A Book of German Lyrics | Page 8

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Feld,
Inmitten der
Toten spannt' er sein Gezelt;
Da saß er am Mahle, den goldnen Pokal
in der Hand, 55 Auf dem Haupte die Königskrone von Engelland:
"Mein tapfrer Taillefer, komm! trink mir Bescheid!
Du hast mir viel

gesungen in Lieb' und in Leid;
Doch heut im Hastingsfelde dein Sang
und dein Klang,
Der tönet mir in den Ohren mein Leben lang." 60

32. DES SÄNGERS FLUCH
Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr,
Weit glänzt es
üher die Lande his an das blaue Meer,
Und rings von duft'gen Gärten
ein blütenreicher Kranz,
Drin sprangen frische Brunnen in
Regenbogenglanz.
Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich, 5 Er saß auf
seinem Throne so finster und so bleich;
Denn was er sinnt, ist
Schrecken, und was er blickt, ist Wut, Und was er spricht, ist Geißel,
und was er schreibt, ist Blut.
Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar,
Der ein' in
goldnen Locken, der andre grau von Haar; 10 Der Alte mit der Harfe,
der saß auf schmuckem Roß,
Es schritt ihm frisch zur Seite der
blühende Genoß.
Der Alte sprach zum Jungen: "Nun sei bereit, mein Sohn!
Denk
unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton!
Nimm alle Kraft
zusammen, die Lust und auch den Schmerz! 15 Es gilt uns heut, zu
rühren des Königs steinern Herz."
Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal,
Und auf dem
Throne sitzen der König und sein Gemahl,
Der König furchtbar
prächtig wie blut'ger Nordlichtschein,
Die Königin süß und milde, als
blickte Vollmond drein. 20
Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll,
Daß reicher,
immer reicher der Klang zum Ohre schwoll;
Dann strömte himmlisch
helle des Jünglings Stimme vor,
Des Alten Sang dazwischen wie
dumpfer Geisterchor.

Sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger goldner Zeit, 25 Von
Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeit,
Sie singen von
allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,
Sie singen von allem
Hohen, was Menschenherz erhebt.
Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,
Des Königs
trotz'ge Krieger, sie beugen sich vor Gott; 30 Die Königin, zerflossen
in Wehmut und in Lust,
Sie wirft den Sängern nieder die Rose von
ihrer Brust.
"Ihr habt mein Volk verführet; verlockt ihr nun mein Weib?" Der
König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib;
Er wirft sein
Schwert, das blitzend des Jünglings Brust 35
durchdringt,
Draus statt der goldnen Lieder ein Blutstrahl hoch
aufspringt.
Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm.
Der
Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm;
Der schlägt um ihn
den Mantel und setzt ihn auf das Roß,
Er bind't ihn aufrecht feste,
verläßt mit ihm das Schloß. 40
Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis
Da faßt er seine
Harfe, sie, aller Harfen Preis,
An einer Marmorsäule, da hat er sie
zerschellt;
Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten
gellt:
"Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer Klang 45 Durch eure
Räume wieder, nie Saite noch Gesang,
Nein, Seufzer nur und
Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,
Bis euch zu Schutt und Moder
der Rachegeist zertritt!
"Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig' ich
dieses Toten entstelltes Angesicht, 50 Daß ihr darob verdorret, daß
jeder Quell versiegt,
Daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet
liegt.

"Weh dir, verruchter Mörder! du Fluch des Sängertums!
Umsonst sei
all dein Ringen nach Kränzen blut'gen Ruhms!
Dein Name sei
vergessen, in ew'ge Nacht getaucht, 55 Sei wie ein letztes Röcheln in
leere Luft verhaucht!"
Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört,
Die Mauern liegen
nieder, die Hallen sind zerstört;
Noch eine hohe Säule zeugt von
verschwundner Pracht;
Auch diese, schon geborsten, kann stürzen
über Nacht. 60
Und rings statt duft'ger Gärten ein ödes Heideland,
Kein Baum
verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand, Des Königs
Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;
Versunken und vergessen!
das ist des Sängers Fluch.
Joseph von Eichendorff
33. DER FROHE WANDERSMANN
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite
Welt;
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und
Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen, 5 Erquicket nicht das Morgenrot;

Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um
Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch
vor Lust, 10 Was sollt' ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl'
und frischer Brust?
Den lieben Gott lass' ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald
und Feld
Und Erd' und Himmel will erhalten 15 Hat auch mein' Sach'
aufs best' bestellt!

34. DER JÄGER ABSCHIED
Wer hat dich, du schöner Wald
Aufgebaut so hoch da droben?

Wohl den Meister will ich loben,
So lang' noch mein' Stimm' erschallt.

Lebe wohl, 5 Lebe wohl, du schöner Wald!
Tief die Welt verworren schallt,
Oben einsam Rehe grasen,
Und wir
ziehen fort und blasen,
Daß es tausendfach verhallt: 10 Lebe wohl,

Lebe wohl, du schöner Wald!
Banner, der so kühle wallt!
Unter deinen grünen Wogen
Hast du
treu uns auferzogen, 15 Frommer Sagen Aufenthalt!
Lebe wohl,

Lebe wohl, du schöner Wald!
Was wir still gelobt im Wald,
Wollen's draußen ehrlich halten, 20
Ewig bleiben treu die Alten:
Deutsch Panier, das rauschend wallt,

Lebe
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