter wohnt, hat man letzte Nacht einen Toten gefunden!
Caspar Bernauer. Da ist viel zu wundern! Kommen jemals Reichsknechte nach Augsburg, ohne da? es etwas gibt?
Knippeldollinger. Wohl! Aber dieser ist so entstellt, da? man ihn gar nicht mehr erkennen kann!
Caspar Bernauer. So soll man drei Tropfen seines Blutes nehmen und sie um Mitternacht, mit einem gewissen Liquor vermischt, auf eine glühende Eibenkohle tr?ufeln. Dann wird der Verstorbene im Dampf erscheinen, wie er leibte und lebte, aber in durchsichtiger Gestalt, gleich einer Wasserblase, mit einem dunkelroten Punkt in der Mitte, der das Herz vorstellt.
Knippeldollinger. Ei! Ei! Habt Ihr den Liquor?
Caspar Bernauer. Wenn Ihr ihn h?ttet, so lie?et Ihr's durch den Ratsweibel ausrufen!
Zehnte Szene
Agnes (kommt im Putz. Theobald folgt).
Knippeldollinger. Sieh da! (Fa?t ihre Hand.) Nun bekomm ich sie doch?
Caspar Bernauer (zu Agnes). Soll ich dir jetzt mit dem Korkst?psel ein neues Gesicht machen, wie zum Sch?nbartlaufen, da du das alte nicht gern mehr herumtr?gst?
Agnes. Kommt, Gevatter!
Knippeldollinger (führt sie ab, in der Tür). Wi?t Ihr, da? der Syndikus sich wieder verheiratet? Er ist zehn Jahr ?lter, wie ich!
Caspar Bernauer. Ihr irrt, nur fünf! Viel Vergnügen! Wenig Rippenst??e!
Knippeldollinger (mit Agnes ab).
Elfte Szene
Caspar Bernauer. Alter schützt vor Torheit nicht! Nun, Caspar, nicht hochmütig, du hast wohl auch deinen Sparren! (Zu Theobald.) Geh nur auch, aber sei zur rechten Zeit wieder da! Du siehst's ja schon! Wenn sie einen forttragen!
Theobald (ab).
Zw?lfte Szene
Caspar Bernauer (nimmt das Buch wieder). Ich will's noch einmal versuchen! Ich sch?m mich doch, es so wiederzubringen! Wahrhaftig, mich ?rgert der babylonische Turmbau weit mehr, als der Sündenfall, denn ohne den spr?chen wir mit unserer einen Zunge doch auch nur eine Sprache, und verst?nden uns nicht blo?, wenn wir schreien. Das hat mich schon in meiner Jugend verdrossen. Wie gern w?r' ich als Geselle in die weite Welt gegangen, ob ich das Einhorntier, den Vogel Ph?nix, die Menschen, die auf B?umen wachsen, irgendwo zu sehen bek?me, oder gar in der Türkei, wo sie doch gewi? viele unschuldig h?ngen, ein Alr?unchen
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