A Book of German Lyrics | Page 4

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mein Sohn, ich seh' es genau:?Es scheinen die alten Weiden so grau."--
"Ich liebe dich, mich reizt deine sch?ne Gestalt; 25 Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt."--?"Mein Vater, mein Vater, jetzt fa?t er mich an!?Erlk?nig hat mir ein Leids getan!"--
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,?Er h?lt in Armen das ?chzende Kind, 30 Erreicht den Hof mit Mühe und Not;?In seinen Armen das Kind war tot.

[Illustration: Erlk?nig, by Moritz von Schwind]

15. GESANG DER GEISTER üBER DEN WASSERN
Des Menschen Seele?Gleicht dem Wasser:?Vom Himmel kommt es,?Zum Himmel steigt es,?Und wieder nieder 5 Zur Erde mu? es,?Ewig wechselnd.
Str?mt von der hohen,?Steilen Felswand?Der reine Strahl, 10 Dann st?ubt er lieblich?In Wolkenwellen?Zum glatten Fels,?Und leicht empfangen,?Wallt er verschleiernd, 15 Leis rauschend?Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen?Dem Sturz entgegen,?Sch?umt er unmutig 20 Stufenweise?Zum Abgrund.
Im flachen Bette?Schleicht er das Wiesental hin,?Und in dem glatten See 25 Weiden ihr Antlitz?Alle Gestirne.
Wind ist der Welle?Lieblicher Buhler;?Wind mischt vom Grund aus 30 Sch?umende Wogen.
Seele des Menschen,?Wie gleichst du dem Wasser!?Schicksal des Menschen,?Wie gleichst du dem Wind! 35

16. GRENZEN DER MENSCHHEIT
Wenn der uralte?Heilige Vater?Mit gelassener Hand?Aus rollenden Wolken?Segnende Blitze 5 über die Erde s?t,?Küss' ich den letzten?Saum seines Kleides,?Kindliche Schauer?Treu in der Brust. 10
Denn mit G?ttern?Soll sich nicht messen?Irgend ein Mensch.?Hebt er sich aufw?rts?Und berührt 15 Mit dem Scheitel die Sterne,?Nirgends haften dann?Die unsichern Sohlen,?Und mit ihm spielen?Wolken und Winde. 20
Steht er mit festen,?Markigen Knochen?Auf der wohlgegründeten?Dauernden Erde:?Reicht er nicht auf, 25 Nur mit der Eiche?Oder der Rebe?Sich zu vergleichen.
Was unterscheidet?G?tter von Menschen? 30 Da? viele Wellen?Vor jenen wandeln,?Ein ewiger Strom:?Uns hebt die Welle,?Verschlingt die Welle, 35 Und wir versinken.
Ein kleiner Ring?Begrenzt unser Leben,?Und viele Geschlechter?Reihen sich dauernd 40 An ihres Daseins?Unendliche Kette.

