A Book of German Lyrics | Page 7

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noch großer Dinge, 5
Dich zu preisen, Frühlingstag?

27. DAS SCHWERT

Zur Schmiede ging ein junger Held,
Er hatt' ein gutes Schwert bestellt;

Doch als er's wog in freier Hand,
Das Schwert er viel zu schwer
erfand.
Der alte Schmied den Bart sich streicht: 5 "Das Schwert ist nicht zu
schwer noch leicht,
Zu schwach ist Euer Arm, ich mein';
Doch
morgen soll geholfen sein."
"Nein, heut, bei aller Ritterschaft!
Durch meine, nicht durch Feuers
Kraft." 10 Der Jüngling spricht's, ihn Kraft durchdringt,
Das Schwert
er hoch in Lüften schwingt.

28. DIE RACHE
Der Knecht hat erstochen den edeln Herrn,
Der Knecht wär' selber
ein Ritter gern.
Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain
Und den Leib versenket im
tiefen Rhein.
Hat angeleget die Rüstung blank, 5 Auf des Herren Roß sich
geschwungen frank.
Und als er sprengen will über die Brück',
Da stutzet das Roß und
bäumt sich zurück.
Und als er die güldnen Sporen ihm gab,
Da schleudert's ihn wild in
den Strom hinab. 10
Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt,
Der schwere Panzer ihn
niederzwingt.

29. DER WIRTIN TÖCHTERLEIN

Es zogen drei Bursche wohl üher den Rhein,
Bei einer Frau Wirtin,
da kehrten sie ein:
"Frau Wirtin, hat Sie gut Bier und Wein?
Wo hat Sie Ihr schönes
Töchterlein?"
"Mein Bier und Wein ist frisch und klar. 5 Mein Töchterlein liegt auf
der Totenbahr'."
Und als sie traten zur Kammer hinein,
Da lag sie in einem schwarzen
Schrein.
Der erste, der schlug den Schleier zurück
Und schaute sie an mit
traurigem Blick: 10
"Ach, lebtest du noch, du schöne Maid!
Ich würde dich lieben von
dieser Zeit."
Der zweite deckte den Schleier zu,
Und kehrte sich ab und weinte
dazu:
"Ach, daß du liegst auf der Totenbahr'! 15 Ich hab' dich geliebet so
manches Jahr."
Der dritte hub ihn wieder sogleich
Und küßte sie an den Mund so
bleich:
"Dich liebt' ich immer, dich lieb' ich noch heut
Und werde dich lieben
in Ewigkeit." 20

30. DER GUTE KAMERAD
Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit
Die
Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem
Schritt und Tritt. 5

Eine Kugel kam geflogen;
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es
weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von
mir. 10
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad':
"Kann dir
die Hand nicht geben;
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter
Kamerad!" 15

31. TAILLEFER
Normannenherzog Wilhelm sprach einmal:
"Wer singet in meinem
Hof und in meinem Saal?
Wer singet vom Morgen bis in die späte
Nacht
So lieblich, daß mir das Herz im Leibe lacht?"
"Das ist der Taillefer, der so gerne singt 5 Im Hofe, wenn er das Rad
am Brunnen schwingt,
Im Saale, wann er das Feuer schüret und facht,

Wann er abends sich legt und wann er morgens erwacht."
Der Herzog sprach: "Ich hab' einen guten Knecht,
Den Taillefer; der
dienet mir fromm und recht, 10 Er treibt mein Rad und schüret mein
Feuer gut
Und singet so hell; das höhet mir den Mut."
Da sprach der Taillefer: "Und wär' ich frei,
Viel besser wollt' ich
dienen und singen dabei.
Wie wollt' ich dienen dem Herzog hoch zu
Pferd! 15 Wie wollt' ich singen und klingen mit Schild und mit
Schwert!"
Nicht lange, so ritt der Taillefer ins Gefild
Auf einem hohen Pferde
mit Schwert und mit Schild.
Des Herzogs Schwester schaute vom
Turm ins Feld;
Sie sprach: "Dort reitet, bei Gott, ein stattlicher Held."
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Und als er ritt vorüber an Fräuleins Turm,
Da sang er bald wie ein
Lüstlein, bald wie ein Sturm.
Sie sprach: "Der singet, das ist eine

herrliche Lust;
Es zittert der Turm, und es zittert mein Herz in der
Brust."
Der Herzog Wilhelm fuhr wohl über das Meer, 25 Er fuhr nach
Engelland mit gewaltigem Heer.
Er sprang vom Schiffe, da fiel er auf
die Hand;
"Hei," rief er, "ich fass' und ergreife dich, Engelland!"
Als nun das Normannenheer zum Sturme schritt,
Der edle Taillefer
vor den Herzog ritt: 30 "Manch Jährlein hab' ich gesungen und Feuer
geschürt,
Manch Jährlein gesungen und Schwert und Lanze gerührt.
"Und hab' ich Euch gedient und gesungen zu Dank,
Zuerst als ein
Knecht und dann als ein Ritter frank,
So laßt mich das entgelten am
heutigen Tag, 35 Vergönnet mir auf die Feinde den ersten Schlag!"
Der Taillefer ritt vor allem Normannenheer
Aus einem hohen Pferde
mit Schwert und mit Speer;
Er sang so herrlich, das klang über
Hastingsfeld;
Von Roland sang er und manchem frommen Held. 40
Und als das Rolandslied wie ein Sturm erscholl,
Da wallete manch
Panier, manch Herze schwoll,
Da brannten Ritter und Mannen von
hohem Mut;
Der Taillefer sang und schürte das Feuer gut.
Dann sprengt' er hinein und führte den ersten Stoß, 45 Davon ein
englischer Ritter zur Erde schoß;
Dann schwang er das Schwert und
führte den ersten Schlag,
Davon ein englischer Ritter am Boden lag.
Normannen sahen's, die harrten nicht allzulang,
Sie brachen herein
mit Geschrei und mit Schilderklang. 50 Hei, sausende Pfeile, klirrender
Schwerterschlag!
Bis Harald fiel und sein trotziges Heer erlag.
Herzog Wilhelm steckte sein Banner aufs blutige
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