17. LIED DES TüRMERS
Zum Sehen geboren,?Zum Schauen bestellt,?Dem Turme geschworen,?Gef?llt mir die Welt.
Ich blick' in die Ferne, 5 Ich seh' in der N?h'?Den Mond und die Sterne,?Den Wald und das Reh.
So seh' ich in allen?Die ewige Zier, 10 Und wie mir's gefallen,?Gefall' ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,?Was je ihr gesehn,?Es sei, wie es wolle, 15 Es war doch so sch?n!
FRIEDRICH SCHILLER
18. DIE KRANICHE DES IBYKUS
Zum Kampf der Wagen und Ges?nge,?Der auf Korinthus' Landesenge?Der Griechen St?mme froh vereint,?Zog Ibykus, der G?tterfreund.?Ihm schenkte des Gesanges Gabe, 5 Der Lieder sü?en Mund Apoll;?So wandert' er an leichtem Stabe?Aus Rhegium, des Gottes voll.
Schon winkt aus hohem Bergesrücken?Akrokorinth des Wandrers Blicken, 10 Und in Poseidons Fichtenhain?Tritt er mit frommem Schauder ein.?Nichts regt sich um ihn her; nur Schw?rme?Von Kranichen begleiten ihn,?Die fernhin nach des Südens W?rme 15 In graulichtem Geschwader ziehn.
"Seid mir gegrü?t, befreundte Scharen,?Die mir zur See Begleiter waren;?Zum guten Zeichen nehm' ich euch,?Mein Los, es ist dem euren gleich: 20 Von fern her kommen wir gezogen?Und flehen um ein wirtlich Dach.?Sei uns der Gastliche gewogen.?Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!"
Und munter f?rdert er die Schritte, 25 Und sieht sich in des Waldes Mitte;?Da sperren auf gedrangem Steg,?Zwei M?rder pl?tzlich seinen Weg.?Zum Kampfe mu? er sich bereiten,?Doch bald ermattet sinkt die Hand, 30 Sie hat der Leier zarte Saiten,?Doch nie des Bogens Kraft gespannt.
Er ruft die Menschen an, die G?tter,?Sein Flehen dringt zu keinem Retter;?Wie weit er auch die Stimme schickt, 35 Nichts Lebendes wird hier erblickt.?"So mu? ich hier verlassen sterben,?Auf fremdem Boden, unbeweint,?Durch b?ser Buben Hand verderben,?Wo auch kein R?cher mir erscheint!" 40
Und schwer getroffen sinkt er nieder,?Da rauscht der Kraniche Gefieder;?Er h?rt, schon kann er nicht mehr sehn,?Die nahen Stimmen furchtbar kr?hn.?"Von euch, ihr Kraniche dort oben, 45 Wenn keine andre Stimme spricht,?Sei meines Mordes Klag' erhoben!"?Er ruft es, und sein Auge bricht.
Der nackte Leichnam wird gefunden,?Und bald, obgleich entstellt von Wunden, 50 Erkennt der Gastfreund in Korinth?Die Züge, die ihm teuer sind.?"Und mu? ich so dich wiederfinden,?Und hoffte mit der Fichte Kranz?Des S?ngers Schl?fe zu umwinden, 55 Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!"
Und jammernd h?ren's alle G?ste,?Versammelt bei Poseidons Feste,?Ganz Griechenland ergreift der Schmerz,?Verloren hat ihn jedes Herz. 60 Und stürmend dr?ngt sich zum Prytanen?Das Volk, es fodert seine Wut,?Zu r?chen des Erschlagnen Manen,?Zu sühnen mit des M?rders Blut.
Doch wo die Spur, die aus der Menge, 65 Der V?lker flutendem Gedr?nge,?Gelocket von der Spiele Pracht,?Den schwarzen T?ter kenntlich macht??Sind's R?uber, die ihn feig erschlagen??Tat's neidisch ein verborgner Feind? 70 Nur Helios vermag's zu sagen,?Der alles Irdische bescheint.
Er geht vielleicht mit frechem Schritte?Jetzt eben durch der Griechen Mitte.?Und w?hrend ihn die Rache sucht, 75 Genie?t er seines Frevels Frucht.?Auf ihres eignen Tempels Schwelle?Trotzt er vielleicht den G?ttern, mengt?Sich dreist in jene Menschenwelle,?Die dort sich zum Theater dr?ngt. 80
Denn Bank an Bank gedr?nget sitzen,?Es brechen fast der Bühne Stützen,?Herbeigestr?mt von fern und nah',?Der Griechen V?lker wartend da.?Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen, 85 Von Menschen wimmelnd w?chst der Bau?In weiter stets geschweiftem Bogen?Hinauf bis in des Himmels Blau.
Wer z?hlt die V?lker, nennt die Namen,?Die gastlich hier zusammenkamen? 90 Von Kekrops' Stadt, von Aulis' Strand,?Von Phokis, vom Spartanerland,?Von Asiens entlegner Küste,?Von allen Inseln kamen sie,?Und horchen von dem Schaugerüste 95 Des Chores grauser Melodie,
Der,
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